Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1

Deswegen passt dieser Fund nicht zu dem, was wir erwartet haben.«
    Professor Richards sah den Goldbrocken prüfend an.
    »Das ist auch kein Rohgold. Es ist Feingold.«
    »Das Ding hier wurde nicht in Form gegossen«, widersprach der andere.
    »Nein, aber ich wette, das Gold war schon mal in einer Gießform.« Professor Richards blickte auf und lächelte. »Wisst ihr, was sich direkt über uns befindet?«
    »Die Akademie der Feuerwehr von Chicago«, antwortete Alyssa prompt. »Die auf dem Gelände erbaut worden ist, auf dem das große Feuer ausgebrochen sein soll, das im Jahr 1871 in Chicago wütete.«
    Nathan warf seiner Cousine einen wütenden Blick zu. Superhirnangeberin. Er überlegte, ob er alle daran erinnern sollte, dass er es war, der das Gold gefunden hatte. Doch gerade noch rechtzeitig fiel ihm wieder ein, dass sein Fund ihn gerade schon in Schwierigkeiten gebracht hatte.
    »Das ist richtig«, sagte Professor Richards. »Nenne bitte noch die Quelle, Alyssa.«
    »Ich habe die Chicago Fire Academy letztes Jahr für eine Hausaufgabe recherchiert.«
    »Beeindruckend.« Nathans Dad lächelte sie an, dann untersuchte er wieder den Goldklumpen. »Was ist, wenn in einem der Gebäude, die ursprünglich auf diesem Gelände standen, Gold gelagert wurde? Es könnte in der starken Hitze des Feuers geschmolzen und durch die Erdschicht hier heruntergetropft sein.«
    »Aber woher könnte das Gold stammen?«, rätselte jemand.
    Für einen Augenblick war es still, während die Gruppe über die verschiedenen Möglichkeiten nachdachte. Doch keiner hatte eine Theorie zu bieten.
    »Na ja«, sagte einer der jungen Studenten schließlich, »das Loch, das Nathan entdeckt hat, ist ziemlich tief, und die Erde war gelockert – so als hätte vor nicht allzu langer Zeit schon jemand anderes an der Stelle gegraben.« Er zeigte auf das Gold. »Glaubt ihr, dass vielleicht noch mehr davon in der Erde war? Kann es sein, dass jemand das andere Gold gefunden und diesen Klumpen nur übersehen hat?«
    Genau so ist es gewesen, Nathan. John Montoyas Stimme erklang so deutlich, als würde er direkt hinter Nathan stehen. Und ich glaube, ich weiß auch, wer es war.

38
    N athan zog sich von der Menge zurück.
    »Wovon reden Sie?«
    Da war dieser Typ, den ich ein paar Mal zufällig unten im Tunnel getroffen habe. Er gehörte zu der Truppe, die dort die neuen Telefonkabel verlegt hat, und er war oft noch sehr spät da unten. Ich habe ihn überprüft und dann wieder vergessen, weil ich davon ausging, dass er einfach viele Überstunden macht. Aber keiner aus seinem Trupp war nachts je mit ihm da unten.
    »Hat er dort gegraben?«
    Ich habe nie gesehen, dass er nach irgendwas gegraben hat, aber er hielt sich immer in dem gleichen Gebiet des Tunnels auf – was vollkommen unsinnig wäre, wenn er wirklich Kabel verlegt hätte.
    »Sie haben nie irgendwelches Gold gesehen?«
    Ich bin mir sicher, dass ich mich daran erinnern würde. Aber an dem Abend muss ich etwas gesehen haben – oder er dachte nur, dass ich was gesehen hätte.
    Nathan beobachtete seinen Dad, Alyssa und die anderen, die noch immer über das Gold spekulierten. »Das ist großartig. Wir können es Tante Jennifer erzählen, und sie kann neue Untersuchungen über diesen Typen veranlassen, um zu sehen, ob er beteiligt war.«
    Das wird nicht funktionieren, Nathan. Wenn der Kerl Gold gefunden hat und immer noch was davon übrig ist – und das ist gut möglich, weil es verdammt schwer ist, Goldklumpen unter der Hand zu verkaufen –, dann wird er zusehen, dass er es schnellstmöglich loswird, sobald diese Geschichte in den Medien auftaucht. Und die Entdeckung einer großen Goldader ist eine reißerische Neuigkeit, zumindest für ein oder zwei Tage.
    Nathan atmete tief durch. Er war sich nicht sicher, ob er sich mit einem Typen auseinandersetzen wollte, der zu einem Mord fähig war, dennoch musste er zugeben, dass dieses Abenteuer bis jetzt ziemlich spannend gewesen war. »Gut, was machen wir als Nächstes?«
    Überprüfe diesen Typen, finde heraus, wo er wohnt. Vielleicht kannst du diese Sache mit den Frequenzen machen und sehen, ob er immer noch etwas von dem Gold zu Hause hat. Es müsste sich dort ebenso zeigen wie hier. Dann kannst du einen anonymen Hinweis abgeben. Wenn die Polizei es schafft, ihn als den Typen zu identifizieren, der hier im Tunnel war, als ich getötet wurde, hat die Polizei einen hinreichenden Tatverdacht, um etwas zu unternehmen. Aber nur, wenn er das Gold immer noch