Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
Vom Netzwerk:
denn es stimmte zu seinen Plänen. Und Sauron fuhr übers Meer und sah das Land Númenor und die Stadt Armenelos in den Tagen ihres Glanzes, und er war bestürzt; umso mehr aber ging ihm das Herz über vor Neid und Hass.
    So gewitzt aber waren sein Geist und seine Reden und so stark sein verhohlener Wille, dass er binnen drei Jahren zum engsten Vertrauten unter des Königs geheimen Räten wurde; denn honigsüße Schmeicheleien gingen ihm stets von der Zunge, und Kenntnis hatte er von vielen den Menschen noch verborgenen Dingen. Und als er einmal in der Gunstihres Herrn stand, da begannen auch die anderen Räte des Königs vor ihm zu kriechen, nur einer nicht, Amandil, der Fürst von Andúnië. Langsam kam nun ein Wandel über das Land, und die Herzen der Elbenfreunde wurden streng geprüft, und viele sagten ihnen ab aus Furcht; und obwohl die restlichen sich immer noch die Getreuen nannten, hießen ihre Feinde sie nun Rebellen. Denn jetzt, da er das Ohr der Menschen hatte, widerlegte Sauron mit hundert Gründen alles, was die Valar gelehrt hatten; er machte die Menschen glauben, dass es auf der Welt, im Osten und sogar im Westen, noch viele Meere und Länder für sie zu erobern gäbe, mit unermesslichen Reichtümern. Und überdies, sollten sie schließlich doch ans Ende dieser Länder und Meere kommen, so war draußen noch das Alte Dunkel. »Und aus ihm wurde die Welt erschaffen. Denn dem Dunkel allein gebührt Verehrung, und der Fürst desselben kann noch andere Welten erschaffen, jenen zum Geschenk, die ihm dienen, so dass ihnen Macht ohne Ende zuwachsen soll.«
    Und Ar-Pharazôn sagte: »Wer ist der Fürst des Dunkels?«
    Dann, hinter verschlossenen Türen, sprach Sauron zu dem König, und er log, als er sagte: »Er ist es, dessen Name heute nicht mehr ausgesprochen wird; denn über ihn haben die Valar euch belogen, den Namen eines Eru vorschützend, eines Phantoms, das sie in ihrem Wahnsinn erfunden, um die Menschen in Knechtschaft an sich zu ketten. Denn sie sind das Orakel dieses Eru, der nur sagt, was sie wollen. Doch er, welcher ihr Meister ist, wird dennoch siegen und euch von diesem Phantom befreien. Und sein Name ist Melkor, Herr und Befreier des Alls, und er wird euch helfen, stärker zu werden als sie.«
    Darauf huldigte der König Ar-Pharazôn dem Dunkel und Melkor, dem Herrn desselben, zuerst insgeheim, baldaber offen und vor seinem Volke; und die Mehrzahl tat es ihm nach. Doch lebte noch ein kleiner Rest der Getreuen, wie schon erzählt, in Rómenna und in der Nachbarschaft, und hier und da gab es noch einige wenige im ganzen Land. Die Angesehenen unter ihnen, von denen die andern in schlechten Tagen Führung und Zuversicht erwarteten, waren Amandil, der Rat des Königs, und sein Sohn Elendil, dessen Söhne Isildur und Anárion zu jener Zeit nach der Rechnung von Númenor noch junge Männer waren. Amandil und Elendil waren große Schiffskapitäne; sie entstammten Elros’ Tar-Minyaturs Geschlecht, obgleich nicht der regierenden Linie, welcher die Krone und der Thron in der Stadt Armenelos gehörten. In den Tagen ihrer gemeinsamen Jugend war Amandil Pharazôn teuer gewesen, und obgleich er zu den Elbenfreunden gehörte, blieb er im Rate, bis Sauron kam. Dann wurde er entlassen, denn ihn hasste Sauron mehr als alle anderen in Númenor. Doch er war von so edler Geburt und war ein so mächtiger Schiffsführer gewesen, dass er bei vielen im Volke immer noch hoch in Ehren stand, und weder der König noch Sauron wagten es, Hand an ihn zu legen.
    Amandil zog sich daher nach Rómenna zurück und gebot allen, denen er noch traute, heimlich dorthin zu kommen; denn er fürchtete, das Unheil werde nun rasch zunehmen, und alle sah er in Gefahr. Und bald darauf kam es so. Denn der Meneltarma wurde in jenen Tagen ganz verlassen. Zwar wagte selbst Sauron nicht, die heilige Stätte zu entweihen, doch ließ der König bei Todesstrafe niemanden mehr hinauf, auch nicht jene Getreuen, die Ilúvatar im Herzen behielten. Und Sauron drängte den König, den Weißen Baum abzuhauen, Nimloth den Schönen, der in seinen Gärten wuchs, denn er war ein Andenken an die Eldar und das Licht von Valinor.
    Anfangs mochte der König dem nicht nachgeben, glaubte er doch, dass die Geschicke seines Hauses mit dem Baum verknüpft seien, wie es Tar-Palantir geweissagt. Er, welcher die Eldar und die Valar nun hasste, klammerte sich in seinem Wahn noch vergebens an den Schatten der alten Bündnispflichten von Númenor. Als aber Amandil von

Weitere Kostenlose Bücher