Das Spiel beginnt
in ihr ablief, spürte sie sie – die Wärme, die Weichheit. Das Wollen. »Ich habe immer deinen bewundert.«
»Du bist müde.« Justins Daumen strich unter ihrem Auge entlang, wo sich der Hauch eines Schattens bildete.
»Etwas«, gab sie zu. »Wie spät ist es?«
»Ungefähr vier.«
»Kein Wunder. Das Problem in diesen Läden ist, dass man nicht mehr weiß, wann Tag und wann Nacht ist.«
»Du hast heute schon mehr geleistet, als du musst«, sagte er und führte sie durch den Saal. »Was du jetzt brauchst, ist ein gutes Frühstück.«
»Mmm.«
»Ich nehme an, das heißt, du bist hungrig.«
»Ich hab’s gar nicht gemerkt, aber jetzt, wo du es erwähnst, glaube ich, ich verhungere.« Serena warf einen Blick über die Schulter, als er sie durch die Tür zu seinen Büros schob. »Geht es zum Restaurant nicht in die andere Richtung?«
»Wir werden oben in meiner Suite frühstücken.«
»Oh, Augenblick.« Lachend blieb sie stehen. »Ich glaube, das Restaurant wäre viel vernünftiger.«
Justin musterte sie einen Moment und griff in die Tasche.
»Justin …«
»Kopf, meine Suite, Zahl, das Restaurant.«
Skeptisch streckte sie die Hand aus. »Lass mich die Münze sehen.« Sie nahm sie ihm ab und inspizierte beide Seiten. »Okay, ich bin zu hungrig, um mich zu streiten. Wirf sie schon.«
Mit einem kurzen Daumenschnippen tat er es. Serena wartete, bis die Münze auf seinem Handrücken lag, sah hin und stieß einen Seufzer aus.
»Wir nehmen den Fahrstuhl«, sagte Justin.
8. K APITEL
»Trotzdem werde ich dich eines Tages noch besiegen«, sagte Serena gähnend, als Justin den Knopf fürs Penthouse drückte. »Und wenn ich das tue, wird es dich mehr als ein Frühstück kosten.« Sie ließ den Blick über die Rauchglaswände wandern. »Weißt du, vorhin in deinem Büro habe ich den Fahrstuhl kaum bemerkt.«
»Er ist meine Fluchtroute«, erwiderte er, und als sie ihn fragend ansah, lächelte er. »Wir alle brauchen gelegentlich eine.«
»Ich nehme an, von dir habe ich es nicht erwartet.« Sie musste an den Zweiwegspiegel denken und seufzte. »Gehen sie dir manchmal auf die Nerven, Justin, all die Leute, von denen du nur durch eine dünne Wand getrennt bist?«
»Früher nicht, aber in letzter Zeit schon«, gab er zu. »Vermutlich hast du dich auf dem Schiff ähnlich gefühlt. Deshalb bist du bestimmt auch an Deck gegangen, wenn alle anderen schliefen.«
Sie hob die Schultern. »Na ja, wenn ich hier leben will, werde ich mich wohl an das Drumherum gewöhnen müssen.« Als die Tür beiseiteglitt, ging Serena hindurch. »Justin, wie schön du es hier hast.«
In seinen Privaträumen waren die Farben kräftiger, indigoblaue Akzente auf den Kissen einer niedrigen Couch, Chartreuse-Grün im Schirm einer Glasleuchte. Als Gegengewicht gab es Kreidezeichnungen in Pastelltönen und einen alten Spiegel mit Facettenschliff und vergoldetem Rahmen.
»Hier kann man sich entspannen«, entschied Serena und griff nach der geschnitzten Figur eines Falken im Sturzflug. »Mit all den persönlichen Dingen wirkt es gar nicht wie eine Hotelsuite.«
Es war seltsam, aber ihre Hände an etwas zu sehen, das ihm gehörte, verlieh den Räumen erstmals eine gewisse Intimität. Für Justin war die Suite immer nur eine bequeme Unterkunft gewesen, mehr nicht. Ein Ort, an dem er sich aufhielt, wenn er nicht arbeitete. Er hatte ähnliche Räume in anderen Hotels. Sie waren komfortabel, privat und, so wurde ihm erneut bewusst, sehr leer. Bis jetzt.
»Meine Suite ist natürlich auch sehr nett«, fuhr Serena fort und berührte oder inspizierte, was immer ihr vor die Finger kam. »Aber ich werde mich wohler fühlen, wenn ich erst meine persönlichen Dinge um mich herum ausgebreitet habe. Ich glaube, ich bitte meine Mutter, mir meinen Schreibtisch und ein paar andere Stücke zu schicken.« Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Justin sie auf seine gewohnt stille Art beobachtete. Sie fühlte sich plötzlich nervös und stellte die kleine kobaltblaue Glasschüssel rasch wieder hin.
»Was für einen Ausblick hast du von hier?« Sie ging ans Fenster und machte gerade den ersten Schritt auf die flache Plattform davor, als sie bemerkte, dass der Glastisch bereits gedeckt war. Sie nahm die Glocke von einem der Teller und sah ein herzhaftes mexikanisches Omelett, Schinkenspeck und ein Weizen-Muffin. Sie lüftete den Deckel einer Silberkanne, und der Duft von frischem Kaffee füllte den Raum. Neben dem Tisch stand in einem eisgefüllten Kübel
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