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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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in der Nacht zuvor getötet hatte, waren besser gerüstet gewesen als diese Keulen schwingenden Kreaturen, die nicht mehr als Lumpen und Fetzen von Kettenhemden und Leder trugen. Aber die schiere Zahl machte die mangelnde Bewaffnung allemal wett.
    Gyir produzierte die ersten sprachähnlichen Laute, die Vansen je von ihm gehört hatte, ein Zischen wie das Drohen einer Schlange, so laut, dass es selbst beim Geschnatter der Langschädel zu hören war. Er hob sein Schwert, und Vansen war klar, dass der Zwielichtler im Begriff war, sich auf die nächststehenden Langschädel zu stürzen, um sein Leben teuer zu verkaufen, indem er Blut vergoss und Knochen zertrümmerte. Aber ihm war ebenso klar, dass selbst ein so grimmiger Kämpfer wie Gyir scheitern und rasch von der schieren Überzahl niedergeworfen werden würde, und dass er und Barrick ihm dann in den Tod folgen würden.
    »Gyir, nein! Barrick, haltet ihn auf!«, schrie er. »Sie werden uns nicht töten.«
    Der Zwielichtler trat einen Schritt vorwärts. Vansen beugte sich herab, um Gyir zu packen. Er erwischte den Mantelkragen des Elben und hielt ihn fest. Die Kraft des Sturmlichts war überraschend — Vansen wurde fast aus dem Sattel gezogen, obwohl er sich mit beiden Beinen festklammerte und mit der Hand den Sattelknauf umkrallte. »Verflucht, gebt auf!«, knurrte er den Zwielichtler an. »Sie wollen uns lebendig fangen! Schaut sie Euch doch an!«
    Nach einem Moment der Unentschlossenheit sprang Barrick plötzlich hinzu und packte Gyirs anderen Arm. Zitternd drehte sich der Elbenkrieger zu dem jungen Prinzen um, das glatte Gesicht auf seine Art hasserfüllt, die Augen das einzig Lebendige darin, lohende Schlitze in der elfenbeinernen Maske. Doch gleich darauf senkte er die blutige Klinge. Die Langschädel rückten leise trompetend näher und begannen ihre Gefangenen zu entwaffnen.
    »Wir sind anscheinend ein lohnender Fang«, sagte Vansen zu Barrick. »Lieber kapitulieren als unnötig sterben, Hoheit. Für die Lebenden gibt es immer noch Hoffnung.«
    »Oder Folter.« Noch im Sprechen wurde Barrick grob zu Boden gestoßen. Die Stimme des Prinzen war tonlos und ohne Leben. »Wir werden Sklaven, falls wir Glück haben, oder Fleisch für ihre Speisekammern.« Gleich darauf wurde Vansen neben ihm auf die Knie gestoßen. Die Langschädel befestigten schwere Ketten um seine Arme und ein hartes, raues Seil um seinen Hals, dann machten sie dasselbe mit Barrick und Gyir.
    Einer der Langschädel trat vor und trompetete gebieterisch, während er an dem Strick um den Hals des Prinzen zerrte und Barrick zum Aufstehen zwang. Als sie an Gyirs Strick zogen, schien für einen Augenblick die akute Gefahr zu bestehen, dass der Zwielichtler in blindwütige Raserei verfiel, aber Vansen hob die Hand, und Gyir wurde ruhig und ließ sich davonführen. Die Langschädel brachen in ein schnatterndes Zischen aus, das Gelächter sein mochte. Die Kreaturen rochen nach Sumpfschlamm und noch nach etwas anderem, so scharf und sauer wie Essig.
    Während sie sich den dunklen Hang, den sie eben erst herabgeritten waren, wieder hinaufschleppten, hörte Ferras Vansen drunten im Tal die herzzerreißenden Schreie seines Pferdes, als die Langschädel es in Stücke zu hacken begannen.
    Sklaven oder Fleisch,
dachte er und fühlte sich so hohl wie ein vom Blitz getroffener Baum.
Mein Pferd ist Fleisch, aber wir sind Sklaven — und noch am Leben. Für den Augenblick zumindest.

ZWEITER TEIL - FAHRENDES VOLK

15

Das Spiegelexperiment
    Zhafaris aber, meine Kinder, wurde ein Tyrann, der die Gesetze nicht achtete und seine Verwandten um ihre Rechte betrog, und sie fingen an, wider ihn und seine Herrschaft zu raunen. Am grimmigsten, was das Reden anging, waren die drei Söhne der Shusayem, aber in Wahrheit fürchteten sie sich alle vor ihrem Vater.

Da sprach Argal der Donnerer zu seinen Brüdern: »Ich habe gehört, im fernen Xandos gibt es einen Berg, auf dem ein Schäfer namens Nushash lebt, der so stark ist wie nie ein Mann zuvor.« Und das stimmte, denn Nushash und seine Geschwister waren die ersten und wahren Kinder Zhafaris', obwohl sie sich lange versteckt gehalten hatten.
    Offenbarungen des Nushash,
Erstes Buch
    Der Wind hatte die Wolken zu Fetzen zerrissen, und wenn auch die Überreste noch ausreichten, um die Sonne immer wieder zu verdecken, so war es doch ausnahmsweise einmal trocken. Überall auf der Burg traten Leute in Freie hinaus, begierig, etwas anderes im Gesicht zu spüren als Regen.
    Ein

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