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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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hingestreckt auf dem Boden der Hölle. Die Eisenkrone rollte ihm schallend vom Haupte. Alles war still.
    Wie ein totes Tier lag Beren auf dem Boden; Lúthien aber weckte ihn mit einer Berührung ihrer Hand, und er streifte die Wolfsgestalt ab. Dann zog er das Messer Angrist, und aus den eisernen Klauen, in die sie gefasst waren, schnitt er einen der Silmaril.
    Als er die Hand darum schloss, pulsierten die Strahlen durch sein lebendiges Fleisch, und seine Hand leuchtete wie eine Lampe; doch duldete der Stein seinen Griff und tat ihmnicht weh. Da kam es Beren in den Sinn, mehr zu tun, als sein Eid verlangte, und alle drei Steine Feanors aus Angband mit fortzunehmen; doch dies war nicht das Schicksal der Silmaril. Das Messer Angrist zerbrach, und ein Splitter von der Klinge traf Morgoths Wange. Er stöhnte und schüttelte sich, und der ganze Hof von Angband rührte sich im Schlaf.
    Da erschraken Beren und Lúthien und flohen, Hals über Kopf und ohne Verkleidung; nur das Licht wollten sie noch einmal sehen. Sie wurden weder gehindert noch verfolgt, doch am Tor war ihnen der Ausgang verwehrt, denn Carcharoth war aus dem Schlafe erwacht und stand nun in Wut auf der Schwelle von Angband. Ehe sie ihn noch bemerkt hatten, sah er sie und sprang ihnen entgegen, wie sie rannten.
    Lúthien war erschöpft und hatte weder Zeit mehr noch Kraft, den Wolf zu bändigen. Beren aber trat vor sie hin, und in der rechten Hand hob er den Silmaril empor. Carcharoth blieb stehen und hatte für einen Augenblick Angst. »Fort mit dir, fliehe!«, rief Beren, »denn das hier ist ein Feuer, das dich und alle Dinge des Bösen verzehren soll.« Und er schwenkte den Silmaril dem Wolf vor Augen.
    Carcharoth aber blickte auf das heilige Juwel und war nicht eingeschüchtert, und der unersättliche Geist in ihm erwachte zu jähem Feuer; und plötzlich zuschnappend, packte er die Hand zwischen den Kiefern und biss sie am Gelenk durch. Sogleich erfüllten sich all seine Eingeweide mit einem flammenden Schmerz, und der Silmaril sengte sein verfluchtes Fleisch. Heulend rannte er davon, und sein Schmerzgeschrei hallte von den Wällen des Tales wider. So furchtbar wurde er in seiner Wut, dass alle Kreaturen Morgoths, die im Tale hausten oder sich auf dem Wege dorthin befanden, das Weite suchten, denn er tötete ohne Unterschied alles Lebende, das ihm begegnete; und aus dem Norden brach er mit Verheerung über die Welt herein. Von allen Schrecknissen, die je nach Beleriand kamen, ehe Angband fiel, war der tollwütige Carcharoth das furchtbarste, denn die Kraft des Silmaril brannte in ihm.
    Nun lag Beren ohnmächtig vor dem gefahrvollen Tor, und der Tod nahte sich ihm, denn Gift war an den Fängen des Wolfes gewesen. Lúthien sog mit den Lippen das Gift aus und stillte mit schier versagenden Kräften die entsetzliche Wunde. Doch hinter ihnen, aus den Tiefen von Angband, stieg der Lärm der großen Wut herauf. Morgoths Scharen waren erwacht.
    So hätte die Fahrt nach dem Silmaril wohl in Verderben und Verzweiflung ihr Ende gefunden; doch zu der Stunde erschienen über den Wällen des Tales drei mächtige Vögel, schneller als der Wind nach Norden fliegend. Unter allen Vögeln und Tieren waren Berens Wanderung und seine Not laut geworden, und Huan hatte alle gebeten, Obacht zu geben, wo sie ihm zu Hilfe kommen könnten. Hoch über Morgoths Reich kreisten nun Thorondor und seine Vasallen, und als sie den wütigen Wolf sahen und Berens Lage erkannten, stießen sie schnell herab, als eben die Kräfte von Angband sich aus den Schlingen des Schlafes befreit hatten.
    Dann hoben sie Lúthien und Beren vom Boden auf und trugen sie hoch in die Wolken empor. Unter ihnen begannen plötzlich Donner zu grollen, und Blitze zuckten auf, und die Berge bebten. Feuer und Qualm erbrach Thangorodrim, und flammende Pfeile wurden weit hinausgeschleudert und stürzten verheerend auf ferne Lande nieder; und die Noldor in Hithlum zitterten. Thorondor aber nahm den Weg weit über der Erde, auf den hohen Straßen des Himmels, wo die Sonne tagelang unverdeckt scheint und der Mond zwischen unumwölkten Sternen dahinzieht. So kamen sie schnell überDor-nu-Fauglith hinweg, dann über Taur-nu-Fuin, und bald waren sie über dem versteckten Tal von Tumladen. Keine Wolke und kein Nebel lag darüber, und Lúthien, als sie hinabblickte, sah weit drunten, wie ein weißes Licht, das von einem grünen Edelstein ausstrahlt, den Glanz des schönen Gondolin, wo Turgon lebte. Doch sie weinte, denn sie

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