Das silberne Schiff - [Roman]
Wasserfall taumeln und könnte jeden Moment abstürzen, so kam ich mir vor. Aber ich konnte nicht sagen, wohin ich springen sollte, um den gefährlichsten Felsen im Teich zu entgehen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich antworten sollte. Ich wusste nur, dass Liam sich nicht dafür entscheiden würde, mit ihr zusammen zu sein, jedenfalls nicht jetzt. Er war immer noch viel zu wütend auf sie, dass sie ihm einen Sommer gestohlen hatte. Also räusperte ich mich. »Diese Entscheidung kann ich nicht treffen, nicht allein. Ich glaube, darüber musst du gemeinsam mit Liam und mir sprechen.«
Ich konnte nicht erkennen, ob das Wasser auf ihren Wangen aus ihren Augen oder vom Wasserfall kam. Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich kann noch nicht mit ihm darüber reden. Es fällt mir schwer, überhaupt mit ihm zu reden. Ich hatte gehofft, du würdest mit ihm reden.«
Ich brauchte drei lange Atemzüge, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte. »Ich weiß nicht, wie, und jetzt ist nicht die richtige Zeit. In diesem Punkt hast du recht.« Ich stand auf und sprang über die Felsen in eine tiefe Stelle des Teichs. Ich teilte das Wasser und schwamm dorthin, wo der Wasserfall in den Teich stürzte. Ich kämpfte gegen die Strömung, bis ich völlig erschöpft war. Ich schaffte es bestenfalls, nicht fortgetrieben zu werden, ohne voranzukommen. Das Tosen des Wasserfalls und der Geruch nach scharfen, nassen Felsen erfüllte mich.
Ich vergaß Kayleen und ihr Ersuchen, ich vergaß Liam, und ich vergaß, dass Joseph fort war. Ich gab mich dem Wasserfall und dem Teich so vollständig hin, dass ich, nachdem ich zu den Felsen zurückgekrault war, nur noch keuchend dalag und mich nicht mehr bewegen konnte.
Als ich mich aufsetzte, war Kayleen verschwunden.
Kapitel 19
Der Fluss
Am frühen Nachmittag des folgenden Tages verließen wir unsere sichere Zuflucht und stiegen den gegenüberliegenden Grat auf einem Pfad hinauf, den Liam eine Woche nach unserer Landung entdeckt hatte. Für die Kletterpartie brauchten wir fast zwei Stunden. Oben auf dem Grat hielten wir kurz an. Als ich zurückschaute, konnte ich unser Tal nicht mehr sehen. Das Goldkatzental schon, aber nicht den Wasserfall und Westheim – all das war hinter Felsrücken verborgen. Der Feuerfluss war noch nicht zu sehen, da uns noch mindestens drei Höhenzüge von ihm trennten; wahrscheinlich mehr. Wir hatten entschieden, durch das nächste Tal zu gehen, es zu erkunden und dann die Nordküste entlang weiterzuziehen.
Die Höhle befand sich auf halber Höhe des Abhangs. Von hier aus ließ sich ein Tal überblicken, das ähnlich wie das Goldkatzental war, nur doppelt so breit und mit einem wesentlich größeren Fluss. Herden von Weidetieren zogen gemächlich durch das Tal. Keine Djuri. Größer und rundlicher und langsamer. Anscheinend glichen sie den Verlust an Geschwindigkeit durch eine aggressive Vermehrungsstrategie aus. Kayleen hatte sie zuerst entdeckt, als sie in einer langen Linie durch das weite Ende des Goldkatzentals wanderten. Sie hatte sie »Lava-Graser« getauft.
Wir blieben vor der Höhle stehen und blickten uns um. Sie war zehn Meter breit und fünf tief und wurde vom Licht der Spätnachmittagssonne durchflutet. »Hier werden wir schlafen«, sagte Liam. »In der Höhle sind wir sicher.«
Kayleen runzelte die Stirn. »Wir haben noch zwei von den Fernsensoren, die wir im Tal installiert haben. Ich glaube, ich werde sie hier aufstellen. Die Höhle bietet uns ein gutes Versteck, falls wir jemals eins brauchen.«
»Wovor sollten wir uns verstecken?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Vor den Hunden oder den Goldkatzen. Was auch immer. Was machen wir, wenn unser Grenzalarm aus irgendeinem Grund ausfällt?«
Liam musterte den breiten Pfad, der zur Höhle führte. »Etwas Schweres mit Hufen hat diesen Weg gemacht. Ich weiß nicht, wie sicher es hier wirklich ist. Schließlich gibt es an jedem Trampelpfad Raubtiere, die auf Beute lauern. Aber ja, wir sollten die Sensoren in jedem Fall aufstellen.«
Ich lugte in die Höhle. Vor einer Wand lag ein aufgehäufter Stapel Holz. Der Boden bestand aus trockenem, verhältnismäßig flachem Fels. Weiter hinten endete die Höhle in einem Durcheinander aus großen Steinen.
Ich wandte mich Kayleen zu, die Brises Führungsleine fest in den Händen hielt. Das Gebra hatte den Kopf erhoben, und die Augen waren so groß, dass sich das Weiß rund um die riesigen grün-braunen Pupillen zeigte. »Sie wittert etwas, das
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