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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wuchtiger waren, als man es ihm bei seiner Statur zugetraut hätte. Einer fügte Yaridoras eine Platzwunde über dem Auge zu, und Blut rann ihm übers Gesicht und in den Bart. So unausweichlich Yaridoras' Sieg auch schien, hatte der Riese doch offensichtlich wenig Spaß an dem umständlichen Weg dorthin, und sein Versuch, den Gegner endgültig und entscheidend zu packen, hinterließ mehrere blutende Kratzer auf dessen Gesicht und Armen. Die Rufe und gemeinen Ratschläge, die den Raum zu Beginn des Kampfes erfüllt hatten, wichen nach und nach unbehaglichem Gemurmel.
    Der Hüne griff an. Vo duckte sich unter den mächtigen Armen weg und rammte dem Gegner das Knie so heftig in den Bauch, dass Yaridoras rötlichen Schaum spuckte, aber seine Eisenfaust schoss vor, traf den zurückweichenden Vo und fällte ihn mit der Wucht eines Schmiedehammers. Yaridoras warf sich auf seinen Gegner, ehe dieser seine fünf Sinne wieder beisammen hatte, und einen Moment lang sah es aus, als wollte er den kleineren Söldner in einem Stück verschlingen.
    Jetzt ist es vorbei,
dachte Vash.
Aber er hat erstaunlich gut gekämpft.
Der Oberste Minister war ziemlich überrascht: Er hatte immer geglaubt, diese perikalesischen Fremdlinge profitierten allein von ihrer Größe und barbarischen Roheit. Es war seltsam, ja geradezu irritierend, einen zu sehen, der denken und planen konnte.
    Als sie am Boden rangen, gelang es Yaridoras, den Kopf des kleineren Mannes zwischen seinen Beinen festzuklemmen. Er drückte zu, und Daikonas Vos Gesicht wurde bläulichrot, ehe er es schaffte, seinem Gegner den Ellbogen in die Geschlechtsteile zu rammen und sich loszuwinden. Aber er war verletzt und erschöpft und kam nicht weit, ehe Yaridoras ihn wieder einfing, diesmal, indem er ihm einen mächtigen Arm um die Kehle presste. Der Riese wälzte sich über Vo, der sich mit Händen und Knien abstemmte, um nicht bäuchlings zu Boden gedrückt zu werden, und machte sich daran, ihm die stützenden Gliedmaßen wegzuschlagen. Dabei grinste er grimmig unter dem Schweiß und dem Blut, während Vo, nach Luft ringend, die Zähne bleckte.
    »Er bringt ihn um«, sagte Vash fasziniert.
    »Nein, er würgt ihn nur, bis er aufgibt«, sagte Hauptmann Hijam. »Yaridoras würde niemanden unnötig töten, schon gar nicht einen anderen Weißen Hund. Er ist ein alter Hase in dieser Art von Zweikampf.«
    Daikonas Vos blaurotes Gesicht kam dem Boden immer näher, und seine Ellbogen knickten nach außen weg, als das Gewicht des Hünen zu viel für ihn wurde. Dann plötzlich nahm Vo zu Pinnimon Vashs Verblüffung absichtlich eine Hand von den Fliesen und hieb, kurz bevor er zu Boden gedrückt wurde, so fest den Ellbogen auf den Stein, dass es knallte wie ein Musketenschuss. Darauf kollabierten beide zu einem wogenden, grunzenden Haufen, und für einen Moment war das Gewirr von Gliedmaßen nicht zu durchschauen. Dann lagen beide Körper reglos da.
    Schließlich zog sich Daikonas Vo, Oberkörper und Gesicht von Blut glänzend, unter Yaridoras hervor und wälzte den Riesen von sich, sodass der lange Steinfliesensplitter, der im Auge des gelbbärtigen Mannes steckte, sichtbar wurde wie ein heiliges Objekt, das eine Prozession von Gläubigen in den Himmel reckt. Die versammelten Weißen Hunde schnappten nach Luft und murmelten Beschwörungen, doch dann erhob sich wütendes Gebrüll, und etliche stürzten in mörderischer Absicht auf den erschöpften, blutverschmierten Vo zu.
    »Halt!« rief Pinnimon Vash. Als sie merkten, dass es der Oberste Minister des Autarchen war, der ihnen Einhalt gebot, blieben die Weißen Hunde stehen und nahmen unter mürrischem Gebrummel Haltung an. »Tut diesem Mann nichts.«
    »Aber er hat Yaridoras getötet!«, protestierte Marukh empört. »Das Gebot des Autarchen lautete, dass keine Waffen benutzt werden durften!«
    »Der Autarch sagte, es dürften keine Waffen in die Arena
mitgebracht
werden, Kiliarch. Dieser Mann hat keine Waffe mitgebracht, er hat sich eine geschaffen. Säubert ihn und bringt ihn in den Mandragorapalast.«
    »Die Hunde werden wütend sein. Yaridoras war beliebt.«
    »Fragt sie, ob es ihnen Entschädigung genug ist, ihre Köpfe auf den Schultern behalten zu dürfen. Wenn nicht, wird der Autarch sicher gern bereit sein, eine andere Regelung zu finden.«
    Vash glättete sein Gewand und verließ den Raum.
     
    Der Goldene lag auf dem steinernen Zeremonialbett im Gemach der Neuen Sonne, nackt bis auf einen kurzen, mit Jadeplättchen verzierten

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