Das Silmarillion
die Elben den Menschen von Herzen fremd geworden, ausgenommen allein jene aus den Drei Häusern der Edain.
Fingons Reich war nicht mehr, und Feanors Söhne trieben wie Blätter vor dem Winde. Ihre Heere waren versprengt, ihr Bündnis zerbrochen, und sie nahmen ein wildes Leben in den Wäldern zu Füßen der Ered Lindon auf und vermischten sich mit den Grünelben von Ossiriand, ihrer alten Macht und Herrlichkeit beraubt. In Brethil lebten noch einige wenige von den Haladin im Schutze ihres Waldes, und Handir, Haldirs Sohn, war ihr Oberhaupt; nach Hithlum aber kam nie einer von Fingons Heer zurück noch einer der Menschen aus dem Volk Hadors, noch irgendeine Nachricht vom Ausgang der Schlacht und dem Schicksal der Fürsten. Doch Morgoth schickte die Ostlinge dorthin, die ihm gedient hatten, ihnen die reichen Lande von Beleriand verweigernd, die sie begehrten; und er schloss sie in Hithlumein und verbot ihnen, es zu verlassen. Und dies gewährte er ihnen als Belohnung für ihren Verrat an Maedhros: Sie durften die alten Leute, die Frauen und Kinder von Hadors Volk schinden und plündern. Die Reste der Eldar von Hithlum wurden in die Bergwerke des Nordens geschleppt, wo sie als Sklaven arbeiteten, bis auf einige, die sich retten konnten und in die Wildnisse und Gebirge entkamen.
Die Orks und die Wölfe zogen unbehindert im ganzen Norden umher und drangen immer weiter südlich nach Beleriand vor; sie kamen sogar bis nach Nan-tathren, ins Land der Weidenbäume, und bis zu den Grenzen von Ossiriand, und niemand in Feld und Flur war vor ihnen sicher. Doriath jedoch blieb bestehen, und die Hallen von Nargothrond waren verborgen; doch um sie kümmerte Morgoth sich nicht, entweder weil er wenig von ihnen wusste oder weil nach den geheimen Plänen seiner Tücke ihre Stunde noch nicht gekommen war. Viele flohen nun zu den Häfen und suchten Schutz hinter Círdans Mauern; und die Seefahrer segelten an der Küste auf und ab und überraschten die Feinde mit schnellen Landungen. Im Jahr darauf aber schickte Morgoth über Hithlum und Nevrast eine große Streitmacht, welche die Flüsse Brithon und Nenning herabkam und die ganzen Falas verwüstete; und Brithombar und Eglarest wurden hinter ihren Mauern belagert. Schmiede und Stollengräber und Feuerwerfer brachten die Feinde mit, und große Maschinen stellten sie auf und brachen die Mauern, so tapfer auch die Verteidiger widerstanden. Dann wurden die Häfen in Trümmer gelegt und der Turm von Barad Nimras geschleift, und die meisten von Círdans Volk wurden getötet oder versklavt. Manche aber flohen zu Schiff, unter ihnen Ereinion Gil-galad, Fingons Sohn, den sein Vater nach der Dagor Bragollach zu den Häfen geschickt hatte. Diese Überlebenden fuhren mit Círdan nach Süden zur Insel Balar, und dort schufen sie eine Zuflucht für alle, die sich dorthin retten konnten; sie unterhielten nämlich auch an den Mündungen des Sirion einen Posten, und viele leichte und schnelle Schiffe lagen in den Buchten und Wasserläufen versteckt, wo die Riedfelder dicht wie ein Wald waren.
Und als Turgon davon erfuhr, sandte er erneut Boten an die Sirionmündungen und erbat die Hilfe Círdans des Schiffbauers. Auf Turgons Wunsch baute Círdan sieben schnelle Schiffe, und sie fuhren hinaus in den Westen; doch keine Nachricht von ihnen kam je wieder nach Balar, nur von einem, dem letzten. Die Seeleute auf diesem Schiff kämpften lange mit der See, und als sie zuletzt verzweifelt umkehrten, gingen sie in einem großen Sturm in Sichtweite der Küsten von Mittelerde unter; und einen von ihnen rettete Ulmo vor dem Zorn Osses, und die Wellen trugen ihn und warfen ihn in Nevrast an den Strand. Sein Name war Voronwe, und er war einer der Boten, die Turgon aus Gondolin entsandt hatte.
Morgoths Gedanken nun verweilten stets bei Turgon; denn Turgon war ihm entkommen, von all seinen Feinden der eine, den er am sehnlichsten zu fangen oder zu vernichten wünschte. Und der Gedanke beunruhigte ihn und verdarb ihm die Siegesfreude, denn Turgon aus dem mächtigen Hause Fingolfin war nun rechtens der König aller Noldor; und Morgoth fürchtete und hasste Fingolfins Haus, wegen der Freundschaft seines Feindes Ulmo, deren es sich erfreute, und wegen der Wunden, die Fingolfins Schwert ihm geschlagen hatte. Und am meisten unter allen dieses Hauses fürchtete Morgoth Turgon, denn schon einst in Valinor war der ihm ins Auge gestochen, und wann immer er nahe kam,war ein Schatten auf seine Seele gefallen, eine Vorahnung, dass
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