Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
den Oberkörper vor, und der Blick seiner dunklen Augen wirkte plötzlich bedrohlich. »Was hast du da gerade gesagt?«
Der Kanzler runzelte die Stirn, leckte sich dann die welken Lippen. »Imperator, ich habe die Kosten aufgezählt, die bei der Entfernung der Leichen aus den Grabenpferchen …«
»Leichen, ja.« Rhulads Hand, die eine der verzierten Armlehnen des Throns umklammerte, zuckte. Er starrte Triban Gnol unverwandt an und fragte ihn mit einem merkwürdigen Lächeln: »Was für Leichen?«
»Von den Flotten, Majestät. Die Sklaven, die auf der Insel Sepik gerettet wurden, dem nördlichsten Protektorat des malazanischen Imperiums.«
»Sklaven. Gerettet. Sklaven.«
Der Abtrünnige konnte Triban Gnols Verwirrung erkennen, die kurz aufflackerte, bis der Kanzler … verstand. Oh, das wollen wir uns mal ansehen!
»Eure so tief gesunkenen Verwandten, Majestät. Diejenigen vom Blute der Tiste Edur, die unter der Tyrannei der Malazaner gelitten haben.«
»Gerettet.« Rhulad machte eine Pause, als wollte er den Geschmack dieses Wortes kosten. »Blut der Edur.«
»Verdünnt …«
»Blut der Edur!«
»In der Tat, Imperator.«
» Und warum sind sie dann in den Grabenpferchen?«
» Man hat sie als gefallen erachtet, Majestät.«
Rhulad wand sich auf seinem Thron, als würde er von innen bedrängt. Sein Kopf zuckte nach hinten. Seine Glieder zitterten. Er sprach wie jemand, der sich verirrt hatte. »Gefallen? Aber sie sind unsere Verwandten. Unsere einzigen Verwandten auf dieser ganzen verdammten Welt!«
»Das stimmt, Imperator. Ich muss zugeben, dass ich etwas bestürzt über die Entscheidung war, sie in diese überaus schrecklichen Zellen zu schaffen …«
»Wessen Entscheidung, Gnol? Antwortet mir!«
Eine Verbeugung, die - wie der Abtrünnige wusste - ein befriedigtes Glitzern in den Augen des Kanzlers verbarg, das rasch versteckt wurde, als er wieder aufblickte. »Die Verwendung der gefallenen Edur von Sepik lag in der Verantwortung von Tomad Sengar, Imperator.«
Rhulad lehnte sich langsam zurück. »Und sie sterben.«
»In Scharen, Majestät. Leider.«
»Wir haben sie gerettet, um sie dann selbst zu quälen. Haben sie gerettet, um sie zu töten.«
»Es ist, wie ich andeuten möchte, ein in gewisser Hinsicht ungerechtes Schicksal …«
»Ungerecht? Du dürre Schlange - warum hast du mir bis jetzt nichts davon gesagt?«
»Ihr habt kein Interesse an den finanziellen Einzelheiten gezeigt, Imperator …«
Ob, das war ein Fehler, Gnol. »Den was?«
Im Nacken des Kanzlers glitzerten plötzlich Schweißperlen. »Den vielfältigen Ausgaben, die mit ihrer Gefangenschaft zu tun haben, Majestät.«
»Sie sind Tiste Edur!«
Eine weitere Verbeugung.
Rhulad griff sich plötzlich ins Gesicht und blickte weg. »Blut der Edur«, murmelte er. »Aus der Sklaverei gerettet. Und ihre Belohnung sind die Grabenpferche.«
Triban Gnol räusperte sich. »Viele sind bereits in den Laderäumen der Schiffe gestorben, Majestät. Wie ich es sehe, hat man damit begonnen, sie schlecht zu behandeln, sobald die Flotte Sepik verlassen hatte. Was wollt Ihr, dass ich tue, Imperator?«
Und so machst du geschickt wieder Boden gut, Triban Gnol.
»Bring mir Tomad Sengar. Und Uruth. Bring meinen Vater und meine Mutter zu mir.«
»Jetzt gleich?«
Das Schwert kam mit einem Scharren frei, die Spitze hob sich und deutete auf Triban Gnol. »Ja, Kanzler. Jetzt gleich.«
Triban Gnol und sein Leibwächter entfernten sich rasch. Rhulad war nun allein in seinem Thronraum und hielt das Schwert ins Leere.
»Wie? Wie konnten sie so etwas tun? Diese armen Leute - sie sind von unserem Blut. Ich muss nachdenken.« Der Imperator senkte sein Schwert, rutschte unruhig auf seinem Thron hin und her und zog die münzenbesetzten Beine an. »Wie? Nisall? Erkläre es mir - nein, du kannst es mir nicht erklären, oder? Du bist geflohen. Wo bist du, Nisall? Manche behaupten, du wärest tot. Aber wo ist deine Leiche? Bist du nur ein weiterer aufgeblähter Leichnam im Kanal - einer von denen, die ich vom Turm aus sehen kann - warst du einer von denen, die da vorbeigetrieben sind? Sie sagen, du warst eine Verräterin. Sie sagen, du warst keine Verräterin. Sie lügen mich alle an. Ich weiß es, ich kann es sehen. Kann es hören. Sie lügen mich alle an …« Dann begann er zu schluchzen, legte die freie Hand auf den Mund, während seine Blicke durch den leeren Raum huschten.
Der Abtrünnige sah, wie der Blick über ihn hinwegglitt. Er dachte kurz daran,
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