Das Skandalbett (II)
Stückchenweise kam die Welt zu ihm zurück, und mit ihr sie.
Ivania, Fußball, das Essen, Piper...
Herrgott! Endlich war es passiert! Er hatte Ivania mitten auf der Tanzfläche von Pipers Klub geliebt. Er fing an zu kichern. So machte man Geschichte!
Er versuchte, all das zu rekonstruieren, das Generationen hindurch von sich reden machen würde...
Sie waren dorthin gekommen, hatten getanzt und eine Menge Menschen getroffen, sie hatten unglaubliche Mengen Alkohol getrunken. Er erinnerte sich des Glücks, das er empfunden hatte, als sie sich mitten im Lokal die Bluse herunterriss, bis alle Knöpfe absprangen. Sie muss geiler als das Licht gewesen sein. Aber, die Bluse...
Beim Match, beim Essen... er erinnerte sich an ihr gestricktes Kleid in Fiorentinas Farben.
Was ist wirklicher als Träume?
Es vergingen zehn furchtbare Tage, bevor sie anrief und sich zum Mittagessen einladen ließ.
Sie gingen in ein kleines, exklusives polynesisches Restaurant, und nichts war wie früher. Sie war neutral bis an die Grenze zur Unfreundlichkeit.
Er dachte daran, dass er sie doch im Pipers gevögelt hatte, auch wenn er es nicht getan hatte, aber trotzdem... Er erlebte es, als wenn er dabei wäre, verrückt zu werden.
Nach einer Flasche Wein und ein paar Sambucca erweichte sie sich zu einem kleinen, kurzen Lächeln.
»Jetzt will ich tanzen!«, rief sie plötzlich über Rom hin.
»Wollen wir in die Taverna gehen... wo wir uns das erste Mal getroffen haben?«, fragte er, denn er war ja ein sentimentaler Schwede.
»Nein, nicht in den traurigen Schuppen. Ich will in Hilton’s Roof Garden tanzen und die Sterne und dich sehen.«
Für ein Vermögen fuhren sie mit einem Taxi auf den Monte Mario und kamen so den Sternen viel näher.
Ein deutsches Gretchen sang zu einer Bossa-nova-Gruppe aus Stuttgart, und es wirkte so, als ob sie ununterbrochen geil wäre. Die Amerikaner glaubten die ganze Sündigkeit Europas im Konzentrat zu erleben.
Als Ivanias Vitalität zufällig auf einen Höhepunkt kam, brachte er das Gespräch auf ihre Liebe und dass sie einander alles schenken sollten. Sie schien nicht nennenswert interessiert daran, und verzweifelt machte er einen Durchbruchsversuch:
»Du warst es doch, die gesagt hat... ich erinnere mich an jedes Wort... >Die Lust unser einziges Gesetz und die Freude unser einziges Ziel.< Was hast du denn damit gemeint?«
»Soll ich das gesagt haben?«
»Erinnerst du dich nicht daran? Du kannst es doch nicht vergessen haben!«
»Ich hätte nicht einmal darauf kommen können. Das scheint mehr deine als meine Formulierung zu sein.«
Da glaubte er, wieder wahnsinnig zu werden. Ihm fiel ein, dass sie es in einem Traum gesagt hatte. Wirklichkeit und Träume vermischten sich in einer peinlichen Art und Weise. Sass er jetzt hier? Mit Ivania? Schlief er, oder war er wach?
»Du wirkst ein bisschen abwesend, Svedese. Bist du krank?«
Der Abend und Ivania entglitten ihm.
Sie wollte auf der Piazza del Popolo abgesetzt werden, und im Taxi machte er einen neuen, vergeblichen Versuch, ihr nahe zu kommen.
Als er allein weiter nach Hause fuhr, konnte er nur immer wieder dasselbe denken:
»Ich weiß nicht einmal, wo sie wohnt.«
Diesmal vergingen fünf Wochen, ehe sie wieder von sich hören ließ. Er hatte fast den Gedanken akzeptiert, dass sie nur in seiner Fantasiewelt existierte und nie menschliche Gestalt gehabt hatte, aber ein »Hallo, Svedese«, und sie stand wieder im Zentrum der Realität.
Sie war anders am Telefon gewesen, ernster.
»Ich muss mit dir etwas besprechen.«
»Nichts Schlimmes, oder?«
»Nein, ich finde es jedenfalls nicht.«
»Geht es um uns?«
»Jaa.«
Er verstand, dass sie sich jetzt entschlossen hatte, und war sehr glücklich. Sie hatte sich fünf Wochen nicht sehen lassen, vielleicht um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Und jetzt war alles klar. Als wenn er es nicht von Anfang an gewusst hätte, schon das erste Mal, als sie sich sahen!
Er schaute auf die Uhr. Es war Zeit, zu George’s zu gehen.
Er bezahlte seinen Baccardi und ging die Veneto entlang in Richtung Via Marche.
Ivania war schöner als je. Er geriet in einen tranceartigen Zustand und wusste kaum, was er aß. Vermutlich sprach er doch mit ihr, denn ab und zu sah er, wie sich ihr wunderbarer Mund bewegte, vermutlich formte er Worte, die allein für ihn unter allen Menschen gedacht waren.
Beim Kaffee war sie erst eine lange Zeit still, und er machte eine Kraftanstrengung, um wieder aufzutauchen.
Er: »Du
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