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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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Dorthin konnte Beren nicht kommen. Denn den Valar war es nicht erlaubt, ihm den Tod zu verweigern, welcher Ilúvatars Gabe an die Menschen ist. Doch dies war die zweite Wahl: Dass sie nach Mittelerde zurückkehrte und Beren mit sich nähme, um dort von neuem zu wohnen, doch ohne Gewissheit des Lebens oder des Glücks. Dann müsstesie sterblich werden und einen zweiten Tod erleiden, ebenso wie Beren; und nicht lange, so würde sie die Welt für immer verlassen, und von ihrer Schönheit bliebe nur ein Gedenken im Liede.
    Dies zweite Schicksal wählte sie, das Segensreich verlassend und auf alle Rechte der Verwandtschaft mit jenen, die dort wohnen, verzichtend; und so sollten die Geschicke von Beren und Lúthien, welches Leid auch noch auf sie warten mochte, vereint bleiben und ihre Pfade zusammen aus den Grenzen der Welt hinausführen. So kam es, dass sie als Einzige unter den Eldalië wirklich gestorben ist und vor langer Zeit die Welt verlassen hat. Doch in ihrer Wahl wurden die Zwei Geschlechter vereint, und sie ist die Vorläuferin vieler, in denen die Eldar noch immer, obwohl alles in der Welt nun anders ist, ein Abbild Lúthiens der Geliebten sehen, die sie verloren.

KAPITEL XX

    VON DER FÜNFTEN SCHLACHT: NIRNAETH ARNOEDIAD
    E s heißt, Beren und Lúthien seien in die nördlichen Lande von Mittelerde zurückgekehrt und hätten dort eine Zeitlang zusammen als Mann und Frau gelebt; und in Doriath nahmen sie ihre sterbliche Form wieder an. Die sie sahen, waren froh und zugleich voller Furcht; und Lúthien ging nach Menegroth und heilte Thingols Winter mit einer Berührung ihrer Hand. Melian aber sah ihr in die Augen und las, welches Schicksal darin geschrieben stand; und sie wandte sich ab, denn sie wusste, ein Abschied bis übers Ende der Welt hinaus stand nun zwischen ihnen, und nie ist Schmerz über einen Verlust tiefer gewesen als der Schmerz Melians der Maia zu dieser Stunde. Dann gingen Beren und Lúthien allein fort, Hunger und Durst nicht fürchtend, und sie zogen über den Gelion nach Ossiriand, und dort lebten sie auf Tol Galen, der grünen Insel inmitten des Adurant, bis keine Nachricht mehr von ihnen kam. Die Eldar nannten diesen Landstrich später Dor Firn-i-Guinar, das Land der Toten, die leben; und dort wurde Dior Aranel der Schöne geboren, der später unter dem Namen Dior Eluchíl bekannt wurde, das heißt als Thingols-Erbe. Kein sterblicher Mensch hat je wieder mit Beren, Barahirs Sohn, gesprochen, und keiner hat gesehen, wie Beren und Lúthiendie Welt verließen, oder vermerkt, wo ihre Leichname zuletzt lagen.
    In jenen Tagen fasste sich Maedhros, Feanors Sohn, ein Herz, in der Erkenntnis, dass Morgoth nicht unangreifbar war; denn in vielen Liedern wurden in ganz Beleriand die Taten Berens und Lúthiens besungen. Doch würde Morgoth sie alle, einen nach dem andern, vernichten, wenn sie sich nicht wieder einten, ein neues Bündnis schlossen und gemeinsam Rat hielten; und um die Kräfte der Eldar aufzubieten, begann Maedhros jene Absprachen zu treffen, die man Maedhros’ Bund nannte.
    Doch der Eid Feanors und die Untaten, die er gewirkt hatte, schadeten Maedhros’ Plan, und er bekam weniger Hilfe, als nötig gewesen wäre. Orodreth mochte nicht auf Bitten eines Sohnes von Feanor in den Krieg ziehen, wegen der Taten Celegorms und Curufins; auch glaubten die Elben von Nargothrond noch immer, ihre versteckte Burg am besten durch List und Heimlichkeit zu schützen. Von ihnen also kam nur ein kleines Häuflein, angeführt von Gwindor, Guilins Sohn, einem tapferen Prinzen; und auch er zog gegen Orodreths Willen gen Norden, weil er um den Verlust seines Bruders Gelmir in der Dagor Bragollach trauerte. Die Nargothronder trugen Fingolfins Banner und kämpften Seite an Seite mit Fingons Schar; und sie kehrten nie zurück, bis auf einen.
    Aus Doriath kam wenig Hilfe. Denn Maedhros und seine Brüder hatten zuvor, durch ihren Eid gebunden, Botschaft an Thingol gesandt und ihn in stolzen Worten an ihre Rechte gemahnt; sie stellten ihn vor die Wahl, ihnen den Silmaril auszuhändigen oder ihr Feind zu sein. Melian riet zum Nachgeben, doch die Worte der Botschaft waren anmaßendund drohend, und Thingol dachte voller Zorn an Lúthiens Schmerz und Berens Blut, welche den Stein gewonnen hatten, gegen Celegorms und Curufins Tücke. Und mit jedem Tag, da er den Silmaril sah, begehrte er mehr, ihn für immer zu behalten; denn solche Macht war in dem Stein. Also schickte er die Boten mit verächtlichen Worten zurück.

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