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Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler

Titel: Das spaete Gestaendnis des Tristan Sadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Gewehr und setzt es mit so einer Geschwindigkeit wieder zusammen, dass man nur staunen kann. Etliche der Männer applaudieren, ich selbst füge dem peinlichen Lärm nur ein flüchtiges Klatschen hinzu. Sergeant Clayton wendet sich uns zu, freut sich über seinen Sieg und grinst Wolf so stolz an, dass ich begreife, was für ein Kind dieser Mann tatsächlich ist. Einen Rekruten in etwas zu übertreffen, das man selbst seit Jahren erfolgreich tut, ist kein Sieg. Und wenn, war die Herausforderung allein schon eine beschämende Angelegenheit.
    »Und, Wolf?«, fragt er. »Was sagen Sie jetzt?«
    »Ich würde sagen, dass Sie besser mit dem Gewehr umzugehen verstehen, als ich es je lernen werde«, antwortet Wolf, setzt seinen Smiler fertig zusammen und nimmt seinen Platz neben Will wieder ein, der ihm mit einer Gut-gemacht-Geste auf den Rücken klopft. Sergeant Clayton kann offenbar nicht einschätzen, ob Wolfs Antwort ein Kompliment oder eine Herabwürdigung war. Er entlässt uns, bleibt allein zurück und kratzt sich den Kopf. Zweifellos sehnt er die nächste Gelegenheit herbei, Wolf für ein vermeintliches Fehlverhalten zu bestrafen.
    Am Tag, als unsere Uniformen ankommen, werden Will und ich zum Wachdienst eingeteilt. Gemeinsam stehen wir in der kalten Nachtluft am Kasernentor und freuen uns über unsere brandneue Ausstattung. Alle haben ein Paar Stiefel bekommen, zwei dicke graue, kragenlose Hemden und eine Kakihose, die hoch über die Hüften gezogen und von einem guten Paar Hosenträger gehalten wird. Die Socken sind dick, und ich denke, dass meine Füße endlich einmal die ganze Nacht hindurch warm sein werden. Mit zur Ausstattung gehört auch ein schwerer Mantel, und so stehen Will und ich jetzt in unseren schönen neuen Uniformen nebeneinander, lassen den Blick über das Gelände schweifen und warten auf den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Bataillon deutscher Soldaten auf einer Anhöhe mitten in Hampshire auftaucht.
    »Mein Hals ist wund«, sagt Will und zerrt an seinem Hemd. »Der Stoff ist verdammt rau.«
    »Ja. Aber daran gewöhnen wir uns.«
    »Nachdem wir uns einen bleibenden Ring um die Hälse gescheuert haben. Dann können wir so tun, als wären wir Aristokraten während der Französischen Revolution und zeigten Madame la Guillotine, wo sie uns die Köpfe absäbeln soll.«
    Ich lache auf und sehe meinen Atem vor mir. »Immerhin sind die Sachen wärmer«, sage ich einen Moment später. »Mir hatte schon vor der nächsten Nacht hier draußen in meinen Zivilklamotten gegraust.«
    »Mir auch. Aber was ist mit dem armen Wolf? Hast du je in deinem Leben etwas so Erbärmliches gesehen?«
    Ich überlege, bevor ich antworte. Als die Uniformen verteilt wurden, hatten Wells und Moody für Wolf nur ein viel zu großes Hemd und eine zu enge Hose. Er sah aus wie ein Clown, und die ganze Truppe, bis auf Will, lachte Tränen, als er beides anzog und zur allgemeinen Belustigung vorführte. Ich selbst habe mich nur etwas zurückgehalten, damit Will nicht zu schlecht von mir denkt.
    »Er fordert es heraus«, sage ich voller Verdruss über das ständige Bestreben meines Freundes, für Wolf einzutreten. »Ich meine, ehrlich, Will, warum musst du dich immer auf seine Seite schlagen?«
    »Das tue ich, weil er in einem Regiment mit uns ist«, erklärt er, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Ich meine, was hat uns Sergeant Clayton vor ein paar Tagen noch gepredigt? Über den Esper … wie hieß das noch? Espert was?«
    »Den Esprit de corps «, sage ich.
    »Genau. Der Gedanke, dass ein Regiment ein Regiment ist, eine einzigartige Formation, eine Einheit, und kein wild zusammengewürfelter Haufen von Männern, die um Aufmerksamkeit wetteifern. Wolf mag unter den Männern ja unbeliebt sein, aber das ist noch lange kein Grund, ihn wie ein Ungeheuer zu behandeln. Ich meine, er ist hier, oder? Er ist nicht davongelaufen und hat sich versteckt, im schottischen Hochland oder an sonst einem gottverlassenen Ort. Er hätte sich auch davonmachen und den Kopf unten halten können, bis der Krieg vorüber ist.«
    »Wenn er unbeliebt ist, dann, weil er sich unbeliebt macht«, antworte ich. »Du willst mir doch nicht sagen, dass du ihm zustimmst? Dem, wofür er steht?«
    »Was er sagt, hat viel für sich«, erwidert Will ruhig. »Oh, ich sage nicht, dass wir alle die Hände heben, den Krieg ablehnen und nach Hause ins Bett flüchten sollten. So dumm bin ich nicht, dass ich das für eine gute Idee halte. Unser Land würde in

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