Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Moment war der Gardehauptmann einfach verschwunden, ins Nichts gefallen, ohne auch nur aufzuschreien, so schnell davongerissen, dass Barrick Eddon nur den Schreck gespürt hatte, nicht aber den Verlust selbst, so wie ein Mann, dem eine Kanonenkugel ein Bein abschießt.
    Der Halbgott Kituyik brüllte sowohl mit seiner Stimme als auch mit seinen Gedanken, so laut, dass die Luft in der Höhle und Barricks Knochen in seinem Körper erbebten:
»OH! OH, SIE SIND FREI, DIE VERFLUCHTEN KLEINEN GAUNER!«
Der Riese drehte den zotteligen Kopf zu Barrick hin, der keuchend am Fuß des riesigen Tors kauerte, wo ihn seine Bewacher zu Boden hatten fallen lassen, um auf Vansen loszugehen. Das gewaltige Auge des Halbgottes verengte sich, und er wandte sich an seinen obersten Gehilfen, den grauen Mann. Selbst der Traumlose schien überrumpelt.
»Ueni'ssoh!«
Obwohl der Halbgott jetzt nicht mehr ganz so laut donnerte, rüttelten seine Worte noch immer Barricks Schädel durch.
»Mach weiter, du blutloser Narr!«
Zum ersten Mal konnte Barrick Kituyiks gesprochene Worte hören, rumpelnde, scharfkantige Laute, die nichts mit dem gemein hatten, was er in seinem Kopf hörte.
»Das Tor ist noch offen! Sprich die Anrufung zu Endel«
    Ueni'ssoh glitt auf ihn zu, und Barrick mühte sich auf die Beine, aber drei weitere Wächter waren jetzt hinter den Traumlosen getreten, zwei davon mit gezackten Äxten bewaffnet, und Barrick war klar, dass es nur noch Augenblicke dauern konnte, bis er auf der Schwelle des Göttertores ausbluten würde wie ein abgestochenes Schwein. Aber er bemerkte verwundert, dass seine Handschellen verschwunden waren; irgendwie musste Vansen sie gesprengt haben, bevor ihn das Dunkel entführt hatte.
    Auf den Boden!
Das Kommando in seinem Kopf war so klar und zwingend, dass er im ersten Moment glaubte, es wäre die Stimme des Halbgottes.
Hinlegen! Sofort!
    Barrick sah sich verwirrt um. Gyir war ebenfalls seine Handfesseln los. Der Elbenkrieger stand auf einer kleinen Felsrippe, ein halbes Dutzend hingestreckte Wächter zu seinen Füßen und in der Hand etwas hell Loderndes — einen flammenden Schädel ...?
    Wenn Ihr noch ein Weilchen weiterleben wollt, Junge,
schallte die Stimme des Zwielichtlers durch seine Gedanken,
DANN RUNTER MIT EUCH!
    Barrick warf sich im selben Moment auf den Boden, als Gyirs Arm ausholte und etwas durch die Höhle flog, das aussah wie ein winziger Komet. Einen Augenblick schien alles wie gebannt — die Gesichter der Wächter und der Gefangenen kehrten sich empor und folgten dem flammenden Ding wie Sonnenblumen dem Licht —, dann krachte eine Explosion von Hitze und Licht durch die Höhle und wirbelte Barrick über den Boden, ehe sie ihn wieder losließ. Er lag in einer vibrierenden Stille, unfähig aufzustehen, als ob ein Blitz nur knapp neben ihm eingeschlagen wäre.
    Vorstellungsbilder ergossen sich wie eine Flutwelle in seinen Kopf, sodass er zuerst nichts von dem wütenden Wort- und Gedankenschwall des Halbgottes verstand — er spürte nur, wie ein riesiger Hammer aus Lärm auf seine Ohren und seinen Verstand einhieb, und war sich sicher, dass sein Kopf jeden Moment nachgeben würde wie eine Eierschale.
    »WIE VERDAMMT IST DIESE BASTARD KREATUR, DIESE GESICHTSLOSE NACKTSCHNECKE, AN MEIN KOSTBARES SCHIESSPULVER GEKOMMEN ...?«
    Kraftlos und betäubt dachte Barrick, dass es wohl am einfachsten wäre, auf dem Rücken liegen zu bleiben und das Ende der Welt kommen zu lassen, aber eine leise, bohrende Stimme in seinem Hinterkopf sagte, dass es für einen Prinzen angemessener wäre, den Tod in aufrechter Haltung zu erwarten. Er wälzte sich auf den Bauch und versuchte, sich emporzustemmen.
    Ein weiterer Donnerschlag, diesmal weiter weg und gefolgt von heiseren Schreien statt von dröhnender Stille, bewies immerhin, dass Schall, Richtungen und Raum noch existierten. Barrick setzte sich auf und wischte sich etwas Nasses vom Arm — einen Lappen blutiger Haut, aber nicht seiner eigenen. Die Überreste der drei zotteligen Wächter, die Gyirs erstem flammenden Wurfgeschoss zum Opfer gefallen waren, lagen weit verstreut auf dem Boden. Selbst inmitten dieses Chaos war Barrick froh, dass es in der Höhle so schummrig war: Es war verrückt und entsetzlich, dass so kleine Teile einem Wesen gehört haben sollten, das noch vor wenigen Augenblicken gelebt hatte.
    Gyir stand jetzt allein in einem immer größer werdenden Kreis, da Wächter- und Gefangenenwesen erschrocken vor ihm zurückwichen. Der Zwielichtler

Weitere Kostenlose Bücher