Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
aus den Lederschlaufen am Sattel und begann zu graben.
Hell leuchtete der Mond.
Er grub so lange, bis vor ihm ein großes Loch war. Dann legte er die Schaufel weg und kniete neben seinen Brüdern, die er von den Pferden geholt hatte. Sein Gesicht war tränennass, der Blick war zum Boden gerichtet.
Er nahm betend Abschied.
Bill hatte zwischenzeitlich ausführlich mit Cedric gesprochen. Noch immer war er verwirrt von seinen Erzählungen.
Eine Geisterfrau auf dem Friedhof?
Ein Vampir in der Küche?
Er schüttelte den Kopf, denn an übersinnliche Dinge glaubte er nicht. Der Krieg hatte ihn gelernt, jede Situation rationell zu überdenken. Gefühle oder Aberglauben waren fehl am Platz.
Er hatte daher beschlossen, selbst zum Friedhof zu reiten und diesen zu untersuchen. Sollten doch die Geister kommen, er würde sie auslachen.
Cedric blieb in Abilene. Er wollte in der Nähe von Emily bleiben, sie nicht wieder allein einer gefährlichen Situation aussetzen.
Bill sattelte sein Pferd und ritt zum Friedhof.
Als er diesen erreichte, sah er drei gesattelte Pferde mit wehenden Zügeln. Er zögerte kurz, lenkte aber dann seine Schritte entschlossen zum Friedhof und erkannte einen jungen schlanken Mann zwischen den Gräbern. Der Junge kniete an einem offenen Grab und rührte sich kaum.
Horchend kam Bill näher.
„...ich schwöre es. Hört ihr es, Liam und Patrik? ...ich tue es wirklich ...ich kriege diesen Halunken!“
Bill atmete tief ein. Dort drüben kniete ein Mann, der Rache schwor. Wie oft hatte er das im Krieg gesehen?
Er saß ab, band das Pferd an und schritt leise zu dem jungen Mann. Zehn Schritte hinter ihm verharrte er im Nachtwind.
Aidan sah ihn nicht, nahm die Schaufel und bedeckte seine Brüder mit Erde. Immer wieder hielt er inne und seufzte jammernd auf.
Bill hatte mittlerweile die Gewissheit, dass der junge Mann vor ihm ein gutes Herz besaß. Daher wartete er ruhig ab und wollte ihn nicht in seiner Trauer stören.
Endlich war Aidan fertig und ließ die Schaufel fallen. Müde und schwankend wandte er sich ab und hielt sich am Sattel seines Pferdes fest, presste das Gesicht dagegen und weinte hemmungslos.
Erst nach einigen Minuten drehte er sich um und bemerkte Bill.
„Was wollen Sie?“ flüsterte er. „Lassen Sie mich in Ruhe.“
Bill kam bis auf fünf Schritte näher und machte ein ernstes Gesicht.
„Deine Freunde?“
Aidan lachte verzweifelt und bitter auf, zitterte am ganzen Körper.
„Meine Freunde? Mehr noch, Mister! Es waren meine Brüder, Liam und Patrik! Sie wurden erschossen!“
Bill presste die Lippen zusammen und schwieg, denn jedes Wort wäre überflüssig und zu viel gewesen. Er stand still und wartete.
„Warum fragen Sie nicht, wer meine Brüder erschossen hat?“, flüsterte Aidan mit stockender Stimme. „Wollen Sie denn gar nicht wissen, wer es getan hat? Sind Sie so kalt und abgebrüht? Warum kümmert sich niemand um den anderen? Warum wird immer nur geschossen?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Bill und kam dicht heran. „Vielleicht, weil die Menschen zu viel hassen und zu wenig lieben.“
„Was verstehen Sie denn davon?“
Aidan zog die Arme zurück und griff zum Sattelhorn. In seinem Geist zuckte es heftig. Er wollte sich in den Sattel ziehen, zögerte dann aber noch und starrte Bill düster an.
„Ja, ich hasse auch! Ich hasse die Mörder meiner Brüder! Aber ich werde erst zum Sheriff gehen und ihm alles sagen!“
„Hier gibt es keinen Sheriff.“
„Dann kämpfe ich allein.“
„Allein bist du verloren. Es wäre Wahnsinn und Selbstmord!“ Bill schüttelte bedächtig den Kopf. „Nein, so geht es nicht. Nimm die Pferde und komm mit. Du wirst eine Tasse Kaffee brauchen.“
Aidan wollte heftig antworten, verschluckte die Worte und nahm die Pferde. Er folgte Bill, als würden sie sich schon lange kennen. Als sie den Weg in Richtung Abilene erreicht hatten, blieb er stehen.
„Ich kenne Sie nicht!“, bemerkte Aidan.
„Ich bin Bill, einfach nur Bill. In der Stadt sind noch mein Freunde Cedric und Ryan.“
„Sie sind Yankee?“
Bill sah ihn seltsam an, überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern.
„Ich weiß nicht“, sprach er dann nachdenklich. „Ich wurde in Troy Grove geboren, fühle mich aber weder dem Süden noch dem Norden zugeneigt. Es gibt auf beiden Seiten gute und schlechte Menschen. Ich versuche, in der Mitte zu stehen und auf beide Seiten einzuwirken. Vielleicht verstehen die Menschen dann wieder, dass wir alle
Weitere Kostenlose Bücher