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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hatten sie sich zu einem ohrenbetäubenden Mahlstrom erhoben, oh, ja, der im Innern von Barathols Schädel tobte, eine dahinwogende Flut, die nirgendwo hinkonnte. Vor zu spät kann man nicht fliehen. Es summte mit jeder fehlgeschlagenen Parade, mit jedem fehlgeschlagenen Versuch, sich unter einer alles niedermähenden Waffe wegzuducken. Es explodierte in Augen, wenn der Tod alles ein für alle Mal klarmachte, platzte ebenso heraus wie Blut und Körperflüssigkeiten. Es stürzte hinter zusammenbrechenden Körpern hervor. Es zeichnete Botschaften (immer die gleichen Botschaften) in den Sand, über den sterbende Männer krochen.
    Er hätte für immer singen können, aber er hatte niemanden am Leben gelassen. Oh, ein Dutzend Pferde, die er ein paar Tage später einer Karawane überließ, als Geschenk dafür, dass sie den halbtoten Krieger mitnahmen und das in seinem Körper wütende Fieber behandelten, seine Wunden säuberten und die Entzündungen ausbrannten. Sie weigerten sich, Geld dafür zu nehmen – für die trostlose Qual in seiner Seele konnten sie nichts tun, erklärten sie, und daher wäre es nicht ehrenhaft, irgendetwas zu fordern. Ein Geschenk hingegen … nun ja, das war etwas anderes.
    In der Wüste zeigte sich das grausame Gesicht der Zeit unverhüllt. Ihre Haut spannte sich über den Knochen. Ihr einzelnes Auge verbrannte den Himmel, und ihr klaffender Mund war so kalt und luftlos wie ein Berggipfel. Die Händler verstanden das. Auch sie waren schließlich ein Wüstenstamm, genau wie alle anderen. Sie gaben ihm Schläuche mit Wasser – genug, um ihn bis zum nächsten Außenposten der Garnison zu bringen … »Ja, klar, das muss man den Mezla lassen – sie wissen, wie man Rastplätze baut und sie gut ausstattet. Sie weisen niemanden ab, mein Freund.«
    Sie gaben ihm das stärkste der Pferde, die den Banditen gehört hatten, einen guten Sattel, Trockenfleisch und getrocknete Früchte. Sie gaben ihm Futter für vier Tage für das Pferd und zeigten ihm schließlich den Weg, den er nehmen musste, den Pfad, auf dem man den Tod überlisten konnte, und ja, es war der einzige.
    Der Tod folgte ihm, sagten sie. Er wartete im Moment außerhalb des Scheins der Dungfeuer, aber wenn Barathol schließlich davonritt, würde der Schnitter mit den langen Beinen ihm folgen und dabei von der Zeit singen und vom Hunger, der niemals aufhörte, niemals nachließ, niemals etwas anderes tat, als alles auf seinem Weg zu verschlingen.
    »Wenn die Sehnsucht zu dir kommt, Freund, tritt nicht in ihre Falle, denn Sehnsucht ist der tödliche Köder – wenn du in ihre Schlingen gerätst, wirst du mitgeschleift werden, wirst du die ganze Zeit, die dir beschieden ist, mitgeschleift werden, Barathol Mekhar, und nichts, was du ergreifst, wird bleiben, alles wird dir aus den Fingern gerissen werden. Alles, was du siehst, wird verschwommen an dir vorbeirasen. Alles, was du schmeckst, wird weniger als ein Tröpfchen sein, das rasch verschwindet. Die Sehnsucht wird dich in die knochigen Arme des Nachstellers schleppen, und du wirst nur einen einzigen, letzten Blick zurück auf dein Leben werfen können – in einem Augenblick der Klarheit, der nur das bitterste Geschenk irgendeines unbekannten Gottes sein kann –, und schlagartig wirst du verstehen, was du vergeudet hast, all das, was du hast entfliehen lassen, all das, was du hättest haben können.
    Und jetzt reite, Freund. Und hüte dich vor den Fallen deines Verstandes.«
    Zu spät. Diese beiden Worte suchten ihn heim, würden ihn vielleicht für immer heimsuchen. Der grausame Singsang hatte seinen Kopf ausgefüllt, als er nach unten, in Chaurs ertrunkenes Gesicht geblickt hatte. Zu spät!
    Aber er hatte dem hämischen Schrei ins Gesicht gespuckt. Damals, ja, da hatte er es getan. Er hatte nein gesagt, und er hatte gewonnen.
    Solche Siege waren unvergleichlich.
    Sie reichten, um einen Mann ein Weilchen länger aufrecht zu halten. Sie reichten, um ihm den Mut zu verleihen, dem Blick einer Frau zu begegnen und ohne zusammenzuzucken wahrzunehmen, was er sah …
    Im immer wieder aufflackernden, mal hellen, mal düsteren Licht waren die Gesichter in der Menge nichts weiter als verwaschene Schemen, die an ihnen vorbeiglitten. Ausgelassene Lieder in der hiesigen Sprache, Krüge und Flaschen, die ihnen in trunkener Großzügigkeit entgegengestreckt wurden. Laute Grußworte, sich umarmende Fremde an den Mauern, Hände, die unter in Unordnung geratener Kleidung grapschten und fummelten. Überall

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