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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wandte sich an einen seiner Sklavenjungen einen stummen Begünstigten. »Bring mir meinen Vetter Febis. Er müsste in seinen Gemächern sein.«
    Während sie warteten, ließ der Autarch auch Vo nachschenken. Pinnimon Vash, der so eine Ahnung hatte, was jetzt kommen würde, war froh, dass
er
nicht den starken, sauren Mihanniwein trank, der so üble Folgen für den Magen hatte.
    Febis, ein dicklicher, halbkahler Mann mit roten Trinkerwangen, die seine Angstblässe noch deutlicher hervorhob, kam hereingeeilt, warf sich vor dem Autarchen auf Hände und Knie und schlug die Stirn auf die Steinfliesen.
    »O Goldener, ich habe doch gewiss nichts Unrechtes getan! Ich habe Euch doch gewiss nicht erzürnt! Ihr seid doch das Licht in unser aller Leben!«
    Der Autarch lächelte. Vash staunte immer wieder, wie dasselbe Mienenspiel, das bei einem Kind oder einer hübschen Frau jedem Betrachter das Herz erfreut hätte, auf dem glatten, jugendlichen Gesicht des Autarchen zu etwas Furchterregendem werden konnte. »Nein, Febis, du hast nichts Unrechtes getan. Ich habe dich nur rufen lassen, um etwas zu demonstrieren.« Er wandte sich an den Söldner Vo. »Weißt du, ich hatte ein ganz ähnliches Problem mit Verwandten wie Febis, als mein Vater und meine Brüder verstorben waren — als ich durch die Gnade Nushashs, des Funkelnden Schwertes, Autarch geworden war. Wie konnte ich sichergehen, dass keiner unter ihnen spekulierte, ob die Thronfolge, wenn sie schon durch den Tod meiner Brüder auf mich übergegangen war, nicht auch durch
meinen
vorzeitigen Tod auf Febis oder einen der anderen Vettern übergehen könnte? Gewiss, ich hätte sie einfach allesamt töten können, als ich den Thron bestieg. Es waren ja nur ein paar Hundert. Das hätte ich doch gekonnt, nicht wahr, Febis?«
    »Ja, ja, o Goldener. Aber Ihr wart gnädig, der Himmel segne Euch.«
    »Ich war gnädig, jawohl. Ich ließ sie stattdessen lediglich etwas schlucken, ein gewisses — Geschöpf. Eine winzige Kreatur — zumindest in ihrer frisch geschlüpften Gestalt —, die unserem heutigen Wissen längst entfallen war. Aber ich habe sie wiederentdeckt!« Er grinste. »Und du hast sie geschluckt, nicht wahr, Febis?«
    »Wie Ihr befahlt, o Goldener.« Der Vetter des Autarchen schwitzte jetzt heftig. Tröpfchen hingen ihm an Kinn und Nase, ehe sie zu Boden fielen. »Sie war zu klein, als dass ich sie hätte bemerken können.«
    »O ja, natürlich.« Der Autarch lachte wieder, diesmal mit der ganzen Freude eines kleinen Kindes. »Die Kreatur ist nämlich zunächst so klein, dass sie mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Sie kann mit einem Glas Wein verabreicht werden, ohne dass der Empfänger es mitbekommt.« Er wandte sich an Daikonas Vo. »So wie eben, als du getrunken hast.«
    Vo stellte seinen Becher ab. »Ach«, sagte er.
    »Und was dann passiert — sie wird größer. Nicht riesig, aber doch so groß, dass sie, wenn sie sich einmal im Körper ihres Wirts eingenistet hat, durch nichts mehr auszutreiben ist. Was aber nichts ausmacht, denn der Wirt merkt gar nichts davon. Es sei denn, ich wünsche es.« Der Autarch nickte. »Ja, lass uns einmal annehmen, der Wirt würde es nicht schaffen, einen Auftrag, den ich ihm erteilt habe, in der festgesetzten Zeit zu erfüllen, oder er würde auf andere Weise meinen Zorn auf sich ziehen ...« Er wandte sich an den dicken, schwitzenden Febis. »Indem er zum Beispiel zu seiner Frau sagt, sein Herr, der Autarch, sei wahnsinnig und werde nicht lange leben ...«
    »Hat sie das behauptet?«, rief Febis panisch. »Die Hure! Sie lügt!«
    »Worin das Vergehen auch immer bestehen mag«, fuhr der Autarch ruhig fort, »und wie weit der Missetäter auch immer entfernt sein mag, sobald ich es erfahre, setzt das Geschehen ein.« Er machte eine Handbewegung. »Panhyssir, ruft den Xol-Priester.«
    Febis stieß wieder einen Schrei aus, so schrill und verzweifelt, dass es Pinnimon Vash kalt über den Rücken lief.
»Nein!
Ihr müsst doch wissen, dass ich so etwas niemals sagen würde, o Goldener — nie, oh, bitte, nei-i-i-in!« Heulend und flehend warf sich Febis in Richtung der steinernen Lagerstatt. Zwei stämmige Leopardenwächter traten vor und hielten ihn fest, wobei sie nicht gerade zimperlich zupackten. Seine Schreie wurden ein unartikuliertes Jammern.
    Gleich darauf erschien der Xol-Priester, ein hagerer, dunkler, adlernasiger Mann, dem man den Sohn der südlichen Wüsten ansah. Er verbeugte sich vor dem Autarchen, setzte sich im Schneidersitz

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