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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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verlassen und erwachsen zu sein.«
    In vier Jahren würde sie nicht mehr hier sein.
    »Cheers.«
    Sie leerte den Becher bis auf den letzten Rest und streckte ihn David entgegen.
    »Noch mehr?«, fragte er.
    »Bitte!«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.«
    David nahm ihr den Becher ab, erhob sich und schaute zu der Wolke, die sich am Himmel drohend über die Bergkette schob. »Ich glaube, heute gibt es noch ein Gewitter.«
    *
    Lachen erfüllte die tiefe Dämmerung, die sich inzwischen über den See gelegt hatte. Julia lehnte den Kopf zurück. Einige Studenten zündeten Kerzen an. Aus alten Einmachgläsern wurden Windlichter. Wieder fragte jemand nach dieser Arielle, die offenbar immer noch vermisst wurde. Julia spürte den Alkohol, doch hatte er nicht, wie sie vermutet hätte, eine melancholische Wirkung, sondern vielmehr fühlte sie sich zusehends locker. Wieder wandte sie den Kopf Richtung See. Robert saß noch immer an demselben Platz auf dem Bootssteg, nur war er nicht mehr allein. Zwei Mädchen steckten ein Stück entfernt die Köpfe zusammen. Neben ihnen stand Benjamin und filmte. Julia beobachtete, wie er die Kamera über den See schwenkte, als wollte er das ganze Panorama einfangen. Sie hätte nie gedacht, dass er sich für Naturaufnahmen interessierte.
    Plötzlich fühlte sie sich unwohl. Jemand beobachtete sie. Sie spürte den Blick und ihr Kopf fuhr nach links.
    Chris stand unterhalb der Veranda an einen Baum gelehnt und starrte zu ihr hinüber. Ihre Haut begann zu prickeln. Zum Teufel mit ihm! Sie musste sich mit aller Macht zusammennehmen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und losgerannt.
    Erleichtert sah sie, wie David zurückkam. Sein Lächeln war gegen Chris’ Blicke die reinste Therapie. Er ließ sich neben sie fallen. Für einen Moment saßen sie dicht aneinandergelehnt.
    Doch Julia ließ es keine Ruhe. Wieder wandte sie den Kopf in Chris’ Richtung, in der Erwartung, er sei verschwunden. Doch nein, noch immer starrte er sie an. Julia fröstelte.
    »Ist dir kalt?« David zog seinen Pulli von den Schultern und reichte ihn ihr.
    »Danke.« Sie nahm ihn und legte ihn sich um, aber sie wusste, es war nicht die Kälte, die sie schaudern ließ.
    Ganz im Gegenteil, es war vielleicht noch drückender als vorher. David hatte recht, da braute sich ein Unwetter zusammen. Julia starrte in den Himmel, der sich zunehmend verdüsterte. Schwarze Wolken schoben sich von Osten kommend über die Gipfel der Berge. Die Gletscherregion hinter dem Ghost war schon nicht mehr zu erkennen.
    »Ich glaube, sie haben etwas vor!«, hörte sie David neben sich.
    »Wer?«
    »Die Seniors.«
    Tatsächlich hörte die Musik auf zu spielen und eine Welle der Aufregung ging durch die Menge. Verwundert schauten sich die Tanzenden an. Ein Junge mit schwarzem Haar verließ seinen Platz hinter der Musikanlage, sprang über das Geländer der Veranda nach unten und landete nur wenige Meter vor Julia und David. Er war nicht größer als Julia, unglaublich blass und schmal und trug theatralisch einen weißen Schal um den Hals geschlungen. Die Menge versammelte sich aufgeregt um ihn.
    »Wer ist das?« Sie sah David fragend an.
    »Tom. Er ist mit Alex und Isabel in einem Jahrgang.«
    »Was hat er vor?«
    »Keine Ahnung!«
    Tom zog eine alte Blechtonne mit der Aufschrift Oil zu sich heran und stieg darauf. »Na, Leute, wird euch nicht langweilig?«
    »Yeah!«
    »Wie wär es mit einer kleinen Vorführung?«
    Gegröle antwortete ihm.
    »Dann passt mal auf!«
    »Leg los, Tom! Zeig den Freshmen, was sie erwartet! Lass die Show beginnen!«, rief jemand aus der Menge.
    Tom breitete die Arme aus und verbeugte sich: »Wen wünscht das werte Publikum zu sehen?«
    »Yoda!«
    Tom konzentrierte sich einen Moment, steckte die Hände in die Taschen seiner Hose und beugte den Kopf. Dann nickte er mehrfach, verzog den Mund und sagte, nein, er deklamierte: »Tu es oder tu es nicht! Es gibt kein Versuchen.« Und dann folgte ein Zitat aus Starwars nach dem anderen. »Luke, Luke, wenn diese Welt ich verlassen habe, der letzte der Jedi wirst du sein.«
    Tom hob die Arme, um den Beifall zu unterbrechen. »Wir sollten unserem werten Professor Brandon vorschlagen, einen Kurs zur Yoda-Philosophie zu halten.«
    Wieder Gegröle.
    »Brandon scheint ziemlich beliebt zu sein«, meinte Julia.
    »Ich weiß nicht. Ich werde aus dem Typ nicht so richtig schlau«, erwiderte David. »Ich hab gehört, er liebt Spiele.« Etwas in seiner Stimme ließ Julia aufhorchen.
    Doch dann rief

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