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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Qinnitan ausnahmesweise einmal das langsamste Schneckentempo herbeisehnte, das die immense xixische Bürokratie an den Tag zu legen vermochte, schienen alle um sie herum so hurtig und eifrig wie Ameisen. Die drei wurden von Soldaten die Landungsbrücke hinaufgeleitet — manche trugen, wie ihr auffiel, den gleichen Leopardenhelm, wie ihn Jeddin getragen hatte, der Urheber ihres jetzigen Unglücks. Warum hatte sie ihn nicht sofort gemeldet, als er mit seinem verrückten Gerede von Liebe anfing? Weil es ihr geschmeichelt hatte? Oder weil sie Mitleid mit ihm gehabt und das ängstliche Kind von früher in diesem muskulösen Soldatenkörper zu erkennen geglaubt hatte? Wie auch immer, mit seiner Verliebtheit hatte er sie so sicher umgebracht, als hätte er ihr die Kehle aufgeschlitzt. Dieser Gang die Planke hinauf war nur der Endpunkt von etwas, das vom ersten Moment seines kindischen, verräterischen Verhaltens und ihres ebenso kindischen Schweigens an unausweichlich gewesen war.
    Auf eine gemurmelte Anweisung ihres Peinigers hin wurde Spatz von einem der Begünstigten in Gewahrsam genommen. Sie wollte protestieren, doch dann wurde ihr klar, dass, auch wenn der Junge verzweifelt bei ihr zu bleiben suchte, die Trennung für ihn die einzige Hoffnung war.
    »Sch-scht«, sagte sie und schloss dann eine schreckliche Lüge an. »Ich komme wieder. Alles wird gut. Geh einfach mit ihnen und tu, was sie sagen.«
    Er glaubte ihr nicht. Als er abgeführt wurde, hatte er den fassungslosen, tief enttäuschten Blick eines Hundes, den sein Herr an einen Baum gebunden im Stich lässt.
    Der Leopardenoffizier, der Qinnitan und ihren Häscher in seine Obhut genommen hatte, fragte den Mann jetzt, ob er sich oder sein »Geschenk« für die Übergabe vorzubereiten wünsche.
    »Ich habe Befehl, sie so schnell wie möglich zum Goldenen zu bringen«, lautete die Antwort. »Er wird es mir gewiss verzeihen, wenn ich ihn beim Wort nehme.«
    Der Offizier und einer der höheren Begünstigten sahen sich besorgt an, doch dann verbeugte sich der Leopard. »Selbstverständlich, Herr. Wie Ihr wünscht.«
    Qinnitan holte zitternd Luft, als sie durch den langen, erstaunlich breiten Gang im Innern des schwankenden Schiffs geführt wurden. Sie empfand nichts, jedenfalls nichts, was sie hätte identifizieren können. Wenn sie jetzt, in diesem Moment, ins Wasser fiele, wie sie es sich vorhin vorgestellt hatte, würde sie versinken wie ein Stein, denn genau so fühlte sie sich, so hart und kalt und tot.
    Sie wartete vor dem Eingang zur Hauptkabine, während der Leopardenoffizier den Mann, der sie gefangen hatte, diskret durchsuchte, wofür er sich fast schon zu entschuldigen schien. Der oberste Begünstigte an Bord machte das Gleiche mit Qinnitan. Der Atem des Eunuchen roch nach Minze und etwas Strengerem, Fauligem, vielleicht der Gestank eines verrottenden Zahns. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte seine Berührung Qinnitan mit Ekel erfüllt, aber jetzt stand sie einfach nur da und ließ alles über sich ergehen wie eine Leiche, die auf die Bestattung vorbereitet wird. Es hatte keinen Sinn, irgendetwas zu fühlen, auf irgendetwas zu reagieren.
    Der Begünstigte führte sie durch die Tür und dann durch die weitläufige Kabine zu dem hochgewachsenen Mann, der breitbeinig auf einem einfachen Stuhl in der Mitte saß, die Stiefel fest auf den Boden gestemmt, und die Dokumente prüfte, die Qinnitans Entführer den Hofbediensteten übergeben hatte.
    Es war nicht der Autarch.
    »Heil dem Hohen Polemarchen Ikelis Johar, dem Obersten Befehlshaber des Heeres!«, sagte der Begünstigte und stieß seinen Stab dreimal auf den Holzboden der Kabine.
    Der Heerführer hob den Kopf, und sein grobstirniges Gesicht wandte sich von Qinnitan zu ihrem Entführer. »Vo, richtig? Daikonas Vo. Ich glaube, ich habe diesen Namen schon einmal gehört — dein Vater war ebenfalls ein Weißer Hund, stimmt's?«
    Der Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht hatte also einen Namen, vermerkte Qinnitan — obwohl es keine Rolle spielte. Bald würde sie sich nicht einmal mehr an ihren eigenen Namen erinnern können.
    »Ja, Polemarch.« Der Mann schien ein wenig bestürzt, obwohl sein Gesicht noch genauso steinern war. »Verzeiht, Herr, aber könnt Ihr mir sagen, wann ich zum Autarchen vorgelassen werde? Ich habe ausdrücklichen Befehl ...«
    »Ja, ja.« Der Heerführer wedelte mit der schwieligen Hand. »Und es war gut, dass du unverzüglich hierher gekommen bist. Aber leider hast du den Goldenen um

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