Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
herum, während ein ganzer Schwarm Lanzen auf sie zuzufliegen drohte. Oh, ihre Soldaten verehrten sie, schon klar, und sie verehrten sie so blind, dass keiner von ihnen sehen konnte, was Urb alles tat, um die närrische Frau am Leben zu erhalten. Er war ohnehin erschöpft und das reinste Nervenbündel, und jetzt - dieses Mal - sah es aus, als würde er zu spät kommen.
Als er noch fünf Schritte von Hellian entfernt war, kamen ein halbes Dutzend Lanzen durch die Luft geflogen; zwei davon hatten ihn zum Ziel. Er wirbelte hinter seinem Schild herum, rutschte dabei aus und verlor Hellian aus den Augen. Eine Lanze schoss eine Handbreit an seinem Gesicht vorbei. Die andere traf seinen Schild, die eiserne Spitze ging durch, weiter durch seinen Oberarm und heftete ihn an seine Seite. Die Wucht des Aufpralls riss Urb herum, und er geriet ins Stolpern, da die Lanze an ihm zerrte, und ächzend sank er auf die Knie. Die harten Pflastersteine jagten den Schmerz in Wellen durch seine Beine. Er versuchte sich mit der Schwerthand - in der er immer noch seine Waffe hielt - auf dem Boden abzustützen, um zu verhindern, dass er vornüberkippte, und hörte einen Knöchel brechen, als sie viel zu hart auf den Steinen aufkam. In diesem Augenblick explodierte die Welt grellweiß.
Vier Lanzen, die auf Hellian zugesaust kamen, hätten es fast geschafft, sie zu ernüchtern. Sie kauerte sich hin, hob ihren dünnen, viel zu kleinen Schild - der ihr unverzüglich und halb zersplittert aus der Hand geschlagen und davongeschleudert wurde, zusammen mit den abgebrochenen Schäften zweier Lanzen, die sich tief in das vollgesogene, schwere, wundervoll duftende Holz gegraben hatten. Dann wurde ihr mit einem ohrenbetäubenden Geräusch der Helm vom Kopf gerissen, während gleichzeitig etwas ihre rechte Schulter streifte und die Lederschindeln ihrer Rüstung abtrennte. Dieser Aufprall drehte sie nach rechts herum, so dass sie nun die Straße entlangblickte - und als sie die Tonflasche sah, die sie wenige Augenblicke zuvor weggeworfen hatte, machte sie einen Hechtsprung darauf zu.
Es war besser, mit einem letzten Schluck zu sterben …
Während sie sprang, pfiff etwas über ihr durch die Luft, und sie sah so ungefähr ein Dutzend Lanzen über ihren Kopf hinwegflitzen.
Sie landete mit dem Oberkörper voran auf den staubigen Pflastersteinen - der Aufprall trieb ihr die Luft aus der Lunge - und sah mit großen Augen zu, wie die Flasche aus eigenem Antrieb in die Höhe sprang. Dann wurde sie von den Füßen her hochgehoben, überschlug sich und landete hart auf dem Rücken; der blaue Himmel über ihr war plötzlich grau von Staub und Kies, Steinsplittern, roten Fetzen - und all das kam herabgeregnet.
Sie konnte nichts hören, und mit dem ersten verzweifelten Atemzug sog sie so viel Staub ein, dass sie sich hustend zusammenkrümmte. Als sie sich auf die Seite drehte, sah sie Urb, vielleicht sechs Schritt entfernt. Der Idiot hatte sich aufspießen lassen und sah noch verdutzter aus als sonst. Sein Gesicht war weiß vom Staub, abgesehen von dem Blut auf seinen Lippen, auf die er sich gebissen hatte, und er starrte stumm die Straße entlang, dorthin, wo all die Edur waren - möglicherweise griffen sie jetzt an, dann war es besser, wenn sie ihr Schwert suchte …
Sie hatte sich gerade hingesetzt, als eine Hand ihr auf die Schulter klopfte, und sie starrte düster in ein fremdes Gesicht - eine kanesische Frau, die sie stirnrunzelnd aufmerksam anschaute. Mit einer Stimme, die von weit her zu kommen schien, sagte sie: »Immer noch unter uns, Sergeant? Du solltest einem Knaller niemals so nahe kommen, weißt du.«
Und dann war sie fort.
Hellian blinzelte. Sie schaute die Straße entlang und sah dort, wo die Edur gewesen waren, einen gewaltigen Krater. Und Körperteile. Und Staub- und Rauchwolken.
Und vier Seesoldaten, zwei von ihnen Dal Honesen, die Armbrustbolzen in eine Seitenstraße schossen und dann auseinanderspritzten, als einer von ihnen einen Fetzer in die gleiche Richtung warf.
Hellian krabbelte zu Urb hinüber.
Er hatte es geschafft, sich die Lanze aus dem Arm zu ziehen, was wahrscheinlich weh getan hatte, und da war jetzt jede Menge Blut, das unter ihm eine Pfütze bildete. Seine Augen blickten wie die einer geschlachteten Kuh, auch wenn er vielleicht noch nicht ganz so tot war, allerdings auf dem besten Weg dahin.
Ein weiterer Seesoldat tauchte auf, wieder ein Fremder. Schwarze Haare, blasse Haut. Er kniete sich neben Urb.
»Du da«,
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