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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf den Boden und öffnete ein flaches Holzkästchen, als gedächte er, eine Partie
Shanat
zu spielen. Er breitete ein Stoffquadrat vor sich aus wie eine Decke, entnahm dann dem Kästchen mehrere graue Objekte, die Bleiklumpen hätten sein können, und arrangierte sie mit großer Sorgfalt auf dem Tuch. Als er damit fertig war, sah er den Autarchen an. Der nickte.
    Die Spinnenfinger des Mannes fassten zwei von den grauen Objekten und bewegten sie, und Febis, der im Griff der Wächter gezappelt und geschluchzt hatte, erstarrte jäh. Als sie ihn losließen, fiel er wie ein Stein zu Boden. Eine weitere Bewegung der Objekte auf dem kleinen Teppich, und Febis begann zu zucken, nach Luft zu schnappen und mit Armen und Beinen um sich zu schlagen wie ein Ertrinkender. Noch eine Bewegung, und plötzlich erbrach er Ströme von Blut und lag dann reglos in der Lache, die blicklosen Augen vor Entsetzen geweitet. Der Xol-Priester packte seine grauen Objekte ein, verbeugte sich und ging hinaus.
    »Natürlich lassen sich die Schmerzen auch länger ausdehnen, ehe das Ende eintritt«, sagte der Autarch.
»Viel
länger. Wenn das Geschöpf einmal geweckt ist, kann man es noch Tage im Zaum halten, bevor es ernsthaft zu fressen beginnt, und jede Stunde davon ist eine Ewigkeit. Aber ich habe Febis ein schnelles Ende gewährt, aus Achtung vor seiner Mutter, die eine Schwester meines Vaters war. Eine Schande, dass er dieses kostbare Blut einfach so vergeudet hat.« Sulepis betrachtete noch einen Moment die leuchtendrote Lache und erteilte dann mit einer Kopfbewegung den Dienern den Befehl, das Blut und Febis' Leichnam zu beseitigen. Dann wandte sich der Autarch an Daikonas Vo.
    »Die Entfernung spielt übrigens keine Rolle. Auch wenn Febis nach Zan-Kartuum gegangen wäre oder sogar in die nördlichste Ödnis Eions, wo die Dämonen leben, hätte ich ihn niederstrecken können. Ich baue darauf, dass du die Lektion verstanden hast. Geh jetzt. Du bist von jetzt an kein Hund mehr, sondern mein Jagdfalke — der Falke des Autarchen. Eine größere Ehre könnte dir nicht zuteil werden.«
    »Nein, o Goldener.«
    »Was du sonst noch wissen musst, wirst du vom Obersten Minister Vash erfahren.« Sulepis wollte sich abwenden, aber der Soldat hatte sich nicht gerührt. Die Augen des Autarchen verengten sich. »Was ist? Wenn du Erfolg hast, wirst du natürlich belohnt werden. Ich bin zu meinen getreuen Dienern so gut, wie ich streng zu den ungetreuen bin.«
    »Das bezweifle ich nicht, o Goldener. Ich habe mich nur gefragt, ob dieser Qinnitan auch so ein ... Geschöpf ... verabreicht wurde, und wenn ja, warum Ihr Euch dann nicht einer so sicheren Methode bedient, um sie ins Große Xis zurückzuholen.«
    »Ob ihr etwas Derartiges widerfahren ist oder nicht«, sagte der Autarch, »ist nicht von Belang. Es ist eine plumpe und gefährliche Methode, wenn man will, dass der Betreffende überlebt. Und ich will das Mädchen
lebendig und unversehrt —
hast du verstanden? Ich habe noch Pläne mit ihr. Jetzt geh. Du schiffst dich noch heute Nacht nach Hierosol ein. Ich will sie bis zum Mittsommertag in meinen Händen, oder du wirst ein äußerst leidvolles Leben haben — für kurze Zeit.« Der Autarch starrte ihn an. »Noch eine Frage? Ich hätte gute Lust, die Xol-Kreatur jetzt gleich zu wecken und mir jemand weniger Lästigen zu suchen.«
    »Bitte, ich lebe, um Euch zu dienen, o Goldener. Ich wollte Euch nur um die Erlaubnis ersuchen, erst morgen aufzubrechen.«
    »Warum? Ich habe deine Unterlagen gesehen. Du hast weder Familie noch Freunde. Abschied brauchst du wohl kaum zu nehmen.«
    »Nein, o Goldener. Es ist nur, weil ich glaube, dass ich mir im Kampf gegen den Bärtigen den Ellbogen gebrochen habe.« Er hob den Arm, mit dem er die Steinfliese zerschmettert hatte, mit der anderen Hand an. Der Ärmel war ein unförmiger, blutiger Sack. »Das würde mir die Zeit geben, ihn erst noch richten und verbinden zu lassen, damit ich Euch besser dienen kann.«
    Der Autarch warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Ah, du gefällst mir, Mann. Du bist wirklich ein kaltblütiger Bursche. Ja, geh und lass deinen Arm versorgen. Wenn du diese Aufgabe erfolgreich erfüllst, wer weiß? Vielleicht gebe ich dir dann den Posten des alten Vash.« Sulepis grinste, und seine Augen glänzten, als hätte er Fieber.
Das muss es sein,
dachte Pinnimon Vash: Dieser Mann — oder vielmehr dieser Gott-auf-Erden — lebte in einem ständigen Fieber, als ob wirklich das feurige Blut der Sonne

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