Das Spiel
hielt in jeder Hand einen dreckigen Totenschädel, und Barrick fragte sich, welch seltsamen Zauber der gesichtslose Krieger heraufbeschworen hatte.
Steht auf und lauft, Barrick Eddon.
Gyirs Worte hallten in seinem Kopf, und er rappelte sich hoch, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein.
Ich werde sie aufhalten, so lange meine Feuerbälle reichen.
Barrick konnte keinen Gedanken formulieren, aber Gyir musste seine Verwirrung gespürt haben.
Sprengkörper. Ich habe die Wesen, die ich steuern konnte, Schädel mit Schießpulver füllen, mit Lehm verstopfen und hier hinterlegen lassen. So bekommen Kituyiks Opfer wenigstens noch eine kleine Rache!
Gyirs Gedanken zuckten wie eine Flamme im Wind — er lachte! Zum ersten Mal spürte Barrick, dass der Zwielichtler wirklich auf dem Schlachtfeld aufgewachsen war, dass der Kampf sein Element war, wie er es für ihn, Barrick, nie sein würde.
Jetzt verschwindet, während ich sie aufhalte! Versucht, an die Oberfläche zu gelangen!
Aber Vansen ...!
Ist weg, wahrscheinlich tot. Sicher ist nur, dass er für uns verloren ist. Ihr müsst jetzt verschwinden. Habt Ihr den Gegenstand noch, den ich Euch anvertraut habe?
Den Spiegel hatte Barrick ganz vergessen. Seine Hand kroch an seine Hemdtasche.
Ja.
Denkt nicht mehr daran. Flieht! Ich werde hier tun, was ich kann.
Aber Ihr müsst mit mir kommen ...!
Es ist wichtiger, dass wenigstens einer von uns entkommt, Barrick Eddon. Überbringt den Gegenstand dem König im Haus des
Volkes.
Und jetzt geht.
Aber ...!
»GENUG!«
Der Halbgott Kituyik erhob sich aus einer Schar kreischender Gefangener, in deren Fell oder zerlumpten Kleidern Flammen züngelten. Der Riese schien zu schwellen wie ein windgeblähtes Segel, bis sein Kopf an die Höhlendecke zu stoßen drohte.
»DU HAST GENUG VON MEINER ZEIT VERGEUDET, STURMLICHT. DAS TOR ZUM REICH DES ERDHERRN IST OFFEN. KEIN GESETZ, NOCH NICHT EINMAL DAS BUCH DES FEUERS DER LEERE SELBST, VERBIETET MIR, DEN ZAUBER ZU VOLLENDEN, INDEM ICH DAS BLUT AUS DIESEM STERBLICHENKIND QUETSCHE WIE WASSER AUS EINEM SACK QUARK!«
Kituyik machte einen Schritt auf Barrick zu, aber Gyir bückte sich und entzündete einen weiteren schlammigen Schädel mit seiner Fackel, richtete sich dann wieder auf und schleuderte den zischenden, funkensprühenden Ball auf die riesige Gestalt. Das Geschoss zerbarst in einer Wolke von Feuer und heißer Luft, als es zu Füßen des Riesen einschlug, und brachte ihn ins Taumeln, warf aber auch Barrick auf die Knie.
Lauft,
sagte Gyir leise drängend, zündete dann noch zwei Schädel an und schleuderte sie auf Kituyik. Noch ehe sie einschlugen, stürmte der Elbe mit einem Speer, den er einem der Wächter abgenommen haben musste, auf den brüllenden Halbgott zu. Der Riese und Gyir verschwanden in dem Doppelblitz von gleißendem Licht. Barrick spürte, wie sich von der Hitze Brandblasen auf seinen Wangen bildeten.
Barrick rappelte sich wieder auf. Ihm war schwindlig, sein Kopf dröhnte, und seine Augen schwammen von brennenden Tränen. Er sah sowieso fast nichts — die Höhle war voll von Staubschwaden. Er stolperte in die Richtung, in der er den Ausgang vermutete, und musste dabei über Körper hinwegsteigen, die am Boden zuckten wie sterbende Insekten. Einer der zotteligen Wächter, dessen Gesicht fast völlig verbrannt war, hielt sich mit letzter Kraft und verkohlten Fingern das Schienbein. Barrick trat dem Wesen mit seinem bestiefelten Fuß den Schädel ein und zog ihm dann eine Axt aus den Klauenfingern, eine Waffe, die er mit seiner gesunden Hand gut würde führen können. Halb kletterte, halb stolperte er den Anstieg zum Höhlenausgang hinauf. Alle übrigen Gefangenen und Wächter, die noch dazu in der Lage waren, schienen bereits geflohen zu sein; nichts versperrte ihm den Weg außer Leichen und wimmernden Beinahe-Leichen.
Als er den Ausgang erreicht hatte, drehte sich Barrick noch einmal um und sah den Halbgott Kituyik, von Flammen umloht, so heftig lachen und grinsen, als müsse sein entstelltes Gesicht jeden Moment entzweibrechen. Eine seiner mächtigen Hände hielt Gyir umklammert. Der Elbe, den der furchtbare Griff des Riesen eigentlich hätte zerquetschen müssen, stach immer wieder mit dem Speer auf die Brust des Monstrums ein, und bei jedem Stich brach ein Schwall schwarzen Blutes hervor, aber Kituyik schien jedes Mal nur noch lauter zu lachen.
»DU KANNST MIR NICHTS TUN!«,
brüllte der Riese.
»DAS GÖTTERBLUT DES ALTEN SVEROS SELBST FLIESST IN MEINEN ADERN! ICH
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