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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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um niemanden auf die Idee zu bringen, einen Zusammenhang mit Prinzessin Brionys Verschwinden herzustellen. »Irgendwann vor der Waisentagszeit. Ich bin weggelaufen. Mein Herr hat mich geschlagen«, setzte sie hinzu, damit es etwas plausibler klang.
    »Waren da die Zwielichtler bereits eingefallen?«
    Sie nickte. »Niemand wusste viel darüber. Das Heer zog gegen sie, aber ich habe gehört ... die Zwielichtler hätten gesiegt.« Sie holte tief Luft. Barrick ... »Weiß man denn ... mehr darüber?«
    Teodorus schüttelte den Kopf. »Da gibt es nicht viel zu berichten, nein. Westlich von Südmarkstadt gab es eine gewaltige Schlacht, der nicht einmal ein Drittel der Soldaten lebend entkamen. Die Rückkehrer berichteten von einem grässlichen Gemetzel. Dann nahmen die Zwielichtler Südmarkstadt ein, und soweit ich weiß, sind sie noch immer dort. Unser Schirmherr Rorick Longarren fiel ebenso wie zahllose andere edle Ritter — Mayne Calhart, Graf Aldritch, man vermag sie gar nicht alle zu nennen. Es war der größte Aderlass, den die Ritterschaft seit Kellick Eddons Tagen erlitten hat.«
    »Und der Prinz — Prinz Barrick? Hat man irgendetwas von ihm gehört?«
    Teodorus sah sie eine ganze Weile an und seufzte dann. »Nein, nichts. Er gilt als tot. Niemand wagt sich an das Schlachtfeld heran, aus Angst vor den Zwielichtlern — auch wenn sie seither keinen Kampf mehr gesucht haben und sich damit begnügen, in der dunklen Stadt zu sitzen, als ob sie auf etwas warten.« Er zuckte die Achseln. »Aber niemand reist mehr nach Westen. Die Settländerstraße ist leer. Kein Mensch nimmt mehr den Weg über Südmarkstadt. Wir mussten nach Bokeburg übersetzen, um uns von dort auf die Wanderschaft zu machen.«
    Briony war, als pressten kräftige Hände ihr Herz zusammen. Sie konnte kaum atmen, geschweige denn denken. »Wer ... wer hätte gedacht, dass wir je so etwas erleben würden?«
    »Wohl wahr.« Teodorus beugte sich plötzlich vor. »Jetzt aber genug des Trübsinns, Tim. Das Leben geht weiter — und ich muss sagen, du hast mich auf einen glänzenden Einfall gebracht.«
    »Was meint Ihr?«
    »Das hier. Diese fleckigen Blätter sind
Der Raub Zoriens.
Ich hielt das Stück schon für fertig, aber jetzt hast du mich derart inspiriert, dass es Seite um Seite weiter wächst. Allein für die komischen Stellen schulde ich dir innigsten Dank, denn ein Stück, in dem viele blutige Schlachten vorkommen, kann gar nicht genug Komik enthalten. Das eine lässt das Publikum nach dem anderen verlangen und umgekehrt, so wie süß und würzig.«
    »Von welchem Einfall redet Ihr?« Sprachen alle Bühnendichter in Rätseln? War denn keiner von ihnen imstande, sich klar und verständlich auszudrücken?
    »Ganz einfach. Deine ... Zwangslage hat mich darauf gebracht. In vielen Theaterstücken sieht man ein Mädchen, das sich für einen Jungen ausgibt. Das ist ein alter Kunstgriff — eine Tochter aus vornehmem Hause verkleidet sich als Jüngling niederen Standes, als Hirtenknabe oder dergleichen. Aber mit einer Göttin gab es das noch nie!«
    »Mit einer ...?«
    »Einer Göttin! Zuerst ließ ich meine Zoria als Magd verkleidet Khors' Fängen entrinnen und sich unter die Sterblichen mischen. Doch durch dich als meinen irdischen Inspirationsquell kam mir die Erleuchtung: Nein, sie tarnt sich als Junge! Eine Göttin, die sich nicht nur als Sterbliche, sondern als sterblicher Jüngling ausgibt — siehst du denn nicht, wie ergiebig das ist und welch vielfältige neue Facetten sich damit ihrer Flucht und ihrem Leben unter den Menschen abgewinnen lassen?«
    »Ich verstehe.« Briony war so schläfrig, dass sie das Zuhören immer größere Anstrengung kostete. Sie dachte daran, was Lisiya gesagt hatte, und konnte der Versuchung nicht widerstehen, Teodorus einen kleinen Wink zu geben. »Ich hätte da noch eine Idee, die Ihr auf Euch wirken lassen könntet. Was wäre, wenn Khors Zoria gar nicht wirklich entführt? Wenn sie ihn liebt — und deshalb mit ihm durchbrennt?«
    Teodorus starrte sie eine ganze Weile an und schien schockierter, als sie es von einem Mann der Phantasie erwartet hätte. »Wie meinst du das? Willst du dich gegen die ganze Autorität dessen wenden, was im Buch des Trigon geschrieben steht?«
    »Ich will mich gegen gar nichts wenden.« Sie konnte die Augen kaum noch offen halten. »Ich sage nur, wenn Ihr die Dinge schon unter einem anderen Blickwinkel betrachten wollt, warum Euch dann mit dem Einfachsten bescheiden?«
    Sie ließ sich von

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