Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
dumpfen Hufschlag, der dröhnend und unaufhaltsam näher kam. Klirrend und rasselnd ritten die Yankee-Soldaten in die Stadt.
Noch war kein Schuss gefallen.
Eine betäubende Stille nistete in den Häusern.
Der Hauch des Todes kam mit den Soldaten in die kleine Stadt Harrisonville, Missouri.
Der Sezessionskrieg hatte am 9. April 1865 mit der Kapitulation der Nord-Virginia-Armee in Appomattox Court House geendet. Die letzten konföderierten Truppen kapitulierten am 23. Juni 1865 in Texas.
Der Süden hatte verloren!
Banden von Plünderern und Mördern zogen durch das verbrannte Land. Yankees ritten im Trab durch Missouri und stampften den letzten Widerstand zusammen.
Cedric spürte förmlich die Angst, die über der Stadt hing.
Die Menschen befürchteten Strafen der siegreichen Armee für begangene Kriegsverbrechen.
Jetzt konnte Cedric durch die Ritze der Holzwand die Soldaten erkennen. Es waren etwa zwanzig Männer in Uniformen. Sie waren stark bewaffnet, sahen dreckig aus und trugen zumeist Bärte.
Die Yankee Soldaten kamen im klirrenden Trab in die Stadt geritten, geschlossen und formiert wie ein Keil. Sie hielten Gewehre und Revolver schussbereit und blickten umher. Vorn ritten zwei Männer, die diese lange Doppelreihe der Soldaten anführte.
Da war ein Sergeant, schwer und grobknochig, alt und hart. Mit verkniffenem Gesicht starrte er die Häuser an.
Gleich neben dem Sergeanten ritt der Captain, er war jünger und größer. In der Hand hielt er einen Army Colt. Sein Gesicht war von einer dicken Staubschicht überzogen. Mund und Augen wirkten ungewöhnlich hell.
Dann passierte es!
Alles geschah furchtbar schnell.
Ein alter Mann rannte aus einem Haus und direkt auf die Soldaten zu. Er brüllte irgendetwas Unverständliches, hob ein altes Gewehr an und zielte.
Der Captain wendete sich noch nicht einmal im Sattel um.
Er drehte die Hand mit dem Army Colt und schoss.
Der alte Mann mit seinem Gewehr knickte ein, sank auf den Boden und fiel vornüber in den heißen Staub.
Die Soldaten formierten sich im Kreis. Jeder hielt ein Gewehr schussbereit und erwartete einen Angriff.
Es fielen mehrere Schüsse.
Die Yankees jagten an den Häusern entlang und feuerten ziellos in die Fenster hinein. Glas zersprang, klirrte und regnete auf die Holzterrassen. Cedric hörte Frauen schreien und Kinder weinen.
Ein Mann kippte tot aus einem Fenster und blieb auf den Brettern vor dem Haus liegen.
Es herrschte völliges Chaos.
Cedric konnte seine Augen nicht von dem Spektakel abwenden. Er wollte nichts verpassen und fühlte sich wie in einem Kinofilm. Er stellte sich vor, er würde gerade vor der Leinwand mit Popcorn sitzen, neben sich Laura, deren Hand er streichelte.
So würde er sich sein Leben vorstellen.
Er lächelte entspannt, sein Herz pochte wild.
Dann waren diese kurzen glücklichen Momente vorbei, denn jäh wurde er zurück in das Geschehen gerissen.
Ein junger Mann, Cedric schätzte ihn auf höchstens achtzehn Jahre, eilte aus einem Haus und kniete neben dem erschossenen Mann auf der Straße. Zitternd berührten seine Hände das Gesicht des Toten. Er stöhnte und jammerte voller Verzweiflung.
„Daddy!“, quietschte sein Stimme seltsam hell. „Daddy...“
Beschlagene Hufe polterten dicht vorbei. Leder ächzte, Zaumzeug rasselte, dann waren einige Yankees neben dem Jungen.
Eine heisere Stimme sagte laut und kraftvoll: „Das ist der Sohn! Nehmt ihn euch vor!“
Der junge Mann riss seinen Kopf hoch, sah den Sergeant zuen Pferd, spürte eine Schlinge, die sich um den Oberkörper zog. Mit einem harten Ruck zog der Reiter neben dem Sergeanten die Schlinge zu, straffte das Lasso und ritt an. Der junge Mann wollte sich wehren, aber er konnte es nicht. Schon wurde er über den leblosen Körper seines Vaters hinweggezogen und hinter dem Pferd hergezerrt. Er rutschte mit dem Oberkörper über die glühende Straße, sah das Pferd groß und schwarz vor sich, sah die Hufeisen im Sonnenschein blitzen, hörte Schüsse und brüllende Stimmen. Erbarmungslos trieb der Soldat das Pferd weiter und ritt im Galopp die Straße hinauf. Der junge Mann wurde hinterhergerissen, schlug gegen die Kanten der Holzterrassen, wirbelte halb herum und schrie seinen Schmerz laut heraus. Dem Soldaten schien dies Spaß zu machen, denn er lachte nur heiser, ritt weiter und hielt erst am Stadtrand an. Das Lasso lockerte sich ein wenig, doch die Schlinge hatte sich so fest um den Körper des jungen Mannes gezogen, dass ihm die Luft aus den
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