Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
ließ!
    Marysa spürte, wie sich die Haare auf ihren Oberarmen aufrichteten. Sie drehte das Zeichen um. Die Rückseite zierte ganz unverkennbar ein H – das Erkennungszeichen des Silberschmieds van Hullsen.
    Woher stammte dieses Abzeichen? Und weshalb hatte Christoph es auf seiner Reise bei sich gehabt? Marysas Hand schloss sich fest um das Schmuckstück. Er hatte nicht wissen können, dass das Marienstift sie mit diesem neuen Auftrag betraut hatte. Erwähnt hatte er dieses Abzeichen auch nicht, doch das war wenig verwunderlich. Wahrscheinlich hatte ihm einfach die Zeit dazu gefehlt. Er hatte es bestimmt zufällig irgendwo gefunden. Sie musste mit ihm sprechen! Vielleicht ließ man sie zu ihm, wenn sie den Schöffen erklärte, dass der Fund des Abzeichens ein wichtiger Hinweis war, der sie vielleicht zu van Hullsens Mörder führte.
    Das Knarren der Bodendielen hinter ihr ließ Marysa heftig zusammenfahren. Sie drehte sich um und blickte in Geruschas Gesicht. Die Augen des Mädchens waren weit geöffnet, doch zu sehen schien sie nichts. Dennoch ging sie langsam auf Marysa zu, blieb stehen, öffnete und schloss den Mund ein paarmal, ohne einen Laut über die Lippen zu bringen. Dann wandte sie sich um und verließ die Kammer wieder.
    Marysa war verblüfft. «Geruscha?» Sie folgte der Magd und sah gerade noch, wie diese einen Schritt zu viel in Richtung der Stiege machte. Der Fuß des Mädchens trat ins Leere, sie strauchelte.
    «Geruscha!» Entsetzt machte Marysa einen Satz auf sie zu, schaffte es jedoch nicht, den Sturz zu verhindern. Die Magd fiel einige Stufen hinab und stieß dabei einen Schrei aus. Sie fuchtelte mit den Armen und schaffte es, sich abzufangen. Wimmernd blieb sie auf der Treppe liegen.
    «O mein Gott, Geruscha! Beweg dich nicht. Ich helfe dir.» Marysa stellte ihre Lampe auf dem Boden ab. «Wo tut es weh? Hast du dir etwas gebrochen?»
    «Was ist denn hier los?» Jaromir streckte den Kopf aus seiner Kammer; gleichzeitig erschien auch Balbina in ihrer Tür.
    «Ist da jemand …? Oje, oje!» Die beleibte Köchin stürzte zum Treppenabsatz. «Ist das Mädchen die Treppe runtergefallen? Wie konnte das passieren?»
    Marysa beugte sich inzwischen über Geruscha und versuchte, das schluchzende Mädchen zu beruhigen. «Schon gut, Geruscha. Atme tief durch und sag mir, ob dir etwas wehtut!» An Balbina gewandt, antwortete sie: «Sie ist wieder im Schlaf gewandelt. Jaromir!» Sie winkte ihren Knecht herbei. «Komm und hilf mir. Ich weiß nicht, ob Geruscha laufen kann. Du bist kräftig genug, sie in ihre Kammer zu tragen.»
    «Ist Geruscha was passiert?» Verschlafen kam nun Milo hinzu und blickte mit großen Augen auf seine Base hinab. Auch Imela kam herbei, sodass der schmale Gang zwischen der Stiege und den Kammern regelrecht überfüllt war.
    «Es tut mir leid, Mutter.» Geruscha schluchzte noch immer. «Ich weiß gar nicht … Wie bin ich denn hierhergekommen?» Sie versuchte aufzustehen und stieß einen Schmerzenslaut aus. «Aua, mein Arm!» Verwirrt blickte sie sich um. «Wo bin ich? Oh, Herrin!» Erst jetzt schien sie Marysa zu erkennen. «Ich dachte, ich sei zu Hause. Aber wir haben ja gar keine Treppe. Ich …»
    «Schon gut, Mädchen, beruhige dich.» Marysa tätschelte vorsichtig ihre Hand und machte dann Jaromir Platz.
    «Nicht!» Geruscha wehrte sich, als er versuchte, sie hochzuheben. «Lass mich! Lass mich!» Sie stöhnte erneut laut auf, fasste sich an den Arm. «Geh weg! Weg! Fass mich nicht an!», schrie sie hysterisch. «Mutter!» Tränen quollen ihr aus den Augen.
    Jaromir fuhr zurück und betrachtete das Mädchen verstört. «Entschuldige. Ich wollte dir nur helfen.»
    Marysa versuchte nun ihrerseits, Geruscha zu stützen. «Komm, Mädchen, es geschieht dir nichts. Jaromir will dir nichts tun. Kannst du aufstehen?»
    Wie ein verängstigtes Kind drängte Geruscha sich an Marysa. «Ja, ich … Au!» Als sie versuchte, ihren linken Knöchel zu belasten, knickte sie ein. «Ich kann nicht, Herrin.»
    Marysa schüttelte den Kopf. «So geht das nicht. Milo, komm her. Vielleicht lässt sie sich von dir tragen.»
    Er drängte sich sogleich an den anderen vorbei. «Geruscha? Komm, ich helfe dir. Hier auf der Treppe kannst du nicht liegen bleiben. Wenn ich …»
    «Nein, nicht! Lass mich!»
    «Was machen wir denn jetzt?» Balbina beäugte das Mädchen stirnrunzelnd. «Anscheinend lässt sie sich von keinem Mann anfassen. Verständlich, wenn man bedenkt …» Sie stockte und räusperte sich

Weitere Kostenlose Bücher