Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
KÖNNTE DEINE GANZE RASSE IN MEINEM BLUT ERTRÄNKEN UND DENNOCH ÜBERLEBEN!«
    Gyir führte schweigend den Speer, stach nicht nur auf Brust und Gesicht des Halbgottes ein, sondern auch auf dessen gewaltige Hand, um zu verhindern, dass sie ihm den Garaus machte.
    »ICH WERDE DEINEN KLEINEN SONNLÄNDERKNABEN SO SCHNELL FINDEN WIE EINE KATZE EINE HUMPELNDE MAUS«,
gluckste Kituyik.
»DANN WIRD MICH SEIN BLUT ZUM SITZ DER GÖTTER BRINGEN!«
    Barrick wusste genau, dass er weglaufen musste, dass er Gyirs Selbstopferung nutzen musste, auch wenn es noch so vergeblich war, aber etwas lenkte ihn ab. Das Licht einer Fackel war im Höhleneingang erschienen. Ein paar Drags, jene verwachsene Wesen, die den Funderlingen ähnelten, hatten einen riesigen Leichenwagen in die Öffnung gerollt. Er war allerdings nicht mit Gefangenenleichen beladen, sondern mit Fässern, die von trockenem Stroh umgeben waren.
    Ein bärtiger Drag thronte auf den Fässern. Er schien das bizarre, apokalyptische Geschehen in der Höhle gar nicht mitzubekommen, sondern starrte einfach nur vor sich hin. Er hätte ein alter Mann sein können, der am Rand einer belebten Straße geduldig darauf wartet, sie überqueren zu können.
    » UND WENN ICH ERST DIE MACHT DES ERDHERRN BESITZE«,
rief Kituyik hämisch, ohne das dicke, glänzende Blut, das seine Brust hinablief, in irgendeiner Weise zu beachten, und auch ungerührt von dem Dutzend neuer Wunden an Hals und Gesicht,
»DANN WERDE ICH DEN GRABSPRUCH DEINER RASSE MIT DEN SÄFTEN SCHREIBEN, DIE ICH AUS EUREN KÖRPERN WRINGE! UND WEISST DU, WIE DIESER GRABSPRUCH LAUTEN WIRD?«
    Ich kenne deinen.
Gyirs Gedanken waren so leise, dass Barrick sie kaum verstehen konnte, obwohl er nur ein paar Dutzend Schritt entfernt stand.
Er wird lauten: »Er war nicht besonders vorausschauend.«
    Der Arm des Elben schoss vor. Sein Speer traf den Halbgott mit solcher Wucht, dass er sich quer durch dessen Hals bohrte und im Nacken wieder austrat. Kituyik brüllte vor Wut, doch schien ihn dieser Stich auch nicht mehr zu beeinträchtigten als die bisherigen. Gyir sprang dem Riesen ins Genick und schlang, indem er den hervorstehenden Speerschaft als Sitz benutzte, Arme und Beine fest um Kituyiks Kopf. Das Monster stieß Wutschreie aus, die fast so laut hallten wie die Explosionen vorhin, und wankte in die Karrenspur zwischen dem Höhleneingang und dem freien Platz vor dem schwarzen Tor des Erdherrn.
    Der Drag auf dem Wagen voller Fässer hob seine Fackel und schwenkte sie. Die kleinen Wesen, die sich hinter ihm scharten, schoben den Wagen auf das Gefälle.
    Während das Gefährt immer mehr Geschwindigkeit aufnahm und bald schneller die Fahrspur hinabrumpelte, als ein Pferd galoppieren konnte, machte der Fahrer keine Anstalten abzuspringen. Vielmehr ließ er die Fackel in das Stroh zu seinen Füßen fallen. Flammen züngelten um die Fässer empor, und gleich darauf war der kleine Mann von einer Feuersbrunst umloht. Am Ende der Fahrspur schlug der nichts ahnende Riese immer noch blind nach dem lästigen Quälgeist in seinem Nacken, dieser gesichtslosen Mücke, die sich so unverschämt weigerte zu sterben.
    Schließlich gelang es Kituyik, Gyir loszureißen, wobei er ihm die Schulter auskugelte, sodass Gyirs Arm nutzlos herabhing und der Speer ihm aus den tauben Fingern fiel. Als Kituyik ein Triumphgeheul ausstieß und den Wagen immer noch nicht kommen sah, begriff Barrick, was in den Fässern war.
    »ICH WERDE DICH FRESSEN, INSEKT!«,
donnerte der Halbgott.
    Du wirst an mir ersticken.
Die äußere Hauthülle war Gyir vom Gesicht gefetzt worden, und sein seltsamer kleiner Mund verzog sich zu etwas, das ein blutiges Lächeln hätte sein können.
Da, schau.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks sah Barrick, wie sich Kituyiks Gesichtsausdruck veränderte, dann krachte der lodernde Wagen in den Halbgott, und die ganze Höhle verschwand in einem gewaltigen Feuersturm. Barrick fühlte den letzten Gedanken des Sturmlichts, eine triumphierende Verfluchung seines Gegners, dann wurde der Prinz die Steigung hinauf geschleudert und fühlte, wie die Gegenwart des Elben in seinem Kopf flackernd erlosch wie eine Kerzenflamme.
    Barrick landete im Höhlenausgang inmitten eines Haufens kreischender Drags, die den Wagen hierher geschoben hatten und jetzt durch Gyirs Tod in diesem unbegreiflichen Chaos jäh wieder zu ihrem eigenen Leben erwacht waren. Der ohrenbetäubenden Detonation des Schießpulvers, die immer noch nachhallte, folgten kurz darauf das Knacken

Weitere Kostenlose Bücher