Das Skandalbett (II)
hast mir sehr gefehlt, Ivania. Das hier kann nichts anderes als Liebe sein. Ich bin ganz sicher...«
Ivania: »Sag nichts mehr, Svedese, nicht jetzt. Ich muss dir erst etwas erzählen.«
Er: »Ich liebe es, wenn du mit mir sprichst.«
Ivania: »Du erinnerst dich, als wir uns das erste Mal trafen?«
Er: »Und ob ich das tue! Ich verliebte mich sofort in dich.«
Ivania: »Ich empfand auch etwas, ich auch. Und das war ein Schock für mich.«
Er: »Ein Schock?«
Ivania: »Es störte mich sehr. Erst wollte ich dich nicht mehr treffen, dann aber doch... Ja, ich rief dich an und...«
Er: »Gott sei Dank!«
Ivania: »Und so ging es jedes Mal. Ich wollte und wollte dich nicht treffen.«
Er: »Warum wolltest du nicht?«
Ivania: »Ich wollte keine Veränderungen. Ich glaubte, dass ich mich ein für alle Mal entschieden hatte. Ich wusste, dass ich anders war als andere, und hatte mich entschlossen, das zu akzeptieren.«
Er: »Ich verstehe nicht richtig.«
Ivania: »Das letzte Mal, als wir uns trafen, sah ich ein, dass das nicht so weitergehen konnte, entweder -oder. Ich war gezwungen, mich zu entscheiden. Und diesmal endgültig und für immer. Ich fuhr auf einen Monat nach Hause.«
Er: »Aber...«
Ivania: »Der Vollständigkeit halber muss ich vielleicht auch sagen, dass ich die ganze Zeit in Rom mit einem Mädchen zusammengelebt habe, Daniela.«
Er: »Du meinst...?«
Ivania: »Ja, so liegen die Dinge. Und ich habe mich entschieden - und das unwiderruflich -, bei Daniela zu bleiben.«
Er: »Was ließ dich zu diesem Entschluss kommen?«
Ivania: »Lustig genug - etwas, das du sagtest... Die Lust unser Gesetz und die Freude unser Ziel, glaube ich, war es.«
Er: »Ich erinnere mich. Aber eigentlich warst du es, die es sagte... in einem Traum, den ich hatte... Die Lust unser Gesetz und die Freude unser Ziel...«
J. C. BLADON
Walpurgisnacht
R rrrrrrrrr... Das Summen der Türklingel hallte in der kleinen Studentenbude wider.
»Sei ein Schatz und mach auf, ja? Ich muss mir das Kleid anziehen.«
Inger seufzte und ging in den Flur hinaus. Sie wusste, dass es für Ulla war, und Ulla wusste das auch sehr genau, hatte aber die ermüdende Angewohnheit, kleine alltägliche Pflichten solcher Art immer auf Inger abzuwälzen. Am schlimmsten war, dass Ulla stets auf eine Weise um solche Gefälligkeiten bat, dass man einfach nicht Nein sagen konnte, aber jedes Mal versetzte es Inger doch einen kleinen Stich, und sie fühlte sich von Ullas Unart immer mehr irritiert.
Aber wie gewöhnlich tat Inger der Freundin den Gefallen, und als sie die Tür aufmachte, versuchte sie, ihre Gereiztheit zu verbergen.
»Hej, komm rein«, sagte sie so freundlich wie möglich zu dem jungen Mann, der vor der Wohnungstür stand. »Du bist aber ziemlich früh dran.«
»Ja, ich bin schneller fertig geworden, als ich erwartet hatte, und da dachte ich, dass ich genauso gut gleich hierher kommen könnte.«
»Wer ist denn da?«, ließ sich die laute Stimme Ullas aus dem gemeinsamen Schlafzimmer vernehmen.
»Lasse.«
»Was! Jetzt schon?«
Ulla machte die Wohnzimmertür einen Spalt breit auf und steckte den Kopf heraus. Das Haar war ungekämmt, und das Gesicht sah ohne Make-up farblos aus.
»Wir sind zwar noch nicht ganz empfangsbereit, aber du kannst trotzdem reinkommen«, sagte Inger und trat zur Seite, um den Besucher einzulassen.
Er nickte und trat ein. Während Inger hinter ihm die Tür schloss, hängte er seinen hellen Regenmantel auf einen Bügel und ging zu Ulla hin.
Die beiden unterhielten sich im Flüsterton, und das Einzige, was Inger verstehen konnte, bevor sie wieder in die kleine Küche verschwand, war, dass Ulla den Besucher ausschimpfte, weil er zu früh gekommen sei.
Es war kurz nach drei Uhr nachmittags, und der kleinen Studentenwohnung sah man es noch deutlich an, dass die beiden Mädchen all ihre Sachen durchwühlt hatten, um passende Kleider für den Abend zu finden. Es war nämlich Walpurgisnacht, und sie hatten sich geeinigt, gemeinsam nach Skansen zu fahren, obwohl Inger allein gehen wollte und Ulla ihren Freund Lars bei sich haben würde.
Lars, ja. Er und Ulla kannten sich schon seit ihrer Zeit auf dem Gymnasium, und als Ulla nach einem Jahr in Frankreich an die Uni kam, hatte Lars schon zwei Semester hinter sich. Sie fingen an, sich mehr oder weniger regelmäßig zu treffen, und da auch Inger einen festen Freund hatte, war es natürlich, dass alle vier ihre Freizeit meist gemeinsam verbrachten - besonders deshalb,
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