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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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Melians Macht an den Grenzen des Landes hielt ihn nicht auf, denn Schicksal trieb ihn und die Kraft des Silmaril, der ihn quälte. So brach er ein in die unversehrten Wälder von Doriath, und alles floh in Furcht. Von den Boten des Königs entkam ihm allein Mablung, Thingols Feldhauptmann, und er brachte die grausige Nachricht.
    Eben zu jener finstern Stunde kehrten Beren und Lúthien heim, von Westen herbeieilend, und die Meldung von ihrem Kommen ging ihnen voraus wie Musik, die der Wind in dunkle Häuser trägt, wo Menschen sich grämen. Endlichkamen sie zu den Toren von Menegroth, und eine große Menge folgte ihnen. Dann geleitete Beren Lúthien vor den Thron Thingols, ihres Vaters, und Thingol sah mit Staunen auf Beren, den er tot geglaubt hatte; doch sah er ihn nicht gern, wegen all des Leides, das er über Doriath gebracht. Beren aber kniete vor ihm nieder und sagte: »Ich bin zurück, wie ich mein Wort gegeben. Ich verlange nun, was mein ist.«
    Und Thingol antwortete: »Und dein Auftrag, dein Gelöbnis?«
    Doch Beren sagte: »Es ist erfüllt. Ein Silmaril ist jetzt in meiner Hand.«
    Da sagte Thingol: »Zeig ihn mir!«
    Und Beren streckte die linke Hand aus und öffnete sie langsam, doch sie war leer. Dann hob er den rechten Arm, und von der Stunde an nannte er sich Camlost, der mit der leeren Hand.
    Da wurde Thingol milder gestimmt; und Beren setzte sich zur Linken des Thrones und Lúthien zur Rechten, und sie erzählten die ganze Geschichte ihrer Fahrt, während alle, die zuhörten, voller Staunen waren. Und Thingol schien es, dass dieser Mensch anders als alle Sterblichen und einer der Großen von Arda sei, und Lúthiens Liebe erschien ihm neu und merkwürdig; und er erkannte, dass ihrem Schicksal keine Macht der Welt widerstehen konnte. Daher gab er zuletzt seine Einwilligung, und Beren nahm die Hand Lúthiens vor dem Thron ihres Vaters.
    Doch ein Schatten fiel nun auf die Freude des Landes über Lúthiens, der Schönen, Rückkehr, denn als das Volk den Grund für Carcharoths Wüten erfuhr, waren alle nur umso mehr verängstigt, erkannten sie doch nun, dass diese Gefahr die entsetzliche Kraft des heiligen Steins in sich trug und kaum zu überwinden war. Und Beren, als er vom Vordringendes Wolfes erfuhr, erinnerte sich, dass sein Auftrag noch nicht erfüllt war.
    Als daher Carcharoth mit jedem Tag Menegroth näher kam, machten sie sich zur Wolfshatz bereit, zum gefährlichsten aller Jagdzüge, von denen je erzählt worden ist. Zu jener Hatz zogen aus Huan, der Hund aus Valinor, und Mablung von der Schweren Hand und Beleg Langbogen und Beren Erchamion und König Thingol von Doriath. Morgens ritten sie fort und überquerten den Fluss Esgalduin; Lúthien aber blieb zurück hinter den Toren von Menegroth. Ein dunkler Schatten fiel auf sie, und es schien ihr, als wäre die Sonne krank und schwarz geworden.
    Die Jäger wandten sich nach Osten und Norden, und schließlich, dem Lauf des Flusses folgend, trafen sie Carcharoth den Wolf in einem dunklen Tale, an dessen Nordseite der Esgalduin über steile Hänge herabstürzte. Am Fuß des Wasserfalls stillte Carcharoth seinen verzehrenden Durst, und er heulte, und so bemerkten sie ihn. Er aber sah sie kommen und griff sie nicht sogleich an. Da sein Schmerz für den Augenblick durch das süße Wasser des Esgalduin gelindert war, mag es sein, dass die Teufelslist seines Herzens wieder erwacht war, denn selbst als sie auf ihn zuritten, schlich er beiseite in ein dichtes Gebüsch und hielt sich dort versteckt. Doch sie umstellten den ganzen Ort mit Wachen und warteten, und die Schatten wurden länger im Walde.
    Beren stand neben Thingol, und plötzlich bemerkten sie, dass Huan von ihrer Seite gewichen war. Dann kam ein lautes Bellen aus dem Dickicht. Huan, der ungeduldig geworden war und diesen Wolf sehen wollte, war allein dort eingedrungen, um ihn hinauszutreiben. Carcharoth aber wich ihm aus, und, plötzlich aus den Dornbüschen hervorbrechend, sprang er auf Thingol los. Rasch trat Beren mit einemSpeer vor den König, doch Carcharoth fegte die Waffe beiseite und warf ihn um; dann biss er ihn in die Brust. In dem Augenblick sprang Huan aus dem Dickicht dem Wolf auf den Rücken, und sie fielen in heißem Ringen übereinander; und nie gab es einen Kampf zwischen Wolf und Hund gleich diesem, denn in Huans Bellen waren Oromes Hornklang zu hören und der Zorn der Valar, in Carcharoths Heulen aber Morgoths Hass und Tücke, grausamer als Zähne von Stahl; und die Felsen

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