Das Skandalbett (II)
weil Ulla vor kurzem mit Inger diese kleine Zweizimmerwohnung beziehen konnte.
Ursprünglich hatten sie geplant, an diesem Abend gemeinsam ganz groß zu Abend zu essen, aber dann war es zwischen Inger und ihrem Freund - Stig - plötzlich zu Ende gewesen.
Das war vor einigen Tagen in dem Gemeinschaftsraum des Studentenheims bei einer Tanzerei passiert.
Salzige Tränen brannten in Ingers Augen, als sie daran dachte, wie demütigend dieser Abend für sie verlaufen war.
Sie wusste nicht mehr ganz genau, wie alles angefangen hatte, aber sie erinnerte sich noch daran, wie sie eine Weile darauf gewartet hatte, dass Stig nach einem Gang auf die Toilette wieder mit ihr tanzte. Plötzlich hatte sie sich aber beunruhigt gefühlt und war hinausgegangen, um nach ihm zu suchen.
Stig war nirgends zu sehen gewesen, und sie war gerade auf dem Weg in den Saal, um Ulla und Lars um Hilfe zu bitten, als sie entdeckte, wie sich hinter den Mänteln, die in der Garderobe hingen, etwas bewegte.
Halb neugierig und halb beunruhigt blieb sie stehen, um zu sehen, was da los war.
Da wurde plötzlich ein Mantel zur Seite geschoben, und Inger entdeckte, was sich dort hinten abspielte.
Es ging alles sehr schnell, aber die Zeit hatte doch gereicht, um alle entlarvenden Einzelheiten auf Ingers Netzhaut einzuprägen.
Den Kopf des unbekannten Mädchens, der nach hinten geworfen war, das Gesicht, das in Ekstase zuckte.
Das Kleid, bis über die Hüften hochgeschoben, nackte Beine.
Und Stig!
Er stand mit dem Rücken zu Inger, und sie sah, wie er sich hin und her bewegte.
Keiner der beiden hatte Inger bemerkt, die während einiger Augenblicke schockiert dastand und in dieser kurzen Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, fühlte, wie tiefer Schmerz sie übermannte.
Dann hatte sie die Hände vors Gesicht geschlagen und war heulend auf die Toilette gerannt.
Es hatte ziemlich lange gedauert, ehe sie sich wieder so weit in der Gewalt hatte, dass sie endlich hinausgehen konnte, um Ulla zu erzählen, dass ihr plötzlich schlecht geworden sei und dass sie nach Hause wollte.
Aber als sie wieder den Tanzsaal betrat, entdeckte sie Stig, der bei Ulla und Lars stand. Augenscheinlich unbeschwert und fröhlich hatte er geredet und gelacht, und als er Inger entdeckt hatte, war er unbefangen auf sie zugegangen und hatte sie mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßt.
Inger war sein Lächeln wie ein höhnisches Grinsen vorgekommen, und als sie gleichzeitig aus den Augenwinkeln sah, dass das andere Mädchen ganz in der Nähe stand und die Szene beobachtete, zerbrach etwas in ihr.
Wie eine Furie war sie auf Stig losgegangen und hatte ihn abwechselnd mit den Fäusten traktiert und mit ihren langen Fingernägeln gekratzt, sodass lange rote Striemen auf seinen Wangen zurückblieben. Gleichzeitig hatte sie ihn mit allen Flüchen und Schimpfnamen bedacht, die ihr gerade einfielen.
Sowohl Ulla wie Lars hatten mit aller Kraft zupacken müssen, um sie von Stig loszureißen und hinauszubringen, bevor sie ihn umbrachte.
Erst nachdem sie wieder zu Hause war, fühlte sie sich so weit beruhigt, dass sie wieder vernünftig auf Fragen antworten konnte, und nachdem sie ein paar Beruhigungstabletten bekommen hatte, war sie allmählich in einen unruhigen Schlaf gefallen.
Am Tage darauf hatte sie Stig eine kurze Mitteilung geschrieben, dass sie ihn nicht mehr zu sehen wünsche, und anschließend die Sachen, die ihm gehörten, zum Portier hinuntergebracht und diesen gebeten, sie Stig auszuhändigen, falls er auftauchen sollte.
Nach diesem Tag war sie innerlich wie tot gewesen. Alles um sie herum war kalt und sinnlos geworden. Ihrem Studium war sie auf eine seelenlos versteinerte Art und Weise nachgegangen, und es hatte nicht an Stimmen gefehlt, die ihr immer wieder dringend rieten, einen Arzt aufzusuchen, aber daraus war noch nichts geworden.
Und jetzt würde sie also ausgehen und sich zusammen mit Ulla und Lars amüsieren.
Sie lachte leise in sich hinein. Sich amüsieren! Was sollte das für ein Vergnügen sein, jetzt, da die Wunden noch frisch waren und die schreckliche Szene immer wieder vor ihren Augen auftauchte. Nein, es wäre wirklich am besten, wenn sie zu Hause bliebe. Aber dann würde Ulla sicher unruhig werden und nicht wagen, ohne sie auszugehen, und Inger wusste, wie viel dieser Abend für ihre Freundin bedeutete. Es war ihre erste Walpurgisnacht in Stockholm - und sie wollte ihr nicht den ganzen Abend und den Spaß verderben.
Inger wurde dadurch aus ihren
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