Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Schädel da mit deiner Gabel berührt und willst jetzt von ihr essen, oder?«
»Der Schädel ist vollkommen sauber. Viel sauberer als das Geschirr hier, selbst wenn es aus der Spülmaschine kommt. Das weiß ich, weil ich ihn selbst gereinigt habe.«
Nathans Dad leckte den Sirup von den Zacken der Gabel ab und haute wieder rein. »Man könnte geradezu von diesem Schädel essen.«
Alyssa schüttelte den Kopf. »Nein. Ich könnte das nicht.«
Nathan grinste. »Ich finde ja, der würde eine super Schüssel für Käsedip an Halloween abgeben. Man müsste nur die Augenhöhlen und die Ohrmuscheln zustopfen. Vielleicht sollte man die Nasenlöcher offen lassen, dann sieht es wie ein Abfluss aus.«
Onkel William brummte: »Sauber oder nicht, man legt keinen menschlichen Totenkopf auf den Frühstückstisch.«
Nathans Dad schüttelte den Kopf und klopfte wieder mit der Gabel an den Kopf. »Hättest du einen anständigen Universitätsabschluss gemacht anstatt einen in Sozialwissenschaften, dann wüsstest du, dass dies kein menschlicher Schädel ist.«
»Nein?« Alyssa nahm das kleine Artefakt in die Hand. Sie balancierte den Kopf auf ihren Fingerspitzen und betrachtete sein Gesicht. »Stimmt. Er stammt von einem Affen.«
»Beweise bitte.«
Alyssa drehte den Schädel auf den Kopf und stupste ihn leicht an. Der Kiefer ließ sich mühelos bewegen und der metallische Glanz in dem winzigen Mund ließ darauf schließen, dass man Schrauben in die Gelenke gebohrt hatte, damit der Unterkiefer nicht einfach runterfiel.
»Zunächst mal seine Größe und die Tatsache, dass er beinahe menschlich aussieht. Und der mächtige, vorgestreckte Kiefer deutet ebenfalls auf einen Affen hin.«
»Gut. Und auf was für einen Affen?« Nathans Dad aß weiter, während er Alyssa zuhörte.
Alyssa hielt den Schädel so, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte, und starrte in die leeren Augenhöhlen. Zunächst schien sie ratlos zu sein, doch dann erschien ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. »Ein Klammeraffe.«
»Das hast du geraten.« Ihr Onkel lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah seine Nichte interessiert an.
»Nö.«
»Wie kommst du dann darauf?«
»Wegen der Nasenlöcher.« Alyssa schwenkte den Schädel so herum, dass ihn alle sehen konnten.
Obwohl er eigentlich keinerlei Interesse zeigen wollte, sah auch Nathan jetzt den Affenschädel an und versuchte nachzuvollziehen, was seine Cousine gesehen hatte. Die Nasenlöcher waren doch nur Löcher, genauso wie die Augenhöhlen. Nichts Besonderes.
»Und was ist mit den Nasenlöchern?« Nathans Dad steckte den Daumen unter seinen Hosenträger.
»Sie stehen sehr weit auseinander. Das ist ein charakteristisches Merkmal der Klammeraffen.« Alyssas blaue Augen leuchteten triumphierend. »Ich habe in der siebten Klasse ein Referat über Affen gehalten und kann mich erinnern, dass ich das gelesen habe.«
»Präzise. Gut gemacht, meine Liebe.« Nathans Dad stieß mit seiner Gabel an sein Orangensaftglas, um ihr zuzuprosten.
Nathan verzichtete auf eine Reaktion, stand vom Tisch auf und ging zum Spülbecken hinüber.
Nathans Dad angelte sich mit seiner Gabel eine weitere Waffel. »William, wenn du dafür sorgst, dass diese junge Dame eine gute Ausbildung in einem ernst zu nehmenden Studienfach erhält, dann wirdsie einmal eine ausgezeichnete Studentin mit einer wunderbaren akademischen Zukunft.«
Nathan war empört. Wenn ich mich lediglich für Nasenlöcher interessieren würde, dann könnte sogar ich ein ausgezeichneter Student werden.
Er ließ Wasser über sein Geschirr laufen und stellte es in die Spülmaschine. Ihn ärgerte, dass Alyssa das Interesse seines Vaters auf sich zog, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Und noch viel mehr ärgerte ihn, dass er sich darüber ärgerte.
»Danke, Onkel Peter«, sagte Alyssa überschwänglich.
»Gern geschehen. Willst du wissen, was speziell an diesem Totenschädel so interessant ist?«
»Aber ja.«
»Dreh ihn mal um.«
»Wieso? Kann er vielleicht die Zukunft vorhersagen?« Alyssa stellte den Schädel auf den Kopf und spähte in die Schädelhöhle hinein.
»Vielleicht.«
Nathan.
Da war die Stimme wieder und Nathan stellte fest, dass er neben Alyssas Kuriertasche stand. Er trat ein paar Schritte zur Seite, wollte eigentlich weg hier und das Haus verlassen, doch der Affenschädel hatte ihn neugierig gemacht.
In Alyssas Augen flackerte Interesse auf. »He. Da drinnen steht etwas geschrieben.«
»Das ist hineingeritzt und nicht
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