Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Schritt, der sie um Silchas Ruin herumführen sollte, so dass sie denjenigen sehen können würde, der den Albino aus dem Volk der Tiste Andii dazu veranlasst hatte stehenzubleiben.
Und plötzlich begann das Grauen.
Auf Forcht Sengars Gesicht erschien ein Ausdruck tiefen Entsetzens - im gleichen Moment, da er an Seren Pedac vorbeistürmte, ein Messer in der erhobenen Hand. Die Klinge zuckte auf Silchas Ruins Rücken zu.
Und dann kam jeglicher Vorwärtsdrang Forchts zum Erliegen. Der ausgestreckte Arm mit dem Messer schlug wild um sich, die Klinge zerteilte die Luft, während Silchas Ruin - der von dem Angriff anscheinend nichts mitbekommen hatte - einen einzigen Schritt nach vorn machte.
Forcht Sengar gab ein schreckliches, gurgelndes Geräusch von sich.
Seren Pedac wirbelte herum und sah Clip direkt hinter Forcht stehen. Sah die Kette in Clips Händen beinahe mühelos durch Forcht Sengars Kehle gleiten. Blut spritzte.
Hinter Clip versuchte Udinaas, der Kessel jetzt in den Armen hielt, wegzuspringen, doch im gleichen Moment tauchte unter ihm ein Schatten auf, wand sich um seine Beine und zog den Letherii hinunter auf den steinernen Fußboden, wo Verblichener dann über ihn hinwegschwärmte.
Clip ließ ein Ende seiner Kette los und löste sie mit einer schwungvollen Bewegung von Forcht Sengars Hals. Mit starrenden Augen und einem Ausdruck wilder Entschlossenheit im Gesicht - der nun für immer dort festgefroren war - sank der Kopf des Tiste Edur zurück, ließ einen Schnitt sichtbar werden, der bis ganz zur Wirbelsäule durchging. Als Forcht Sengar fiel, glitt Clip in einer blitzschnellen, verschwommenen Bewegung auf Udinaas zu.
Vor Entsetzen erstarrt, stand Seren Pedac wie angewurzelt da. Ungläubig. Ein Schrei löste sich aus ihrer Kehle - eine Leugnung all dessen, was sie sah.
Silchas Ruins Schwerter sangen, als er einen tödlichen Nahkampf mit demjenigen begann, der vor ihm stand. Blitzartig aufeinanderfolgendes Klirren, als besagte Klingen mit unglaublicher Schnelligkeit pariert wurden.
Verblichener hatte Schattenhände um Udinaas Hals gelegt. War dabei, den ehemaligen Sklaven zu erdrosseln.
Kessel befreite sich aus Udinaas’ Armen und wirbelte herum, schlug mit winzigen Fäusten auf das Gespenst ein.
Schlagartig erwachte ein grausamer Wille in Seren Pedac. Der Wille zu töten. Sie schleuderte ihn wie Wurfspieße auf Verblichener.
Das Gespenst wurde zerfetzt …
… als Clip ankam, sich über Udinaas stellte und mit einer Hand Kessel zwischen den Schulterblättern an ihrer Tunika packte.
Er warf das Kind zur Seite. Kessel prallte auf den Fußboden, schlitterte ein Stück und rollte dann weiter, als wäre sie ein Lumpenbündel.
Mit konzentrierten Schlägen aus Mockra hämmerte Seren Pedac auf Clip ein. Er taumelte. Aus seiner Nase, dem Mund und den Ohren spritzte Blut. Dann wirbelte er herum, ein Arm wischte durch die Luft.
Etwas traf Seren Pedac hoch oben in die linke Schulter. Ein plötzlicher, entsetzlicher Schmerz verbreitete sich vom Punkt des Aufpralls aus, und all ihre Konzentration schwand unter den überwältigenden Wogen. Sie blickte nach unten und sah einen Dolch, der bis zum Heft in ihrer Schulter steckte - und starrte ihn ungläubig an.
Es war keine Zeit zum Nachdenken gewesen. Trull Sengar blieb nur die Erkenntnis, sonst nichts. Erst kam einer an, dann ein anderer - und ihr Auftauchen erschütterte ihn so sehr, dass er förmlich erstarrte.
Der Erscheinung, die als Erstes aus dem Tor auftauchte, hatte Trull Sengar schon einmal gegenübergestanden, vor langer Zeit, während er am Totenlager eines gefallenen Verwandten die Nachtwache gehalten hatte. Ein Geist der Dunkelheit. Der Verräter. Er war nicht mehr waffenlos, wie er es beim ersten Mal gewesen war. Er war nicht mehr halb verwest, doch die entsetzlichen, an glühende Kohlen erinnernden Augen waren geblieben, und sie richteten sich nun leuchtend und vertraut auf ihn.
So leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war, sagte der Verräter: »Natürlich … wer sonst, wenn nicht du. Aber dieser Kampf, er ist nicht…«
In diesem Augenblick sah Trull seinen Bruder. Forcht, den Gott seiner Kindheit, den Fremden seiner letzten Tage unter den Tiste Edur. Forcht, dessen Blick sich mit dem aus Trulls weit aufgerissenen Augen traf. Der den Kampf sah, der gleich beginnen würde. Und der verstand. Plötzlich hatte er ein Messer in der Hand, und als er vorwärtsstürmte, um es dem Verräter in den Rücken zu stoßen, sah Trull im Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher