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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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allem, abgesehen von seinem wachsenden Wahnsinn. Der Abtrünnige glaubte, dass Rhulad, wenn er denn zusammenbrach, von innen nach außen zusammenbrechen würde.
    Das böse zugerichtete Gesicht offenbarte diese Tatsache in einer Kaskade von Einzelheiten, angefangen bei den Narben vergangener Niederlagen, die ihm aufgrund der Tatsache, dass er sie überlebt hatte, ebenso gleichgültig waren wie die Lektionen, welche sie beinhalten mochten. Vernarbtes Fleisch, das einen längst verlorenen Reichtum verspottete. Eingesunkene Augen, in denen sein Geist in seiner ganzen, verzweifelten Not hauste - ein Geist, der sich dann und wann dicht an diese glitzernden schwarzen Prismen herandrängte und seinen stummen Schrei ausstieß.
    Über Rhulads unmenschliche Miene wanderten pausenlos Zuckungen. Zufällige Kräuselungen unter der fleckigen Haut, ein Gesichtsausdruck nach dem anderen als Versuch, der unnahbaren imperialen Maske zu entfliehen.
    Wenn man Rhulad auf seinem Thron sah, konnte man die Lüge von der Schlichtheit verstehen, die die Macht dem Betrachter ins Ohr flüsterte. Die verführerische Stimme, die zu vergnüglicher und befriedigender Verringerung drängte, von den Wirren des Lebens zur Klarheit des Todes. Auf diese Weise, murmelte die Macht, werde ich enthüllt. Trete ich nackt durch alle Verkleidungen. Ich bin eine Bedrohung, und wenn die Bedrohung nicht genügt, dann handle ich. Wie die Sense eines Schnitters.
    Die Lüge der Schlichtheit. Rhulad glaubte noch immer an sie. In dieser Hinsicht unterschied er sich nicht von allen anderen Herrschern in allen Zeitaltern, an allen Orten, wo Menschen zusammenkamen, um ein Gemeinwesen zu schaffen, das Wohl einer Gemeinschaft, die notwendigerweise organisiert und unterteilt werden musste. Macht ist Gewalt - ihre Verheißung, ihre Umsetzung. Macht kümmert sich nicht um Vernunft, nicht um Gerechtigkeit, nicht um Mitleid. Tatsächlich ist sie die herausragende Verleugnung all dieser Dinge - wenn der Mantel der Täuschungen heruntergerissen wird, wird diese Wahrheit enthüllt.
    Und der Abtrünnige war ihrer müde. Und all dessen, was damit zusammenhing.
    Mael hatte einst gesagt, es gäbe keine Antwort auf all das. Er hatte gesagt, dass die Dinge nun einmal so liefen, und dass sie immer so laufen würden, und dass die einzige Erlösung darin zu finden war, dass jede Macht - mochte sie auch noch so gewaltig, zentralisiert oder vorherrschend sein - sich am Ende selbst zerstören würde. Und dann sei es höchst unterhaltsam, die überraschten Gesichter derjenigen zu beobachten, die sich ihrer bedient hatten.
    Dies erschien dem Abtrünnigen als eine viel zu bittere Belohnung. Ich verfüge nicht über Maels Fähigkeit, kalt und mit unergründlichem Blick zuzusehen. Und auch nicht über seine legendäre Geduld. Oder, was das angeht, sein Naturell.
    Kein Älterer Gott war blind für die Narreteien derjenigen, die auf den vielen Welten herrschten. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass er überhaupt dazu fähig war zu denken, und bei ein paar von ihnen war das keineswegs eine sichere Sache. Anomander Rake sah das nur zu deutlich, und so hatte er sich von ihrer unermesslichen Weite abgewandt und sich stattdessen entschlossen, sich auf kleinere, besondere Konflikte zu konzentrieren. Und er verleugnete seine Anhänger, ein Verbrechen, das für diese so umfassend war, dass sie es kurzerhand ihrerseits leugneten. Auf der anderen Seite äußerte Osserc seine eigene Ablehnung der hoffnungslosen Wahrheit und versuchte es wieder und wieder und scheiterte doch jedes Mal. Für Osserc wurde schon die Existenz von Anomander Rake an sich zu einer unverschämten Beleidigung.
    Draconus - oh, nun, der war kein Narr. Er wäre seiner Gewaltherrschaft müde geworden, hätte er denn lange genug gelebt. Ich frage mich immer noch, ob er seine Auslöschung in Wirklichkeit nicht willkommen geheißen hat. Durch das Schwert zu sterben, das er eigenhändig geschaffen hatte, und dabei seine am meisten geschätzte Tochter an seiner Seite zu sehen, als Zuschauerin und absichtlich blind für seine Not… Draconus, wie hättest du da nicht an allem, wovon du einst geträumt hattest, verzweifeln sollen?
    Und dann war da noch Kilmandaros. Nun, ihr hat die Vorstellung von … Schlichtheit gefallen. Die stabile Rechtschaffenheit ihrer Faust war gut genug für sie. Aber dann, sieh nur, wo es sie hingeführt hat! Und was ist mit K’rul? Nun, er war …
    »Halt!«, kreischte Rhulad, sichtlich erschüttert. Er beugte

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