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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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unverkennbar.
    Sie rümpfte die Nase. »Was ist das?«
    »Das tut nichts zur Sache. Es ist das, was Ihr wünschtet, edles Fräulein. Meine Elan.« Er selbst war so aufgeregt wie ein hundsgewöhnlicher Bräutigam. Sie war so schön in ihrem weißen Nachtgewand, auch wenn er sie durch seine Tränen kaum sehen konnte. »Ich werde Euch helfen. Ich halte Euch den Kopf.«
    Sie hatte schaudernd gebannt auf das Fläschchen gestarrt, aber jetzt sah sie ihn verwirrt an. »Warum?«
    Das hatte er sich gar nicht überlegt, und einen Augenblick war er um Antwort verlegen. »Damit es Euer Gewand nicht besudelt, edles Fräulein. Damit Eure Schönheit nicht ... befleckt wird ...« Er japste nach Luft, denn ihm steckte ein Schluchzen in der Kehle, an dem er ersticken zu müssen fürchtete.
    »Die Götter mögen Euch segnen, Matt, Ihr seid so gut zu mir. Ich weiß, ich bin ... ich weiß, ich bin nicht die Frau für Euch oder für irgendeinen gottesfürchtigen Mann, aber ... aber Ihr dürft mich lieben, wenn Ihr wollt.« Sie merkte, dass er sie nicht verstand. »Liebkost mich. Es wird keinen Unterschied machen, dort wo ich hingehe, und es wäre herrlich, solche Liebe von Euch zu erfahren, bevor ich ...« Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange, aber sie wischte sie lächelnd fort. Sie war der tapferste Mensch, den Kettelsmit je gesehen hatte.
    Sein Herz zersprengte ihn. »Ich kann nicht, edles Fräulein. Bei den Göttern, meine geliebte Elan! Ich würde nichts lieber ... habe in meinen Gedanken ... ich ...« Er hielt inne und wischte sich die Stirn, die trotz der abendlichen Kühle schweißnass war. »Ich kann nicht. Nicht so.« Er schluckte. »Ich hoffe, Ihr werdet es eines Tages verstehen und mir verzeihen.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte so traurig, dass es sich anfühlte wie ein Dolch in seiner Brust. »Ihr müsst nichts erklären, lieber Matthias. Es war selbstsüchtig von mir. Ich hatte nur gehofft ...«
    »Ihr werdet nie die Tiefe meiner Gefühle für Euch ermessen können, Elan. Bitte. Lasst uns nicht mehr darüber sprechen. Es schmerzt zu sehr.« Er blinzelte und wischte sich vehement die Augen. »Lasst mich ... lasst mich einfach nur Euren Kopf halten. Lehnt Euch an mich.« Als sie sich an ihn schmiegte, den Rücken an seinem Bauch, den Kopf an seiner Schulter, spürte er jede Stelle, an der sie sich berührten, durch ihrer beider Kleidung wie einen glühenden Nagel durch einen Schmiedehandschuh. »Lehnt Euch zurück«, flüsterte er und fühlte sich wie ein noch schlimmerer Unhold als Hendon Tolly. »Lehnt Euch ganz zurück. Schließt die Augen und öffnet den Mund.«
    Sie schloss die Lider. Er bewunderte ihre langen Wimpern, die im Kerzenlicht Schatten auf ihre Wangen warfen. »Oh, aber zuerst muss ich beten!«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Dafür ist es doch nie zu spät, oder? Zoria wird mich anhören, selbst wenn sie meine Bitte abweisen wird. Ich muss es versuchen.«
    »Natürlich«, versicherte er.
    Eine ganze Weile bewegten sich ihre Lippen lautlos. Kettelsmit sah zu. »Ich bin fertig«, sagte sie leise, die Augen immer noch fest geschlossen.
    Er beugte sich über sie, spürte ihren sanften Atem in seinem Gesicht und küsste sie. Sie zuckte zusammen, da sie etwas anderes erwartet hatte. Aber ihre Lippen gaben nach, und für einen Augenblick, der ihm wie eine Stunde erschien, ging er in der verblüffenden Realität dessen auf, was er so oft geträumt hatte. Schließlich richtete er sich wieder auf, aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass eine seiner Tränen auf ihre Wange fiel. So süß, so vertrauensvoll, so traurig!
    »O Elan«, flüsterte er, »verzeiht mir — dies alles.«
    Sie sagte nichts mehr, lag einfach nur mit geöffnetem Mund in seinem Arm wie ein Kind, das ängstlich, aber tapfer auf eine scheußliche Arznei wartet. Er benutzte seinen Ärmel, um den Stopfen aus dem Fläschchen zu ziehen, förderte dann ganz vorsichtig mit der Nadel einen Tropfen heraus und ließ ihn in ihren Mund fallen.
    Elan M'Cory zuckte überrascht zusammen, schluckte dann. »Es schmeckt nach fast gar nichts. Etwas bitter, aber nicht schlimm.«
    Kettelsmit konnte nicht sprechen.
    »Ich hätte Euch wahrhaft lieben können«, murmelte sie, während ein Lächeln um ihre Lippen spielte. »Ah, was für ein seltsames Gefühl! Ich spüre meine Zunge nicht mehr. Ich glaube ...«
    Sie verstummte. Ihr Atem verlangsamte sich, bis er ihn nicht mehr wahrnahm.

    Eben war Ferras Vansen noch da gewesen, und im nächsten

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