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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen halben Tag verpasst.«
    »Was?« Vo offenbarte zum ersten Mal menschliche Züge. »Ich verstehe nicht ...«
    »Er ist auf einem seiner schnellsten Schiffe, dem
Leuchtenden Falken,
abgereist und hat mir die Aufsicht über den Fortgang der Belagerung übertragen.« Der Polemarch grinste. »Und mich als Gouverneur von Hierosol eingesetzt, sobald es gefallen ist. Ich werde alle Hände voll zu tun haben, die Männer — vor allem Eure Kameraden von den Hunden — davon abzuhalten, den ganzen Ort niederzubrennen. Sie sind grimmig und hungrig und haben lange auf diese Gelegenheit gewartet.«
    Qinnitan war verwirrt. Sie hatte alles getan, sich gegen das schreckliche Lächeln des Autarchen zu wappnen, und fühlte sich jetzt, als hinge sie in der Luft, statt des erwarteten Gefühls, auf glühenden Kohlen zu stehen. Sie wusste nur, dass ihre Qual ein wenig länger dauern würde, ihr Tod sich etwas hinauszögerte — aber sie hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Der Befehlshaber der Armee schlug sich die Hände auf die Knie und erhob sich. Er war groß und wirkte eineinhalb Mal so schwer wie Daikonas Vo. »Nun gut, wenn du das Mädchen jetzt einfach meinen Leuten übergibst, werden wir es sicher hüten, bis der Autarch wieder hier ist.«
    »Nein.«
    Der Polemarch, der sich bereits abgewandt hatte, drehte sich überrascht wieder zurück. »Nein? Habe ich dich gerade nein sagen hören, Soldat?«
    »Das habt Ihr. Herr. Denn der Goldene hat mir befohlen, das Mädchen schnellstens zu ihm zu bringen — persönlich. Ich brauche Euer schnellstes Schiff«
    Der Oberste Befehlshaber blickte von Vo zu den Höflingen und Soldaten im Raum. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, das seine Verärgerung jedoch nicht zu überspielen vermochte. »Mein schnellstes Schiff, hm? Du bist ganz schön unverfroren, selbst für einen Hund.«
    Vo hatte seine Gelassenheit wiedergefunden und hielt dem Blick des Polemarchen stand. »Es ist nichts Unverfrorenes daran, den Befehl des Goldenen zu erfüllen — wortwörtlich. Und unser Gebieter hat ausdrücklich darauf bestanden.«
    Der Ältere musterte Vo, und auf Qinnitan wirkte es fast schon so, als säßen sich die beiden an einem Spielbrett gegenüber, vielleicht bei einer erbitterten Partie Shanat, wie es die alten Männer auf dem Marktplatz spielten, die beiden Kontrahenten stumm und konzentriert, während alle anderen schwatzten. Schließlich schüttelte Ikelis Johar den Kopf.
    »Nun gut«, sagte er. »Wir werden dir ein Schiff geben. Wenn du den Autarchen triffst, wirst du ihm erklären, dass das auf deinen Wunsch hin geschah.«
    »Das werde ich ganz gewiss tun, Hoher Polemarch.« Vo wandte sich ab. »Ich hätte gern etwas zu essen und zu trinken, während ich warte, bis das Schiff bereit ist.«
    Die Miene des Polemarchen verfinsterte sich, aber schließlich setzte er sich wieder hin. »Meine Leute werden sich darum kümmern. Jetzt wirst du mich entschuldigen, Vo — ich habe schließlich einiges zu tun.«
    »Ja. Eine letzte Frage noch, Polemarch.« Vo schien Johar geradezu mit Absicht zu provozieren, als wollte er sehen, ob er einen der mächtigsten Männer der Welt dahin bringen konnte, die Beherrschung zu verlieren. »Wann ist der Autarch nach Xis abgesegelt?«
    »Xis?« Die Laune des Polemarchen schien sich wieder zu heben. »Wer sagt denn etwas von Xis? So leicht wird Eure Reise nicht. Der Goldene ist mit unserem schnellsten Schiff auf dem Weg nach Norden, immer die Küste entlang.«
    »Norden?« Daikonas Vos Überraschung war nicht gespielt, das merkte Qinnitan: Er war wirklich perplex. »Aber wo will er denn hin?«
    »In ein kleines, hinterwäldlerisches Land, von dem kaum jemand je auch nur gehört hat«, sagte der Polemarch und bedeutete einem der Diener, ihm etwas zu trinken zu bringen. »Es ist so klein, dass er nur ein paar hundert Soldaten dabei hat, wenn auch durchweg hervorragende Männer darunter deine Hunde. Und wir sind gerade dabei, drei Schiffe mit Soldaten und einen Lastkahn mit einem der Königlichen Krokodile — der großen Kanonen — hinter ihnen herzuschicken.«
    »Wohin?«, fragte Vo verwirrt. »In welches Land? Und warum?«
    »Warum? Wer weiß das schon?« Johar hob seinen Becher und nahm einen großen Schluck. »Der Autarch will es, also geschieht es. Was das Wohin betrifft — es ist irgendein unbedeutender Winkel namens Südmark. Also nimm jetzt deine entlaufene Hure und geh, damit ich mich endlich wieder mit der Aufgabe befassen kann, eine

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