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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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sich rasch umdrehte und zu seinem Freund ging. «Schon gut, Milo. Es ist nichts. Du kannst ruhig weiterschlafen.»
    Marysa ging ebenfalls zu ihrer Kammer zurück. «Das gilt für uns alle», sagte sie und schloss die Tür hinter sich.

9. KAPITEL
    Ganze sechs Tage hatte seine Reise von Trier gedauert!
    Als Christoph sein Pferd vor dem großen Marschiertor zügelte, waren die Strapazen, die überfluteten Wege und versumpften Straßen jedoch vergessen. Sein Herz klopfte erwartungsvoll. Er trieb das Reittier erneut an und nickte dem Torwächter freundlich zu. Dieser hielt ihn auf und verlangte die Güter zu sehen, die Christoph mit sich führte.
    Er hatte ein zweites Pferd mitgebracht, auf dessen Rücken mehrere Bündel und eine große Kiste festgezurrt waren. Habseligkeiten, die er zum Teil bei Meister Lehel untergestellt, zum Teil aber auch erst auf dem Weg hierher erstanden hatte. Ihm war nämlich noch rechtzeitig der Gedanke gekommen, dass es den Menschen seltsam vorkommen würde, wenn ein Schreinergeselle auf dem Weg zu seiner Braut nicht mehr als die Kleider mitbrachte, die er am Leib trug. Deshalb hatte er sich einen Satz vorzüglichster Werkzeuge anfertigen lassen sowie Zunftkleider, die denen der Frankfurter Tischler sehr ähnelten. Die hübschen Zinnbecher und der Tand, den er ebenfalls in seine Bündel gepackt hatte, mochten von neugierigen Augen durchaus als Erbstücke angesehen werden. Gottlob hatten die schlechten Straßenverhältnisse auch Räuber und Wegelagerer abgeschreckt. So war Christoph wenigstens nicht in die Verlegenheit geraten, den neuen Dolch, der an seinem Gürtel baumelte, benutzen zu müssen, um sein Hab und Gut zu verteidigen.
    «Wer seid Ihr und was führt Euch nach Aachen?», wollteder Torwächter wissen. «Führt Ihr Handelswaren mit Euch?»
    «Nein, guter Mann, ich bin kein Händler.» Bedachtsam schob Christoph die Kapuze seines Mantels zurück und wartete angespannt auf die Reaktion des Wächters. Er kannte den Mann, wenn auch nur flüchtig. Auch schon im Herbst hatte er hier Wache geschoben und musste ihn mindestens zwei- oder dreimal in seiner Verkleidung als Bruder Christophorus gesehen haben.
    Inzwischen erinnerte rein äußerlich nichts mehr an den Ablasskrämer. Christoph trug seine Zunftkleidung, die kurzgeschorenen Haare waren mittlerweile zu einer ordentlichen Länge nachgewachsen; im Nacken hatte er sie kurz geschnitten und sich überdies einen, wie der Barbier behauptete, äußerst kleidsamen Kinnbart zugelegt, den er alle drei bis vier Tage säuberlich bis fast auf die Haut stutzte. Christoph hoffte, sein neues Erscheinungsbild würde Marysa ebenfalls zusagen.
    «Mein Name ist Christoph Schreinemaker», stellte er sich vor. «Ich komme aus Frankfurt und bin auf dem Weg zum Haus meiner zukünftigen Gemahlin, der Schreinerwitwe Marysa Markwardt.»
    Der Torwächter musterte ihn. «Schreinemaker?» Dann grinste er. «Ach ja, von Euch hab ich gehört. Es heißt, Ihr wärt schon lang überfällig und die Frau Marysa sei ziemlich aufgebracht deswegen. Vielleicht war’s auch ihre Mutter. Man sagt, die kann eine Furie sein, die Frau Jolánda. Da habt Ihr Euch ja was eingehandelt mit so einer Schwiegermutter. Na, geht mich ja nix an. Das hier sind Eure Besitztümer?»
    Christoph nickte und atmete gleichzeitig auf. Die erste Hürde schien er problemlos gemeistert zu haben. «Was man so braucht, wenn man in einen neuen Haushalt einzieht», sagte er leichthin, dann fiel ihm noch etwas ein. «Wisst Ihr, ob in der Herberge Zum tanzenden Bären noch Betten frei sind? Dort habe ich vergangenen Herbst genächtigt, und, nun ja, bis zur Hochzeit werde ich ja irgendwo ein Plätzchen zum Schlafen brauchen.»
    Der Torwächter lachte verständnisvoll. «O ja, das werdet Ihr. Derzeit ist in Aachen nicht viel los. Nachdem die Chorhalle eingeweiht wurde, sind die Pilger und Handelsreisenden inzwischen alle wieder fort. Gewiss werdet Ihr im Tanzenden Bären eine Schlafstatt finden. Wahrscheinlich sogar eine ganze Kammer für Euch allein. Ihr kennt den Weg?»
    «Ich denke schon», antwortete Christoph. «So lange ist mein letzter Besuch ja noch nicht her.»
    Der Torwächter gab dem Lasttier einen Klaps aufs Hinterteil. «Dann gehabt Euch wohl und viel Glück!»
    Christoph trieb sein Pferd wieder an und hob kurz die Hand zum Gruß. Jetzt, da er sich endlich wieder innerhalb von Aachens Stadtmauern befand, hätte seine Laune nicht besser sein können. Kaum jemand beachtete ihn, lediglich ein paar

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