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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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mit einem Stuhl wieder herbei. »Ich warte schon so lange darauf, Euch zu treffen, König Olin. Ich habe so viel von Euch gehört, dass ich das Gefühl habe, Euch bereits zu kennen.«
    Olin setzte sich. »Interessant, dass Ihr das sagt. Mir geht es mit Euch genauso.«
    »Oho!« Der Autarch lachte wieder; es klang, als amüsierte er sich köstlich. »Und das, was Ihr zu wissen glaubt, gefällt Euch nicht, was? Ein prächtiger Witz. Wir werden Freunde werden. Wir
müssen
sogar Freunde werden! Wenn wir die Förmlichkeiten nicht beiseite lassen, wird unsere Unterhaltung so langatmig und öde — und wir werden uns schließlich in den nächsten Tagen eine ganze Menge zu sagen haben. Ich freue mich schon darauf!«
    Olin faltete seelenruhig die Hände im Schoß. »Ihr werdet mich also noch nicht töten?«
    »Euch töten? Warum sollte ich so etwas tun? Ihr seid ein kostbarer Schatz, Olin Eddon — wertvoller als Gold oder Walrat — wertvoller noch als die berühmten Rubine von Sirkot! Ich habe mir so lange Zeit so viel Mühe gegeben, Eurer habhaft zu werden!«
    »Wovon redet Ihr?«
    Vash zuckte unwillkürlich zusammen — der Ton dieses Nordländers! So sprach man nicht mit dem Goldenen, wenn man seine Haut auf dem Fleisch behalten wollte. Doch statt nach Mokori, seinem bevorzugten Würger, zu schicken, gluckste der Autarch wieder. »Oh, natürlich«, sagte er vergnügt. »Ihr könnt es ja nicht wissen. Ja, vielleicht würdet Ihr es, bei all Eurer Gelehrtheit, selbst dann nicht verstehen, wenn ich es Euch erklären würde.«
    Olin musterte den Herrscher ganz Xands mit einer Mischung aus Interesse und wachsender Irritation. Vash war seltsam beruhigt — da er sich schon seit Längerem fragte, ob sein Herr wirklich so verrückt war, wie es den Anschein hatte, oder ob er, Pinnimon Vash, einfach nur an einer verzerrten Wahrnehmung litt, erfüllte es ihn mit Genugtuung, dass er nicht der Einzige war, der Sulepis sonderbar fand. »Klingt, als hättet Ihr nicht vor, mich heute noch zu töten.«
    »Aber das sagte ich doch bereits!« Sulepis mimte Verwunderung. »Wir beide haben eine Menge zu tun, herauszufinden und zu bereden. Erst einmal müssen wir allerdings zusehen, dass Ihr in einen saubereren Zustand versetzt werdet. Ludis hat sich ja erbärmlich um Euch gekümmert.«
    Der Nordländerkönig neigte das Haupt. »Darf ich fragen, welchen Preis Ihr für mich gezahlt habt? Oder war ich ein Geschenk von Ludis an Euch — eine Art Willkommensgabe?«
    »Ach, Olin — ich darf Euch doch Olin nennen, oder? Ihr könnt mich Goldener nennen oder sogar ... ja, nennt mich Großer Falke.«
    »Ihr seid zu gütig.«
    »Ah, wir werden glänzend miteinander auskommen. Ihr habt Humor!« Der Autarch lehnte sich auf dem Thron zurück und winkte den Dienern. »Nehmt König Olin, lasst ihn baden und bringt ihm etwas zu essen. Gebt ihm einen meiner Vorkoster, damit er unbesorgt speisen kann. Wir reden später weiter, Olin — wir haben so viel zu besprechen. Zusammen werden wir die Welt verändern!«
    »Ihr scheint Euch ja sehr sicher, dass ich Euch bei diesem ... großen Vorhaben helfen werde.« Olin legte den Kopf schräg und sah sein Gegenüber forschend an. Vash konnte nicht umhin, Bewunderung für diesen armen, verlorenen Wilden zu empfinden.
    »Oh, Euer Einverständnis ist für meinen Erfolg nicht notwendig«, beschied ihn der Autarch mit einem mitleidigen Stirnrunzeln. »Und leider werdet Ihr nicht lang genug leben, um die Früchte dieses Unternehmens reifen zu sehen. Aber Ihr könnt Euch an dem Wissen erfreuen, dass Ihr unverzichtbar wart — dass ohne Euch die Welt in Finsternis verblieben wäre, statt der Erlösung durch das große Licht des Nushash teilhaftig zu werden — oder, um präzise zu sein, des
Nushasha Sulepis,
denn diesmal wird
er
es sein.« Jetzt bedachte er den fremden König mit dem trägen Lächeln eines Raubtiers, das zu satt ist, um zu fressen, aber nicht zu vollgestopft, um ein paar kleinere Tiere zu terrorisieren. »Wie gesagt, wir reden später, Olin Eddon — oh, wir werden über vieles reden! Wir werden so etwas wie Freunde sein, meint Ihr nicht? Für ein Weilchen jedenfalls. Nun geht und genießt Euer Bad und Euer Mahl.«

    Qinnitans Entführer musste nur ein paar Pergamente aus einem Öltuchumschlag ziehen — Dokumente, auf denen deutlich sichtbar das Siegel des Autarchen prangte —, und die Seeleute und Soldaten auf dem mächtigen Flaggschiff
Flamme des Nushash
beeilten sich, seinen Wünschen nachzukommen. Wenn

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