Das Silmarillion
Brethil und kehrten nie mehr heim in ihre Wälder. Doch am fünften Tage, als schon die Nacht hereinbrach und sie noch weit von den Ered Wethrin waren, umzingelten die Orks das Heer von Hithlum, bis zum Morgen hindurch kämpfend, und sie schlossen den Ring immer enger. Am Morgen kam Hoffnung, als man Turgons Hörner vernahm, wie er mit dem Hauptheer von Gondolin anrückte; denn Turgon war im Süden geblieben, den Sirion-Pass bewachend, und er hatte den größten Teil seiner Leute von dem unbedachten Sturmangriff zurückgehalten. Nun eilte er seinem Bruder zu Hilfe; und die Gondolindrim waren stark und trugen Kettenpanzer, und ihre Reihen glänzten wie ein stählerner Fluss in der Sonne.
Nun brach die Leibwache des Königs in Phalanx durch die Reihen der Orks, und Turgon hieb sich den Weg zu seinem Bruder frei; und es heißt, freudig sei inmitten der Schlacht das Wiedersehen Turgons mit Húrin gewesen, der neben Fingon stand. Nun schöpften die Elben neue Hoffnung, und zur gleichen Zeit, um die dritte Morgenstunde, vernahm man endlich Maedhros’ Trompeten, wie er von Osten heranrückte, und die Banner von Feanors Söhnen griffen den Feind im Rücken an. Manche haben gesagt, zu dieser Stunde hätten die Eldar noch den Sieg davontragen können, wären alle ihre Heere treu geblieben, denn die Orks wankten, und ihr Vordringen wurde aufgehalten, und schon wandten manche sich zur Flucht. Doch als Maedhros’ Vorhut eben die Orks angriff, da ließ Morgoth seine letzten Streiter los, und Angband entleerte sich. Es kamen Wölfe und Wolfsreiter, und es kamen Balrogs und Drachen, und es kam Glaurung, der Vater der Drachen. Die Kraft und die Wut des Großen Wurms waren nun erst wahrhaft groß, und Elben wie Menschen sanken vor ihm dahin; und er stieß zwischen die Heere von Fingon und Maedhros und drängte sie auseinander.
Doch weder Wolf noch Balrog noch Drache hätten Morgoth zum Ziele geführt ohne den Verrat der Menschen. In dieser Stunde wurden die Ränke Ulfangs offenbar. Viele von den Ostlingen machten kehrt und flohen, die Herzen voller Furcht und Lügen; die Söhne Ulfangs aber gingen plötzlich zu Morgoth über und griffen die Nachhut von Feanors Söhnen im Rücken an; und in der Verwirrung, die sie so stifteten, drangen sie fast bis zu Maedhros’ Standarte vor. Den Lohn, den Morgoth ihnen verheißen, ernteten sie nicht, denn Maglor erschlug Uldor den Verfluchten, den Anführer des Verrats, und die Söhne Bórs erschlugen Ulfast und Ulwarth, ehe sie selber fielen. Doch neue Scharen der üblen Menschen rückten nach, die Uldor herbeigerufen und in den Hügeln im Osten versteckt gehalten hatte; und so wurde Maedhros’ Heer nun von drei Seiten angegriffen, und es löste sich auf und wurde versprengt und floh in alle Richtungen. Doch verschonte das Schicksal Feanors Söhne, von denen zwar jeder Wunden empfing, aber keiner getötet wurde, denn sie drängten sich zusammen, scharten einen Rest der Noldor und der Naugrim um sich und hieben sich ins Freie durch und entkamen zum fernen Berg Dolmed im Osten.
Bis zuletzt hielten von dem Heer aus dem Osten die Zwerge von Belegost stand, und so gewannen sie Ruhm. Denn die Naugrim traten mutiger als Elben oder Menschen dem Feuer entgegen. Ihr Brauch war es, in der Schlacht große Masken zu tragen, die grässlich anzusehen waren, ihnen aber gut zustatten kamen gegen die Drachen. Wären sie nicht gewesen, so hätten Glaurung und seine Brut alles verbrannt, was von den Noldor noch übrig war. Die Naugrim nämlich schlossen einen Kreis um ihn, als er sie angriff, und dann prüften ihre schweren Äxte seinen Panzer; und als Glaurung in seiner Wut sich umwandte und Azaghâl niedermachte, den Fürsten von Belegost, sich auf ihn wälzend, da stieß ihm dieser mit letzter Kraft von unten ein Messer in den Bauch und brachte ihm eine solche Wunde bei, dass er vom Schlachtfeld floh und alle Untiere von Angband, eingeschüchtert, ihm folgten. Dann hoben die Zwerge Azaghâls Leichnam auf und trugen ihn fort; und langsam schritten sie hinter ihm drein, aus tiefen Kehlen ein Klagelied anstimmend und der Feinde nicht weiter achtend, wie bei einer Begräbnisfeier in ihrem Lande; und niemand wagte, sie aufzuhalten.
Auf dem westlichen Schlachtfeld aber wurden Fingon und Turgon nun von einer Flut von Feinden angefallen, die dreimal stärker war als alles, was von ihren Heeren noch übrigblieb. Gothmog war gekommen, Fürst der Balrogs und Feldherr von Angband; und er trieb einen dunklen Keil
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