Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
geschrieben.«
»Jemand hat den Affenschädel angeritzt?«
»Ich bin sicher, es hat ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel ausgemacht«, bemerkte Nathans Dad mit vollem Ernst.
»Warum sollte das jemand getan haben?«
»Das weiß ich nicht. Das ist eines der Dinge, die ich herausfinden möchte. Niemand hat diese Hieroglyphen bis jetzt entziffern können. Es handelt sich entweder um eine noch unbekannte Sprache oder es ist schlichtweg Kauderwelsch.«
»Es wäre besser, wenn es eine unbekannte Sprache wäre, oder?«, vermutete Alyssa.
Nathan konnte es sich nicht verkneifen, einen Witz zu reißen. »Bestimmt hatte der Affe alles Mögliche im Kopf, als er starb. Vielleicht hat er sich schnell noch ein paar Notizen im Geiste gemacht.« Er grinste und wartete darauf, dass einer von den andern mit ihm lachte.
Aber alle starrten ihn nur kurz an und konzentrierten sich dann wieder auf das, womit sie gerade beschäftigt waren.
Okay, ich fand es ziemlich witzig. Er zuckte mit den Achseln, trocknete sich die Hände ab und ging zur Tür.
»He.« Onkel William räusperte sich und winkte Nathan mit dem Geschirrhandtuch zu. »Warte noch kurz.«
Überrascht drehte sich Nathan um.
Sein Onkel deutete auf seinen Rucksack. »Was vergessen?«
»Ja. Danke.« Nathan griff nach seinem Rucksack und warf ihn sich über die Schulter.
»Peter.« Onkel William ging hinüber zum Tisch.
»Hm?« Sein Dad war immer noch in den Schädel und sein Frühstück vertieft.
»Solltest du deinem Sohn heute Morgen nicht etwas ganz Besonderes sagen?«
Die Stirn von Nathans Dad legte sich über dem Affenkopf in Falten.
»Wie?«
Onkel William zeigte auf Nathan.
Sein Dad überlegte einen Moment, dann bemerkte er den Rucksack über Nathans Schulter. »Stimmt. Hab einen schönen Tag.« Er wandte sich wieder dem Schädel zu.
Onkel William verschwieg, dass er sich gewünscht hatte, sein Bruder würde Nathan zum Geburtstag gratulieren, nickte missmutig und wünschte ihm das Gleiche.
D raußen ging Nathan durch den makellos gepflegten Garten. Er sehnte sich nach dessen zugewachsenem Zustand zurück, aber davon war nichts mehr zu sehen, seit Onkel William nach seiner Scheidung vor ein paar Monaten bei ihnen lebte. Die Zweige fingen an, Knospen zu treiben, und bald würde sich ein grünes Blätterdach über dem Garten ausbreiten. Darauf freute sich Nathan schon. Sobald der Garten ein bisschen verwilderter aussah, würde er auch wieder viel belebter wirken.
Ein schnittiger roter Mustang GT hielt am Randstein in der Nähe der gewaltigen Eiche. Ein Mädchen in Letterman-Jacket saß hinter dem Steuer. Sie rückte sich den Rückspiegel zurecht, weil sie sich mit dem Finger Lipgloss auftragen wollte. Laute Rockmusik aus ihrer Stereoanlage beschallte die gesamte Nachbarschaft.
»Willst du mitfahren?«, rief Alyssa Nathan im Vorbeigehen zu. Mit ihrer schwarzen Kuriertasche über der Schulter sah sie wie eine Geschäftsfrau aus.
»Ich geh zu Fuß.«
Alyssa blieb stehen und sah sich zu ihm um. »Der Morgen war ja irgendwie zum Kotzen, oder? Dein Dad … na ja, er hätte dir schon zum Geburtstag gratulieren können.«
Nathan zog eine Grimasse. »Wenn mein Dad mir heute Morgen zum Geburtstag gratuliert hätte, dann hätten wir jetzt eine Invasion der Körperfresser zu befürchten.«
Alyssa lächelte, sah aber etwas traurig aus. »Im Ernst, Genevieve hat bestimmt nichts dagegen, dich mitzunehmen.«
Nathan sah an seiner Cousine vorbei zu der schönen Braunhaarigen hinüber, die jetzt mit ihren Haaren spielte. Er schüttelte den Kopf.
»Glaube eigentlich nicht, dass ich der Typ bin, der mit Mädchen mit dem Namen Genevieve mitfährt.«
»Bist du denn schon jemals mit Mädchen, die Genevieve heißen, mitgefahren?«
»Lass mich mal nachdenken.« Nathan überlegte nicht länger als eine Sekunde. »Nein.«
»Dann könnte dies ein erstes Mal sein.«
»Nein. Ich muss meinen guten Ruf wahren. Ich nehme an, Genevieve ist sitzen geblieben. Nicht ganz so clever wie deine übrigen Freunde, oder? Hat sie deshalb ihren Führerschein schon in der Neunten gemacht?«
»Genevieve war in der ersten Klasse sehr krank. Dadurch hat sie ein Jahr verloren.« Alyssa strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Ausdruck in ihren Augen wurde eisig. »Du kannst manchmal ein richtiger Idiot sein, weißt du das?«
Nathan lächelte und zwinkerte. »Das ist genau der Ruf, von dem ich eben sprach.«
»Komm schon, Alyssa.« Genevieve winkte mit der Hand. »Ich bin am
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