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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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ist stärker und, wenn die Jahre länger werden, auch mehr von Kummer bedrückt. Denn die Elben sterben nicht, solange die Welt nicht stirbt, es sei denn, sie werden erschlagen oder verzehren sich im Leid (diesen beiden Formen des scheinbaren Tods erliegen sie); auch mindert Alter nicht ihre Kräfte, es sei denn, einer wird müde von zehntausend Jahrhunderten; und zum Sterben versammeln sie sich in Mandos’ Hallen in Valinor, von wo sie, wenn es Zeit ist, zurückkehren mögen.Die Söhne der Menschen aber sterben wahrhaftig und verlassen die Welt; weshalb sie auch die Gäste oder die Fremden genannt werden. Tod ist ihr Schicksal, die Gabe Ilúvatars, die mit der Ermüdung der Zeit selbst die Mächte ihnen neiden werden. Doch auf den Tod hat Melkor seinen Schatten geworfen, so dass er mit dem Dunkel verwechselt wird und Böses aus Gutem kommt und Furcht aus Hoffen. Einst aber haben die Valar den Elben in Valinor erklärt, dass die Menschen bei der Zweiten Musik der Ainur mitspielen sollen; während Ilúvatar nicht verraten hat, was er mit den Elben vorhat nach dem Ende der Welt, und Melkor hat es nicht durchschaut.

KAPITEL II

    VON AULE UND YAVANNA
    E s wird erzählt, die Zwerge seien zuerst von Aule im Dunkel von Mittelerde geschaffen worden; denn so sehr sehnte Aule die Kinder herbei, weil er Schüler haben wollte, die er seine Kunst und Wissenschaft lehren könnte, dass er nicht warten mochte, bis Ilúvatars Pläne sich erfüllten. Aule schuf die Zwerge genauso, wie sie immer noch sind, weil die Gestalt der Kinder, die kommen sollten, seinem Geiste nicht klar war und weil Melkors Macht noch über der Erde lag; und er wünschte daher, dass sie stark und unnachgiebig seien. Da er aber fürchtete, die andren Valar könnten sein Werk tadeln, schuf er insgeheim: Und als Erste schuf er die Sieben Väter der Zwerge in einer Halle unter den Bergen in Mittelerde.
    Ilúvatar aber wusste, was geschah, und in der Stunde, als Aule sein Werk vollbracht hatte und sich freute und eben anfing, die Zwerge in der Sprache zu unterrichten, die er für sie erdacht hatte, da sprach Ilúvatar zu ihm; und Aule hörte seine Stimme und war still. Und Ilúvatars Stimme sagte zu ihm: »Warum hast du dieses getan? Warum unternimmst du ein Werk, wissend, dass es über deine Kraft und Befugnis geht? Denn von mir hast du als Gabe nur dein eigenes Sein und kein andres mehr verliehen; deshalb leben die Geschöpfe deiner Kunst nur aus deinem Sein; sie bewegen sich, wenn du gedenkst, sie zu bewegen, und wenn dein Gedenken anderswo weilt, stehen sie still. Ist es das, was du begehrst?«
    Da antwortete Aule: »Nicht solche Herrschaft begehrte ich. Ich begehrte Dinge, die anders wären als ich, um sie zu lieben und zu unterweisen, so dass auch sie die Schönheit von Ea erkennen mögen, die du hervorgebracht. Denn mir schien, dass Platz ist in Arda für viele Dinge, die sich darinnen erfreuen könnten, und doch ist sie zum größten Teile noch leer und stumm. Und in meiner Ungeduld bin ich in Wahn verfallen. Doch das Erschaffen von Dingen liegt mir am Herzen, seit ich selber erschaffen wurde durch dich; und das unverständige Kind, welches spielt, was sein Vater tut, handelt nicht zum Spott, sondern weil es der Sohn seines Vaters ist. Doch was soll ich jetzt tun, dass du mir nicht immer zürnest? Als Kind meines Vaters opfere ich dir diese Dinge, das Werk der Hände, die du geschaffen. Tu damit, wie du willst. Doch sollte ich nicht besser dies Werk meiner Anmaßung vernichten?«
    Da nahm Aule einen großen Hammer, um die Zwerge zu zerschmettern, und er weinte. Ilúvatar aber hatte Mitleid mit Aule und seinem bescheidenen Wunsche; und die Zwerge wichen dem Hammer aus und fürchteten sich; und sie neigten die Köpfe und baten um Gnade. Und Ilúvatars Stimme sagte zu Aule: »Angenommen habe ich dein Opfer, sobald es gegeben war. Doch sieh nun, wie diese Dinge eignes Leben haben, und höre, wie sie sprechen mit eigner Stimme! Wenn anders, so wären sie nicht gewichen vor deinem Schlag oder vor allem, was du befiehlst.« Da warf Aule den Hammer hin und war froh, und er dankte Ilúvatar und sagte: »Möge Eru mein Werk segnen und verbessern!«
    Doch abermals sprach Ilúvatar und sagte: »So wie ich zu Anbeginn der Welt die Gedanken der Ainur wahrgemacht, so habe ich jetzt dein Begehren angenommen und ihm in der Welt einen Platz gewiesen; doch sonst will ich nichts bessern an deinem Werk, und wie du es gemacht, so soll es sein. Und eines will ich nicht leiden:

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