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Das spanische Medaillon

Das spanische Medaillon

Titel: Das spanische Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Ich werde, nach einem Besuch bei dem hiesigen Professor Hegel, von dem Herrn Geheimrat von Goethe in Weimar erwartet ...Danke, danke, das genügt!
    Eigenhändig von dem Befragten unterzeichnet und von Lieutenant von Kalenbach hinsichtlich der Richtigkeit der Wiedergabe bestätigt. Protokollführung: von Weber, Secondelieutenant und Gotterbarm, Feldwebel ohne Portepee.
    [Späterer Tintenzusatz von unbekannter Hand: Ein Zeugnis der erwähnten Waibel fehlt, da sie nicht ermittelt werden konnten. Der Corpus ist später nicht mehr aufgefunden worden. Möglicherweise wurde er an Ort und Stelle verscharrt.]
    Actum No. 2
    Brief des Prinzen August von Preußen, Oberstlieutenant und Befehlshaber des Grenadierbataillons »Prinz August« (2. Brigade der 1. Division der Reserve unter General Kalkreuth und General-Lieutenant Graf von Kunheim), aus Coppet bei Genf, an den König in Memel . Oct. 1 1807
    Ew. Königliche Majestät!
    Ich möchte meinen Brief damit beginnen, Ihnen meine aufrichtige Teilnahme zu bekunden! Es steht mir nicht an, die Ereignisse des verhängnisvollen Tages zu kommentieren, in dessen Verlauf ich dem Herrgott mehr als einmal wegen seiner Unentschlossenheit und wegen seiner Trägheit zürnte. Halten Sie mich deshalb bitte nicht für gottlos! In der Schlacht wird selbst der im Glauben Gefestigte mitunter wankend .
    Ich bin mir gewiss, dass Ew. Königliche Majestät längst Ihre Schlüsse aus dem Geschehen gezogen haben und nicht eher ruhen werden, bis unser geliebtes Preußen wieder in altem Glorienscheine aufersteht! Ich werde dem Schicksal tausendmal danken, wenn es Ew. Königliche Majestät und Ihre Königliche Majestät unbeschadet durch diese schlimme Zeit gehen lässt! Dass bei Prenzlau schließlich auch wir haben müssen uns geschlagen geben, bitte ich Ew. Königliche Majestät nach meinem Berichte unterthänigst zu beurtheilen .
    Zu Ew. Königlichen Majestät Kenntnisnahme füge ich noch einen weiteren Bericht bei, der für das zutiefst menschenverachtende Gebaren der Grande Armée vor Auerstedt beredtes Zeugnis ablegt. Ich weiß nicht, ob Ew. Königliche Majestät seinerzeit von diesen Gräueln Kunde erhielten, es könnte in den Wirrnissen unterlassen worden sein, Sie zu informieren .
    Mein Adjutant hat alles aufgeschrieben, was ihm etwa notabel vorkam. Er vertritt in seinem Essay eine Sichtweise, die von der meinen leicht abweicht, indem er in dem Vorfall nur eine besonders eklatante Arabeske im »Kleinen Kriege« sieht, in dem seit alters her alle Mittel erlaubt sind. Ich halte dagegen diese Auswüchse von »la guerre de partisan« eines zivilisierten Europäers für nicht würdig und würde mir sehr wünschen, dass hierüber nachträglich beim französischen Generalstab Beschwerde geführt würde – was naturgemäß ein größeres Gewicht hätte, wenn es von Ew. Königlichen Majestät aus erfolgte statt durch meine subalterne Person. Der Fall hat an diesem Abend bei den Truppen viel Aufhebens gemacht und es will mich fast dünken, als sei ein Schlechtteil der Konfusion, welche am Tage von Hassenhausen bei unseren Männern geherrscht, auf diese nachts zuvor erlebte Irritation zurückzuführen gewesen .
    Ob dieser Brief Sie erreicht, ist ungewiss, denn ich bin gezwungen, einen recht zweifelhaften Kurier zu benutzen, der mir viel Geld abverlangt. Man wird sehen, ob er es wert war. Man hat mich inzwischen auf freien Fuß gesetzt, doch noch immer bin ich ohne Passeport. Hoffe, mich einige Wochen auf dem Landgute der Mdme. de Staël am Lac de Genève von den Strapazen in Nancy und Soissons zu rekreieren .
    In unverbrüchlicher Treue – August
    Eingelegt ein Essay des prinzlichen Adjutanten, enthaltend den Bericht über die Ereignisse in der Nacht vom Montag, den 13. Oktober 1806, einschließlich der Befragung des Christoph Mergel, Grenadier im Bataillon »Prinz August«.
    Zerschlagung der Kampfes-Moral durch das Erregen von Furcht
    Gedanken zu einer künftigen Theorie des modernen Kriegswesens, insbesondere des »Kleinen oder Guerilla-Krieges«, die dem Verfasser anlässlich einer denkwürdigen Visitenkarte der napoleonischen Avantgarde bei Auerstedt unlängst vor dem inneren Auge gestanden,
    untertänigst unterbreitet von Oberlieutenant
Carl von Clausewitz.
    Es kommt nicht selten vor, dass der Krieg selbst zum Lehrmeister wird – ja, nach Ewald ist es gar das Wesen des Krieges, unser bester und raschester Lehrmeister zu sein, wenn wir uns nur entschlossen haben, unserer Trägheit Adieu zu sagen und

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