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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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glaubte, dass Beren gewiss sterben werde; er sprach kein Wort und schlug die Augen nicht auf und wusste später nichts von dem Fluge. Und endlich gingen die Adler an den Grenzen von Doriath nieder; und sie kamen zu derselben Waldschlucht, wo Beren sich in seiner Verzweiflung davongestohlen und Lúthien schlafend zurückgelassen hatte.
    Dort legten die Adler Lúthien an Berens Seite nieder und kehrten zu den Gipfeln der Crissaegrim und ihren hohen Horsten zurück; doch Huan kam zu ihr, und zusammen pflegten sie Beren, wie schon einmal, als sie ihn von der Wunde heilte, die ihm Curufin zugefügt. Lange lag Beren darnieder, und sein Geist wanderte an den dunklen Grenzen des Todes entlang, immer im Wissen um einen Schmerz, der ihn verfolgte von Traum zu Traum. Dann plötzlich, als sie die Hoffnung fast schon aufgegeben hatte, erwachte er und blickte auf und sah das Laub unter dem Himmel, und unter den Bäumen hörte er neben sich den leisen, langsamen Gesang Lúthien Tinúviels. Und es war wieder Frühling.
    Fortan wurde Beren Erchamion geheißen, was der Einhänder bedeutet; und das Leiden war in sein Antlitz eingegraben. Zuletzt aber holte ihn Lúthiens Liebe doch ins Leben zurück, und wieder gingen sie zusammen durch die Wälder. Und sie hatten es nicht eilig weiterzuziehen, denn die Wälder schienen ihnen freundlich genug. Lúthien war sogar bereit, immer in der Wildnis umherzuwandern, ohne je heimzukehren, und Elternhaus und Volk und allen Glanzder Elbenkönige zu vergessen, und eine Zeitlang war auch Beren es zufrieden, doch auf die Dauer konnte er seinen Eid, nach Menegroth zurückzukehren, nicht vergessen, noch mochte er Lúthien für immer von ihrem Vater fernhalten. Denn er achtete die Gesetze der Menschen, nach denen es als gefährlich galt, den Willen des Vaters zu missachten, es sei denn in der äußersten Not; auch schien es ihm unziemlich, dass eine so königliche und schöne Frau wie Lúthien immer nur in den Wäldern leben sollte, wie das rauhe Jägervolk unter den Menschen, ohne Haus und Hofstaat und all die köstlichen Dinge, an denen Elbenköniginnen Freude haben. Nach einiger Zeit hatte er sie daher überzeugt, und sie lenkten die Schritte fort aus den hauslosen Landen; und er betrat Doriath, Lúthien heimgeleitend. So wollte es ihr Schicksal.
    Schlimme Tage waren über Doriath gekommen. Alles Volk war verdrossen und schweigsam, seit Lúthien fort war. Lange hatte man sie vergebens gesucht. Und es heißt, Daeron, Thingols Spielmann, sei zu jener Zeit aus dem Lande fortgezogen und nicht mehr gesehen worden. Er war es, welcher die Musik zu Lúthiens Tänzen und Liedern gemacht hatte, ehe Beren nach Doriath kam; und er hatte sie geliebt und all seine Gedanken an sie in Töne gesetzt. Er wurde zum größten Sänger der Elben östlich des Meeres, und er wird sogar vor Maglor genannt, Feanors Sohn. Doch als er verzweifelt nach Lúthien suchte, wanderte er auf fremden Wegen und kam über das Gebirge in den Osten von Mittelerde, wo er an dunklen Wassern viele Alter lang um Lúthien klagte, Thingols Tochter, das Schönste von allem, was lebt.
    Zu jener Zeit wandte sich Thingol an Melian; doch nun verweigerte sie ihm den Rat und sagte, das Schicksal, das er gerufen, müsse zu seinem vorbestimmten Ende hin wirkenund er solle die Zeit nur abwarten. Thingol hatte aber erfahren, dass Lúthien fern von Doriath gewandert war, denn, wie erzählt worden, von Celegorm waren geheime Botschaften gekommen, welche besagten, Felagund sei tot und Beren sei tot, Lúthien jedoch sei in Nargothrond, und Celegorm begehre sie zum Weibe. Da war Thingol voller Zorn und sandte Späher aus, in der Absicht, Krieg gegen Nargothrond zu führen; und so erfuhr er, dass Lúthien wieder geflohen war und dass man Celegorm und Curufin aus Nargothrond vertrieben hatte. Nun war guter Rat teuer, denn er war nicht stark genug, um alle sieben Söhne Feanors zu bekriegen; doch sandte er Boten nach Himring, mit der Aufforderung, bei der Suche nach Lúthien zu helfen, wenn schon Celegorm sie nicht zum Hause ihres Vaters zurückgeschickt noch für ihre Sicherheit gesorgt habe.
    Doch schon im Norden seines Reiches begegneten seine Boten einer plötzlichen und unerwarteten Gefahr: dem Ansturm Carcharoths, des Wolfes von Angband. Im Heißhunger seiner Wut war er von Norden fortgerannt, durch den östlichen Teil von Taur-nu-Fuin gezogen und kam nun von den Quellen des Esgalduin daher wie ein vernichtendes Feuer. Nichts vermochte ihn zu hindern, und auch

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