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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Soldat, o Goldener.«
    »Ich spreche nicht vom Töten in der Schlacht. Vash, lest vor.«
    Vash nahm ein ledergebundenes Eintragungsbuch, das ihm der Bibliothekssklave vorhin erst gebracht hatte, und fuhr mit dem Zeigefinger eine Seite hinunter, bis er gefunden hatte, was er suchte. »Führungsberichte der Weißen Leoparden für dieses Jahr. ›Laut überprüfter Aussagen zweier Sklaven ist Daikonas Vo verantwortlich für den Tod von mindestens drei Männern und einer Frau‹«, las Vash vor. »›Sie waren allesamt Xixier niederer Kaste, und die Tötungsfälle erregten wenig öffentliches Aufsehen, sodass eine Bestrafung nicht erforderlich war.‹ Dies ist nur der Bericht für das laufende Jahr. Wünscht Ihr, dass ich auch die Berichte früherer Jahre verlese, o Goldener?«
    Der Autarch schüttelte den Kopf. Ein amüsierter Ausdruck huschte über sein langes Gesicht, als er sich wieder dem ungerührten Soldaten zuwandte. »Du fragst dich, warum ich mich mit solchen Dingen befasse — und ob du jetzt doch noch bestraft werden sollst. Habe ich Recht?«
    »Zum Teil, Herr«, sagte Vo. »Es ist in der Tat seltsam, dass der lebende Gott, der über uns alle herrscht, sich mit jemand so Unwichtigem wie mir befasst. Aber das mit der Bestrafung, das fürchte ich im Augenblick nicht.«
    »Ach, nein?« Das Lächeln des Autarchen wurde schmallippiger. »Und warum nicht?«
    »Weil Ihr mit mir sprecht. Wenn Ihr mich nur bestrafen wolltet, o Goldener, hättet Ihr es doch wohl einfach getan, ohne die Früchte Eures göttlichen Denkens auf jemand so Geringen zu vergeuden. Es ist doch allgemein bekannt, dass das Urteil des lebenden Gottes prompt und unfehlbar ist.«
    Ein Teil der Spannung wich aus dem langen Hals des Autarchen, und an ihre Stelle trat jetzt die Reglosigkeit einer Schlange, die sich auf einem Stein sonnt. »Ja, das ist es. Prompt und unfehlbar. Und deine Argumentation ist zwar schwach, aber nicht ganz falsch — ich würde meine Zeit nicht mit dir vergeuden, wenn ich nicht etwas von dir wollte.«
    »Was immer Ihr wünscht, Herr.« Die Stimme des Soldaten war nach wie vor emotionslos.
    Der Autarch trank seinen Wein aus und bedeutete Daikonas Vo, es ihm nachzutun. »Wie du zweifellos schon gehört hast, gebe ich mich nicht länger damit zufrieden, von den Völkern des nördlichen Kontinents lediglich Tributzahlungen zu fordern. Es naht der Moment, da ich die alte Hafenstadt Hierosol einnehmen und unser Reich von dort aus über Eion ausdehnen werde, um diesen Wilden das helle, heilige Licht Nushashs zu bringen.«
    »Das Gerücht geht um, Herr«, sagte Vo langsam. »Und wir alle beten, dass dieser Tag bald kommen möge.«
    »Das wird er. Aber zunächst einmal habe ich etwas verloren, das ich wiederhaben will, und es befindet sich irgendwo in dieser nördlichen Wildnis — im Land deiner Vorfahren.«
    »Und Ihr wünscht, dass ich ... Euch dieses Etwas zurückbringe, Herr?«
    »Das wünsche ich. Es wird nämlich List und unauffälliges Vorgehen erfordern, und für einen weißhäutigen Mann, der eine der Sprachen Eions spricht, wird es leichter sein, sich dort zu bewegen und dieses kleine Ding zu suchen, das ich zurückhaben will.«
    »Und darf ich fragen, was das für ein Ding ist, o Goldener?«
    »Ein Mädchen. Die Tochter eines unbedeutenden Priesters. Aber ich habe sie für den Frauenpalast auserwählt, und sie hatte so schlechte Manieren, einfach wegzulaufen.« Der Autarch lachte, ein leises Grollen wie von einer Katze, die im Begriff ist, ihre Krallen auszufahren. »Ihr Name ist ... wie war er doch gleich? Ah, ja — Qinnitan. Du wirst sie mir zurückbringen.«
    »Gewiss, Herr.« Das Gesicht des Soldaten war jetzt noch ausdrucksloser.
    »Du denkst schon wieder, Vo. Das ist gut. Ich habe dich auserwählt, weil ich einen Mann brauche, der seinen Kopf zu benutzen vermag. Diese Frau befindet sich irgendwo in den Landen unserer Feinde, und wenn jemand erfährt, dass ich sie will, könnte sie Gegenstand von Rivalitäten werden. Das will ich nicht.« Der Autarch winkte. Diesmal war es ein gewöhnlicher Diener, der herbeieilte, um ihm den Becher wieder zu füllen. »Aber jetzt fragst du dich —
warum sollte mich der Autarch frei ins Land meiner Vorfahren ziehen lassen? Selbst wenn ich mich aufrichtig bemühe, seinen Auftrag zu erfüllen — wenn ich versage, hat er doch keine Möglichkeit, mich zu bestrafen, solange ich nicht nach Xis zurückkehre.
Nein, streite es gar nicht erst ab. Das würde jeder denken.« Der junge Autarch

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