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Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Titel: Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Händen halten, ist das Werkzeug, mit dem wir diesen Krieg gewinnen werden. Das Short Magazine Lee-Enfield hat ein Magazin mit zehn Schüssen, ein Schloss, um das uns die Armeen der ganzen Welt beneiden, und ein Siebzehn-Zoll-Bajonett für den Moment, in dem Sie vorstürmen und den Feind aufschlitzen, um ihm zu zeigen, mit wem er es zu tun hat, worum es geht und warum ein Kohlkopf das kostet, was er kostet. Diese Gewehre sind keine Spielzeuge, meine Herren, und wer denkt, damit umgehen zu müssen, als wären es welche, wird auf einen Zehn-Meilen-Marsch geschickt, mit einem Dutzend dieser feinen Instrumente auf dem Rücken. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Wir grunzen ein Ja, und unsere Grundausbildung mit den Smilers beginnt. Die Dinger sind nicht leicht zu laden und zu entladen, und manche schaffen es schneller als andere. Ich würde sagen, dass ich ungefähr in der Mitte liege, und ich sehe zu Will hinüber, der wieder mit Wolf redet, während sie ihre Magazine füllen und leeren, die Bajonette aufpflanzen und wieder herunternehmen. Ich fange Wolfs Blick kurz auf und bin überzeugt, dass sie über mich reden. Wolf liest in mir wie in einem Buch, er kann bis tief in meine Seele sehen und verrät Will all meine Geheimnisse. Als würde ich diesen Gedanken laut herausschreien, dreht sich Will zu mir um und sieht mich an. Er zeigt ein freudiges Lächeln und winkt mir überschwänglich mit seinem Gewehr zu. Ich erwidere sein Lächeln, winke zurück und fange mir dafür eine Ohrfeige von Moody ein. Will lacht glücklich, während ich mir die Wange reibe, und allein das ist schon den Ärger wert.
    »Ich sehe, dass hier einige schneller lernen als andere«, verkündet Sergeant Clayton, als ausreichend Zeit verstrichen ist. »Machen wir einen kleinen Talenttest, oder? Williams, kommen Sie bitte her.« Roger Williams, ein freundlicher, ruhiger Typ, steht auf und tritt vor. »Und Yates, würde ich sagen«, fährt er fort. »Und Sie, Wolf.«
    Die drei Männer treten zur täglich aufs Neue fälligen Erniedrigung Wolfs an, und ich spüre den Spaß, den die Männer haben, als Wolf dort vor ihnen steht. Ich werfe einen Blick zu Will hinüber, der die Stirn in Falten legt.
    »Nun, meine Herren«, sagt Sergeant Clayton, »der Letzte von Ihnen, der sein Gewehr erfolgreich auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, wird …« Er denkt einen Moment lang nach und zuckt mit den Schultern. »Nun, ich weiß es noch nicht. Aber ich wage zu sagen, dass es nicht sehr erfreulich sein wird.« Er lächelt ganz leicht, und ein paar von den Speichelleckern unter uns kichern in Anerkennung des lahmen Witzes. »Corporal Wells, geben Sie das Kommando.«
    Wells lässt sie sein »Drei-zwei-eins-los!« hören, und zu meiner Überraschung haben Williams und Yates mit ihren Gewehren zu kämpfen, während Wolf seines in fünfundvierzig Sekunden ohne großen Aufwand zerlegt und wieder zusammensetzt. Die Männer schweigen ernsthaft enttäuscht, und Wolfs Gegner halten einen Moment lang inne, um ihn ungläubig anzusehen, bevor sich beide mühen, nicht der Letzte zu werden.
    Sergeant Clayton sieht Wolf frustriert an. Wolf hat fraglos getan, was von ihm verlangt wurde, und seine Aufgabe in einer guten Zeit erledigt. Dafür lässt er sich nicht bestrafen: Das wäre nicht fair und zu offensichtlich. Will kann sein Lächeln nicht ganz unterdrücken, wie ich sehe, und scheint nur zu schüchtern, um offen zu applaudieren, bleibt aber Gott sei Dank ruhig.
    »Es erstaunt mich«, sagt Sergeant Clayton endlich und klingt so, als meinte er es tatsächlich ernst, »dass ein Mann, der Angst hat zu kämpfen, so gut mit einem Gewehr umzugehen weiß.«
    »Ich habe keine Angst zu kämpfen«, sagt Wolf und seufzt verzweifelt. »Ich mag es nur nicht, das ist alles.«
    »Sie sind ein Feigling, Sir«, bemerkt Clayton. »Lassen Sie uns die Dinge beim Namen nennen.«
    Wolf zuckt gewollt provokativ mit den Schultern, worauf der Sergeant Yates das Gewehr abnimmt, sich vergewissert, dass es nicht geladen ist, und sich erneut an Wells wendet. »Wir wiederholen das Spiel noch einmal, denke ich«, verkündet er. »Wolf wird gegen mich antreten. Was sagen Sie, Wolf? Nehmen Sie die Herausforderung an? Oder widerspricht das auch Ihren fein ausgeprägten moralischen Überzeugungen?«
    Wolf sagt nichts, sondern nickt nur, und einen Moment später lässt Wells erneut sein »Drei-zwei-eins-los!« hören. Diesmal besteht kein Zweifel, wer der Sieger sein wird. Sergeant Clayton zerlegt sein

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