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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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darunter verloren oder vergessen oder versteckt worden ist.
    Hinter ihr dreht jemand Maddys kleinen Plattenspieler lauter, und der grässliche Song plärrt ohrenbetäubender denn je, triumphierend und beschwingt und sadistisch: »IT HURTS ME SO INSIDE … TO BE TREATED SO UNKIND … SOME-BODY, SOMEWHERE … TELL HER IT AIN’T FAIR …«
    Sie versucht wieder, den Schläger loszuwerden – ihn wegzuwerfen -, aber sie kann es nicht; es ist, als hätte sie jemand mit Handschellen daran gefesselt.
    Nora!, schreit sie. Nora, du musst mir helfen! Halt ihn auf!
    (An dieser Stelle des Traums stöhnte Jessie zum ersten Mal und lenkte den erschrockenen Hund damit vorübergehend von Geralds Leichnam ab.)
    Nora schüttelt langsam und ernst den Kopf. Ich kann dir nicht helfen, Jessie. Du bist auf dich allein gestellt – wie wir alle. Das sage ich meinen Patienten normalerweise nicht, aber ich finde, in deinem Fall ist Ehrlichkeit das Beste.
    Du begreifst nicht! Ich kann das nicht noch einmal durchmachen! ICH KANN NICHT!
    Ach, sei nicht albern, sagt Nora plötzlich ungeduldig. Sie will sich abwenden, als könnte sie den Anblick von Jessies Gesicht, das sie ihr in panischer Angst zugewandt hat, nicht mehr ertragen. Du wirst nicht sterben; es ist nicht giftig.
    Jessie sieht sich panisch um (obwohl sie sich nach wie vor nicht aufrichten kann und ihrem anschleichenden Bruder weiterhin die verlockende Kehrseite darbieten muss) und stellt fest, dass ihre Freundin Tammy Hough fort ist; Ruth Neary steht in Tammys weißen Shorts und dem gelben Oberteil da. Sie hält Tammys rot gestreiften Krocketschläger in einer und eine Marlboro in der anderen Hand. Die Mundwinkel hat sie zu ihrem gewohnt sarkastischen Grinsen verzogen, aber ihre Augen sind ernst und voll Kummer.
    Ruth, hilf mir!, schreit Jessie. Du musst mir helfen!
    Ruth nimmt einen gewaltigen Zug an der Zigarette, dann tritt sie sie mit einer von Tammy Houghs Korksohlensandalen im Gras aus. Himmelherrgott, Süße – er wird dich necken und dir nicht einen Ochsenziemer in den Arsch schieben. Das weißt du so gut wie ich; du hast es schließlich schon einmal durchgemacht. Also was soll das Getue?
    Es ist nicht nur ein Necken! Ist es nicht, und das weißt du!
    The old hooty owl hooty hoos to the dove, sagt Ruth.
    Was? Was soll das bed…
    Es bedeutet, woher sollte ich irgendetwas WISSEN!, schießt Ruth zurück. Wut schwingt an der Oberfläche ihrer Stimme mit, tiefe Gekränktheit darunter. Du hast es mir ja nicht gesagt – du hast es keinem gesagt. Du bist einfach weggelaufen. Du bist gerannt wie ein Kaninchen, das den Schatten einer alten Heule-Eule auf dem Gras sieht.
    Ich KONNTE es nicht erzählen!, kreischt Jessie. Jetzt kann sie einen Schatten auf dem Gras neben sich sehen, als hätten Ruths Worte ihn beschworen. Aber es ist nicht der Schatten einer Eule; es ist der Schatten ihres Bruders. Sie kann das unterdrückte Kichern seiner Freunde hören und weiß, er streckt die Hand aus, aber sie kann sich immer noch nicht aufrichten, geschweige denn weggehen. Sie kann nicht verhindern, was geschehen wird, und sie begreift, dass dies die innerste Essenz von Alpträumen und Tragödien gleichermaßen ist. Nicht Angst, sondern Hilflosigkeit.
    ICH KONNTE NICHT!, schreit sie Ruth wieder an. Ich konnte nicht, niemals! Es hätte meine Mutter umgebracht … oder die Familie zerstört … oder beides! Er hat es gesagt! Daddy hat es gesagt!
    Es stinkt mir, dass ausgerechnet ich dir das sagen muss, aber dein lieber Dad ist im Dezember zwölf Jahre tot. Und überhaupt, können wir nicht den letzten Akt dieses Melodramas hinter uns bringen! Es ist ja nicht so, dass er dich irgendwie an den Nippeln an eine Wäscheleine gehängt und dir die Pflaume angezündet hat.
    Aber sie will das nicht hören, will – nicht einmal im Traum – daran denken, die verdrängte Vergangenheit noch einmal zu durchleben; wenn die Dominosteine erst einmal anfangen zu fallen, wer weiß, wo es enden wird? Daher verschließt sie die Ohren vor dem, was Ruth sagt, und fixiert ihre alte Zimmergenossin vom College weiterhin mit einem flehentlichen Blick, der Ruth (deren hartgesottenes Gebahren ohnehin immer nur dünn wie ein Zuckerguss gewesen ist) immer dazu gebracht hat, zu lachen und nachzugeben und zu tun, was Jessie von ihr wollte.
    Ruth, du musst mir helfen! Du musst!
    Aber dieses Mal funktioniert der flehentliche Blick nicht. Das glaube ich nicht, Süße. Die Anfänger-Susen sind alle fort, die Zeit für das Verdrängen

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