Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
richtige Stadt zu zerstören.«

41

Die Blutsverwandte des Todes
    Seither herrschten die Götter in Strenge und Gerechtigkeit bis zum heutigen Tag und bewahrten Himmel und Erde vor allem Schaden. Aus den Vätern der Menschheit ist unter der gerechten Führung der Götter ein blühendes Geschlecht hervorgegangen. Diejenigen, die den Lehren der drei Brüder und ihrer Orakel folgen und ihnen in Treue dienen, werden nach dem Tod freundliche Aufnahme im Himmel finden.
    Der Anbeginn der Dinge,
Buch des Trigon
    Durch ein gerade aus Fael eingetroffenes Möwenboot, das die Kunde wiederum von anderen kürzlich aus Devonis dort angekommenen Schiffen hatte, war die Nachricht von einer mächtigen Kriegsflotte, die der Autarch von Xis gen Hierosol entsandt hatte, nach Südmark gelangt. Allerdings hatte das Möwenboot die südlichen Gewässer bereits verlassen, ehe mehr zu erfahren gewesen war. Trotzdem zweifelte niemand auf der Südmarksburg daran, dass das heilige, altehrwürdige Hierosol inzwischen von Belagerern eingeschlossen war.
    Das Tun und Lassen der Oberirdler kümmerte die Bewohner der Funderlingsstadt im Allgemeinen nicht sonderlich, aber in diesem Jahr hatte es an schlechten Nachrichten wahrlich nicht gemangelt — der König gefangen genommen, der ältere Prinz ermordet, die königlichen Zwillinge verschwunden und vielleicht tot. Viele aus dem kleinen Volk fragten sich, ob vielleicht wirklich die letzten Tage angebrochen waren, ob der Herr des Heißen Nassen Steins endgültig die Geduld mit den Sterblichen verloren hatte und bald alles, was sie errichtet hatten, in Schutt und Asche legen würde. Da es derzeit wenig Arbeit, nicht viel zu essen und kaum Zerstreuung gab, verbrachten die frömmsten Funderlinge ihre Tage ohnehin mit Beten und drängten die Übrigen, es ebenfalls zu tun.
    Heute standen zwei Metamorphosebrüder gleich innerhalb des Tors der Funderlingsstadt und tadelten alle, die hinauswollten, um irgendwelchen Geschäften mit den sündigen Oberirdlern nachzugehen. Chert schaute beschämt, aber auch wütend weg.
Als ob ich eine Wahl hätte.
    »Wir sehen Euch wohl, Bruder Blauquarz!«, rief einer, als er an ihnen vorbeieilte. »Und die Alten der Erde auch! Gerade Ihr solltet Eure verruchte Tat bereuen und Euch unverzüglich von Euren verderblichen Kumpanen lossagen.«
    Er schluckte die giftige Antwort hinunter, weil ihm plötzlich ganz beklommen wurde. Vielleicht hatten sie recht. Es waren zweifellos unheilvolle Zeiten, und in alle ominösen Geschehnisse schien er, Chert, entscheidend verwickelt.
    Beschütze mich, o Herr des Heißen Nassen Steins,
betete er.
Beschütze deinen verirrten Diener. Ich habe nur getan, was mir für meine Freunde und meine Familie das Beste schien.
    Sein Gott schickte ihm keine entlastende Antwort, nur das Echo der Metamorphosebrüder hinter ihm, die ihn aufriefen, zu bereuen und unter die Gläubigen zurückzukehren.
     
    Droben in der Burg herrschte Chaos. Überall Soldaten, und die Straßen so voll, dass er für den Weg durch die Vorburg doppelt so lange brauchte wie geplant. Eines bereute Chert inzwischen wirklich — dass er eingewilligt hatte, noch einmal zu Bruder Okros zu gehen.
    Die wenigen Großwüchsigen, die ihn überhaupt wahrnahmen, starrten ihn an wie ein unsauberes Tier, das durch eine offen stehende Tür ins Haus geschlüpft war. An den engsten Stellen wurde er ständig angerempelt und beinah umgestoßen. Die Ochsenkarrenlenker dachten nicht im Traum daran, für ihn abzubremsen, sondern zwangen ihn, auf der matschigen Straße Haken zu schlagen, um Rädern zu entkommen, die größer waren als er selbst.
    Was soll dieser Irrsinn? Warum dieser Hass? Sind wir Funderlinge etwa schuld, dass die Zwielichtler auf der anderen Seite der Bucht stehen? Oder dass der Autarch Hierosol erobern will?
Aber Wut, das wusste er, würde ihm nicht weiterhelfen; lieber einfach nur die Augen offen halten und jede Konfrontation vermeiden.
    Zu allem Unglück schienen die Soldaten am Rabentor ebenfalls entschlossen, ihm das Leben schwer zu machen. Er musste innerlich kochend, aber schweigend warten, während sie sich über seine Körpergröße amüsierten und zweifelnde Bemerkungen darüber machten, was er wohl bei Bruder Okros zu suchen habe. Die Glocken des großen Tempels stimmten das Mittagsgeläut an, und ihn verließ der Mut: Er würde zu spät zu einer Einbestellung beim Königlichen Hofarzt kommen. Kurz darauf jedoch wandte sich das Blatt zu seinen Gunsten: Der Lenker eines riesigen,

Weitere Kostenlose Bücher