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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte dieses Unheil schließlich selbst über sich gebracht, oder? Er, Barrick, hatte doch damit nichts zu tun.
    »Ich
muss mich entschuldigen, Hoheit«, sagte Vansen und verbeugte sich — zum ersten Mal, seit sie die Schattengrenze überschritten hatten. »Ich bin zu weit gegangen.«
    »Ach, hört auf.« Barrick war jetzt die Laune verdorben. Er wandte sich Gyir zu, versuchte, in seinem Kopf Worte zu formen, damit der andere ihn verstehen könnte. Es war so leicht, wenn der Gesichtslose
ihn
ansprach — wie ein Flugtraum, ohne jede Mühe, nur ein Sprung und dann die Freiheit der Lüfte.
Wovon redet diese Kreatur? Ist das wahr?
    Ich weiß nicht. Ich war noch nie hier, in diesem Teil von ...
Jetzt driftete ein anderer Gedanke vorbei, der keine Wortgestalt zu haben schien, ein Wirrwarr von formlosen Einheiten, die irgendwie spiralförmige Wirbel bildeten, so ähnlich wie Schneckenhäuser.
Nur als das Heer in den Krieg zog, aber da waren wir so viele, dass es keiner gewagt hätte, uns anzugreifen. Aber viele unter dem Mantel sind keine Freunde von ...
Wieder war da eher ein Bild als ein Wort, diesmal ein paradoxes Bild von schwarzen Türmen und strahlendem Licht. Erst als das Leuchten in seinem Kopf aufgehört hatte, nahm Barrick die dazugehörigen Worte wahr.
Qul-na-Qar.
    Was ist das? Seid ihr das — Euer Volk?
    Das ist das jetzige Herz unserer ...
An dieser Stelle folgte ein Gedanke, der weniger »Regierung« oder »Lande« zu bedeuten schien als vielmehr »Geschichte«.
Es ist der Ort, den die Wissenden zu ihrer Heimat gemacht haben. Diejenigen Qar, die wissen, was verloren ging und was schläft.
    Barrick schüttelte den Kopf — zu vieles, was er nicht verstand, driftete durch seinen Kopf, wenn er jetzt auch eines von Gyirs Gedankenwörtern verstanden hatte: Qar hieß »Leute wie ich« — jene Wesen, die Barrick in den hinteren Winkeln seines Kopfes immer noch »Zwielichtler« nannte. Doch selbst die klarsten unter Gyirs Gedanken waren immer noch so schwer zu greifen wie lebende Fische.
Ich muss wissen, ob das, was dieser unersprießliche Vogel sagt, wichtig ist,
sagte Barrick.
Die ... die Herrin ... hat Euch einen Auftrag erteilt, habt Ihr mir gesagt. Ihr müsst tun, was sie Euch aufgetragen hat.
Zwar hatte er keine Ahnung, worin Gyirs Aufgabe bestand. Aber dass das, was die dunkle Fürstin wollte, getan werden musste, das war ihm so unzweifelhaft klar wie die Tatsache, dass seine Knochen in seinem Körper waren.
    Ich darf nicht säumen, das stimmt. Mein Auftrag ist zu wichtig. Dennoch, es ist schwer zu glauben, dass einer unserer Feinde hier solche Stärke erlangt haben soll, ein Feind, den wir tot glaubten. Wenn es wahr ist, dann fürchte ich, mein Schicksal — und vielleicht das des ganzen
Volkes —
hat sich zum Schlimmen gewendet. Wir sind fern von meiner Heimat und in gefährlichen Gefilden. Ich bin verwundet, vielleicht für immer verkrüppelt, euer Gefährte verwahrt mein Schwert, und ich habe kein Pferd.
    Gyirs Gedanken waren so schwer und angstvoll, wie Barrick sie bisher noch nie gefühlt hatte. Das allein genügte schon, um den Prinzen erstmals, seit die Kriegskeule des Riesen ausgeholt und sein altes Leben im selben Moment geendet hatte, mit Furcht zu erfüllen.

    »Ich weiß nicht, was der Zwielichtler mit Euch gemacht hat, Hoheit, mit welchem Zauber er Euch belegt hat, aber sein Schwert gebe ich ihm nicht zurück. Er mag ja freundlich tun, aber er wird uns höchstwahrscheinlich bei der ersten Gelegenheit töten. Wisst Ihr nicht mehr, was er und seinesgleichen auf dem Kolkansfeld mit den Männern von Südmark gemacht haben? Erinnert Ihr Euch nicht mehr an Tyne Aldritch, zermalmt zu ... blutigem Fettpudding?«
    Der Prinz starrte ihn an. »Wir sprechen noch darüber«, sagte Barrick und stieg aufs Pferd. Der gesichtslose Gyir schwang sich mit einer Leichtigkeit, die Vansen wohl vermerkte — die Kreatur erholte sich wahrhaft schnell von Wunden, denen ein gewöhnlicher Mann erlegen wäre —, hinter den Prinzen.
    Vansen hievte sich selbst in den Sattel. Im Gegensatz zu Barricks seltsamem schwarzem Pferd wirkte Vansens Tier trotz der langen Ruhepause inzwischen ziemlich strapaziert. Es zuckte gequält, als Skurn sich mit Schnabel und Klauen die Satteldecke emporhangelte und auf seinen Ausguck auf dem Sattel hüpfte. Zufrieden mit sich, sah sich der schwarze Vogel um wie ein Kind, das eine Belohnung erwartet.
    Sterbliche Pferde sind nicht für diese Lande gemacht,
dachte Vansen.
So wenig wie sterbliche

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