Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Weg besser funktioniert.«
Das klang so sehr nach dem, was Kukulkan gesagt hatte, dass Nathan sich unbehaglich fühlte.
»Ihr durchschaut Alyssa einfach nicht.« Nathan holte tief Luft. »Alles, was sie macht, macht sie richtig – sie ist einfach perfekt. Sie will alles an sich reißen und lässt sich nichts sagen. Sie lebt für Ruhm und Anerkennung.«
»Sie klingt wie jemand, den man auf seiner Seite haben sollte«, sagte Aristotle. »Ich meine, wenn du Johns Familie echt helfen willst.«
Schuldbewusst sah sich Nathan im Zimmer nach John um, doch er konnte ihn nirgendwo entdecken. Das heißt aber noch lange nicht, dass er es nicht mitbekommen hat.
»Ach, was soll’s.« Nathan seufzte und nahm das Problem von einer neuen Seite in Angriff. »Es gibt da noch jemanden, dem wir die Bilder schicken können.«
»Wen denn?« Irby beugte sich interessiert vor, als Nathan anfing, eine neue Mail zu schreiben.
»Giavonna Tate. Das ist die Reporterin, die über den Mord an John berichtet hat. Wenn wir ihr die Bilder schicken, kann sie vielleicht rausfinden, wer diese Leute sind.«
»Meinst du echt, das ist der richtige Weg?«
Frustriert schüttelte Nathan den Kopf. »Hab ich eine andere Wahl?« Er hängte die Fotodateien an und ging mit dem Cursor auf Senden . Dann zögerte er.
»Vielleicht solltest du doch versuchen, mit Alyssa zu reden«, schlug Aristotle vor.
»Nein. Ich kann ihr nicht erklären, was ich tue, und ich glaube auch nicht, dass es sie interessieren würde.« Nathan klickte auf Senden und hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund.
»U nd was wirst du jetzt tun?« Aristotle lief neben Nathan her, während sie zurück nach The Loop gingen.
»Mit der Bahn nach Hause fahren. Und dann abwarten, was passiert.« Nathan zuckte die Achseln. »Ich hab keine Ahnung, was ich sonst machen soll.«
»Was sagt John?«
Nathan warf einen Blick auf die Schaufenster, an denen sie vorbeikamen, aber von John Montoya war nichts zu sehen.
»John scheint zurzeit nicht hier zu sein.« Nathan fragte sich, ob derPolizist vielleicht sauer auf ihn war. Aber wenn ja – würde er dann nicht die Verlorenen Seelen auf ihn ansetzen? Nathan wünschte, seine Mom wäre in der Nähe. Vielleicht könnte sie etwas Licht ins Dunkel bringen.
»Ist das normal?«
Nathan seufzte. »Mann, ich glaube, das Wort ›normal‹ gibt es für mich seit meinem dreizehnten Geburtstag nicht mehr.«
»Shit, Mann.« Für einen Moment schwieg Aristotle. »Es ist zwar hart, wenn man jemanden verliert, aber man kommt drüber weg. Ich kann mich noch an meine Mom erinnern. Sie starb bei einem Wohnungsbrand, als ich fünf war. Sie übergab mich den Feuerwehrmännern, und gleich darauf stürzte das Dach über ihr ein.«
Sofort kam Nathan sich wie ein total egoistischer Idiot vor. »Das ist ja furchtbar.«
Aristotle nickte. »Ja, ich weiß. Ich vermisse sie jeden Tag. Und Irby und Mrs Johnson – die haben vor ein paar Jahren Irbys Dad durch einen Verkehrsunfall verloren. Er arbeitete im Straßenbau.« Er zuckte die Achseln. »Egal, wie sehr man sich wünscht, dass alles so bleibt, wie es ist – es ändert sich trotzdem. Man muss einfach mit dem Strom schwimmen.« Er stieß Nathan mit der Schulter an. »Du wirst das hier rausfinden, Kumpel. John wird da sein und Irby und ich auch. Ruf einfach an, wenn du irgendwas brauchst.«
»Okay, danke.«
»Wir hören uns«, sagte Aristotle. »Und lass mich wissen, wie es läuft.«
Nathan nickte und ging weiter. Während er am Schaufenster des Pfandleihhauses vorbeikam, hielt er nach Verlorenen Seelen Ausschau. John war immer noch nicht da.
Nachdem er aus der Hochbahn gestiegen war, fuhr Nathan mit dem Skateboard nach Hause. Er bemühte sich, keinen Gedanken daran zu verschwenden, was er getan und was er nicht getan hatte. Es machte ihm Sorgen, dass John Montoya sich nicht wieder hatte blicken lassen. Und natürlich fragte er sich auch, ob irgendetwas falschgelaufen war –ob er vielleicht eine so falsche Entscheidung getroffen hatte, dass John nicht mehr mit ihm reden konnte.
Er versuchte, sich selbst wieder aufzubauen. »Bleib cool. Niemand wird dich lange allein lassen. So funktioniert das bei denen nicht.«
Als er um die Ecke bog, um die Gasse hinunter nach Hause zu fahren, kam es ihm plötzlich so vor, als würde sich die Wand der Garage, an der er gerade vorbeirollte, auf ihn stürzen. Außer, dass Wände normalerweise keine Arme und Beine hatten, mit denen sie um sich schlagen und treten
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