Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
herüber und wehte am Mietstall vorbei. In der Stadt brachen ein paar brennende Häuser zusammen, die Funken wirbelten über die Straße.
Deutlich sah Cedric den Captain und den Sergeanten. Der Captain stand gleich neben dem Strick und sagte irgendetwas zum Gefangenen. Der gefesselte Mann schüttelte den Kopf und presste den Mund hart zusammen. Tapfer saß er auf dem Pferd. Die Schlinge lag um seinen Hals. Noch hing der Strick locker durch.
Schwer ruhte das Gewehr in Cedrics nassen Händen.
Immer wieder zogen Rauchschwaden über die Yankees hinweg. Die beiden Männer, die etwas abseits gefesselt auf den Pferden saßen, waren so bleich wie der Tod. Sie klagten nicht.
Cedric wusste nicht, dass er gleich mit dem Schicksal spielen würde.
Auf einmal war er ganz ruhig.
War dies ein Teil seiner Aufgabe, diesen jungen Mann zu retten?
Seine Hände zitterten nicht mehr.
Denn er wusste, dass es die Aufgabe eines jeden war, anderen Menschen beizustehen!
Sein Herzschlag war plötzlich ruhig.
Er erinnerte sich, wie er bei seinem letzten Oktoberfestbesuch mit einem Gewehr auf kleine weiße Plastikhütchen geschossen hatte. Manche hatte er sogar getroffen.
Das Pferd wieherte im hinteren Ende der Scheune.
Die Dämmerung kam immer näher. Schon versank die Sonne sanft am Horizont. Auf der Straße herrschte seltsam fahles Licht.
Da hob der Captain die Hand.
Hinter dem Pferd stand ein Soldat mit einem schweren Waffengurt in beiden Händen. Damit sollte er auf das Pferd losschlagen, damit es vorwärtssprang. Dann würde der Gefangene vom Pferd rutschen und an der Schlinge hängen.
Tu´s!, schrie es in Cedric. Rette ihn! Du sollst Gutes für die Menschen tun. Schieß auf den Strick! Du triffst den Strick bestimmt!
Das habe ich doch in einem Film gesehen, erinnerte er sich. War es in „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder in „Für eine Handvoll Dollars“? Wer hat damals geschossen? War es Henry Fonda oder Clint Eastwood?
Ich bin jetzt auch ein berühmter Westernheld!
Seine Augen flackerten heftig und unruhig. Sekundenlang konnte er nichts sehen. Er kniff sie schnell zusammen, dann war alles wieder erschreckend klar zu erkennen.
Cedric schoss!
Der Rückprall des Gewehres stieß hart gegen seine Schulter.
Laut peitschte der Schuss über die Straße.
Die Pferde der Yankees machten wilde Sprünge. Der Strick straffte sich. Die Soldaten wirbelten herum.
Die Menge der Yankees öffnete sich. Eine breite Gasse tat sich auf. Der junge Mann baumelte am Strick und hing wenige Sekunden später schlaff am Seil.
Am Boden, fast unter dem Erhängten, lag der Captain, von der Kugel aus Cedrics Gewehr getroffen.
Du hast vorbeigeschossen!, dachte Cedric erschrocken, drehte sich um und rannte in das hintere Ende der Scheune.
Er hatte doch ganz ruhig auf den Strick gezielt und geschossen! Aber die Kugel hatte den Captain getroffen.
Ich bin kein Westernheld, dachte er frustriert, sondern nur ein blödes Arschloch, das nicht schießen kann.
Cedric hatte keine Zeit, weiter nachzudenken.
Ein Bleihagel kam von den Soldaten herüber und prasselte in das Scheunentor, hinter dem er noch kurz zuvor gestanden hatte. Kugeln fauchten durch das Holz und schlugen in dem Stall ein.
Er sprang auf das gesattelte Pferd. Warum steht hier ein gesatteltes Pferd herum?, fragte er sich verwundert. Dann jagte er aus der Scheune und dankte William Wallace für die geschenkte Gabe des Reitens.
Er ritt im Schutz der brennenden Häuser entlang. Die Angst kroch ihm den Nacken herauf. Er sah und hörte nichts mehr.
Die Soldaten hetzten zu den Pferden und wollten Cedric folgen. Der Sergeant schrie sie zurück und kniete sich neben den Captain.
„Ich werde ihn erwischen, Captain!“, keuchte er. „Der Bastard entkommt mir nicht!“
Der Captain lebte noch, die Kugel hatte ihn nicht tödlich getroffen. Er sah hoch und in das raue Gesicht des Sergeanten.
„Bring mir den Mistkerl lebend. Ich werde ihm die Eingeweide persönlich herausreißen“, flüsterte der verletzte Mann.
Der Sergeant nickte und befahl seinen Männern, nach einem Arzt zu suchen. Über ihnen knarrte der Strick am hervorspringenden Dachbalken.
Düster blickte der Sergeant empor und betrachtete den Mann am Strick, blickte dann zu den beiden anderen Männern, die auf den Pferden hockten und mit dem Schlimmsten rechneten.
Er holte tief Atem und sagte dumpf:
„Holt sie von den Gäulen. Wir haben diese Stadt erledigt. Ich will diesen Kerl erwischen, der auf den Captain geschossen hat.
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