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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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mir bitte einen Gefallen, Herr Diederich«, sagte Matthiessen und setzte sich auf die Tischkante neben Erdmanns Platz. »Reden Sie nicht von mir, als sei ich nicht anwesend.«
    Diederich zeigte für einen Moment Überraschung, dann grinste er noch ein bisschen breiter. »Ich hab Sie gerade gar nicht bemerkt. Aber ich habe ja auch nichts Schlechtes über Sie gesagt. Das könnten Sie mir anrechnen.«
    Erdmann stand auf. »Essen?«
    Matthiessen sah auf die Uhr und nickte. Als sie durch die große Glastür ins Freie traten, sah Matthiessen ihn von der Seite an. »Also?«
    »Was also?«, fragte er und kam sich im nächsten Moment scheinheilig vor. Natürlich wusste er, was sie meinte, und natürlich wusste sie, dass er es wusste. Sie hatten den Golf erreicht, aber Matthiessen ging nicht zur Beifahrerseite, sondern blieb neben Erdmann stehen.
    »Lass uns erst mal losfahren, okay?« Er wandte sich demonstrativ der Beifahrertür zu, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Schließlich nickte er und sagte: »Ja, ich werde dir von dem Gespräch erzählen. Nachher. Aber eins schon mal vorweg: Stohrmann kennt Heike Kleenkamp persönlich.«

16
    Erdmann war verblüfft. Eben hatte er Matthiessen eröffnet, dass Stohrmann das Entführungsopfer persönlich kannte. Doch sie war – zumindest nach außen – weder überrascht, noch kommentierte sie es groß. Sie sagte nur »aha«, ging um das Auto herum und stieg ein. Bevor sie losfuhren, bat sie ihn, ein bestimmtes Café in den Alsterarkaden anzusteuern, wo es eine reichhaltige Auswahl an Salaten mit den verschiedensten Zutaten gab. Dann schwieg sie, schien in Gedanken versunken und sprach kein einziges Wort.
    Erdmann war ihr Schweigen nicht unrecht, auch er hatte über einiges nachzudenken. Was den Fall betraf, aber auch, was Stohrmann über die Frau gesagt hatte, die da neben ihm saß und die es schaffte, innerhalb kürzester Zeit die unterschiedlichsten Gefühle in ihm hervorzurufen. In einem Moment ging sie ihm fürchterlich auf die Nerven, im nächsten hatte er das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und ihr tröstend über den Kopf zu streicheln. Und wieder einen Augenblick später war sie die Polizistin mit dem analytischen Verstand.
    Warum hatte sie ihm nichts von diesem zweiten Fall erzählt? Damit er nicht erfuhr, dass er sich in einer kritischen Situation vielleicht nicht auf sie verlassen konnte? Befürchtete sie, er würde sich anschließend weigern, weiter mit ihr zusammenzuarbeiten?
    Aber stimmte überhaupt, was Stohrmann ihm erzählt hatte? Oder hatte es sich womöglich ganz anders zugetragen, und Stohrmann hatte ihm seine Version der Dinge aufgetischt, um auch ihn gegen Matthiessen aufzubringen? Hatte er vielleicht sogar aus Rache für seinen toten Bruder gelogen? Konnte er Matthiessen darauf ansprechen? Er musste sich genau überlegen, was er ihr sagte, damit das Ganze nicht eskalierte. Das würde letztlich nur ihrer Ermittlungsarbeit und damit Heike Kleenkamp und wahrscheinlich noch weiteren Frauen schaden. Fragen über Fragen, und er wusste auf keine von ihnen eine Antwort.
    Erdmann hatte Glück, er fand einen Parkplatz in einer Seitenstraße, und nach einem kurzen Fußweg gingen sie unter den pittoresk anmutenden, weiß getünchten Bögen der Arkaden hindurch, an ausgelassen plaudernden Menschen vorbei, zu dem Café. Sie setzten sich an einen Tisch im Außenbereich, Erdmann mit Blick in Richtung Rathaus, während Matthiessen auf den Jungfernstieg schauen konnte. Am Nachbartisch saß eine Frau einem kleinen Jungen gegenüber, wahrscheinlich ihr Sohn, der mit einem Strohhalm in der Cola vor sich blubbernde, schaumige Blasen erzeugte. Die Mahnungen seiner Mutter ignorierte er dabei völlig. Auf beiden Stühlen links und rechts standen edel aussehende Tüten mit Schriftzügen und Logos von Boutiquen, und während Erdmann sich fragte, welche Geschäfte am Sonntag geöffnet hatten, fiel ihm auf, dass die Frau ihn an Julia erinnerte.
    Nachdem sie sich beide bei einer hübschen Blondine Anfang zwanzig einen Salat und etwas zu trinken bestellt hatten, stützte Matthiessen die Ellbogen auf dem Tisch vor sich ab, legte vor ihrem Gesicht eine Hand auf den Handrücken der anderen, stützte das Kinn darauf ab und sah ihn an. Erdmann fand, sie sah in diesem Moment viel jünger aus, als sie war, fast mädchenhaft. Ihm war, als erlebe er einen seltenen Moment, in dem er eine andere Andrea Matthiessen sehen durfte, nicht die Hauptkommissarin, sondern die Frau. »Erzählst

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