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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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seiner Tür kratzte. »Der Tiger des Sommers würde brüllen, Erwählter. Doch du liegst hier träge in seidener Bettwäsche. Was ist mit der Schlacht? Mit dem Blut und den Schreien der Sterbenden? Was ist mit dem Chaos und dem Gestank der Exkremente, dem sich Krümmen um tödliche Wunden im Schleim und Schlamm? Was ist mit den schrecklichen Auseinandersetzungen, nach denen du dich so unmöglich lebendig fühlst?«
    Ja, was war damit? Lass mich hier liegen und tief und zufrieden schnurren. Bis der Krieg mich findet, und wenn er es niemals tut – tja, dann soll’s mir auch recht sein.
    Pah, er konnte niemanden zum Narren halten, schon gar nicht sich selbst. Er war kein Soldat, das war wohl wahr, aber es schien, als würde das Gemetzel ihn dennoch finden. Der Fluch des Tigers, dass selbst dann, wenn er sich um seinen eigenen Kram kümmerte, ein Mob aus Narren mit glänzenden Augen singend in den Dschungel einfiel und dort herumlärmte. Stimmte das? Vermutlich nicht, denn es gab keinen Grund, Tiger zu jagen, oder? Er musste sich die Szene ausgedacht haben oder einen Hauch von Treachs eigenem Traum erhascht haben. Andererseits … traten Jäger nicht allen möglichen Tieren in ihren Bauen und Höhlen und Löchern trotzig entgegen? Der Mob brauchte nichts weiter als irgendeine alberne Ausrede über die Gefahren für das Vieh oder so was, und prompt zog er nach Blut lechzend los.
    Stell dich mir trotzig entgegen, ja? Oh, bitte, mach es – und schlagartig stellte er fest, dass seine Stimmung sich änderte, dass er quicklebendig wurde und plötzlich vor Wut kochte.
    Er schritt eine Straße entlang, nicht weit weg von seiner Behausung, doch die Passanten hatten alle ihr Gesicht verloren, waren zu nichts weiter als dahinwandernden Fleischbrocken geworden, und er wollte sie alle töten.
    Ein Blick nach unten auf seine Hände, und er sah die schwarzen Streifen des Tigermusters, dunkel wie staubige Pechkohle, und da wusste er, dass seine Augen loderten, dass er die Zähne fletschte, seine Eckzähne glänzten, und er wusste auch, warum die formlosen Gestalten, an denen er vorbeikam, vor ihm zurückwichen. Wenn ihm auch nur eine davon zu nahe kam, würde er zuschlagen, eine Kehle zerfetzen und den Geschmack salzigen Blutes auf seiner Zunge schmecken. Stattdessen hasteten die Narren davon, duckten sich in Hauseingänge oder rannten Gassen entlang.
    Unbeeindruckt und enttäuscht stellte er fest, dass er vor seiner Tür stand.
    Sie verstand ihn nicht, oder vielleicht verstand sie ihn auch nur allzu gut. Wie auch immer, sie hatte recht gehabt, als sie gesagt hatte, dass er nicht in diese Stadt gehörte – oder in irgendeine andere. Städte waren Käfige, und der Trick, den er nie gelernt hatte, war, wie er in einem Käfig leben und dabei in Frieden mit sich sein konnte.
    Frieden wurde sowieso überschätzt – man brauchte sich ja nur Stonny anzuschauen. Ich nehme meinen Anteil, mein Vermögen, und kaufe ihnen ein neues Leben – ein Leben mit Bediensteten und so was, ein Haus mit einem umzäunten Garten, wo er nach draußen getragen werden und in der Sonne sitzen kann. Die Kinder werden vernünftig unterrichtet; ja, ein boshafter Hauslehrer, der Snell an der Gurgel packt und ihm ein bisschen Respekt lehrt. Und wenn nicht Respekt, dann wenigstens ordentlich Angst einjagt. Und für Harllo eine Chance für die Zukunft.
    Ein Auftrag sollte alles sein, was ich brauche, und einen kann ich überleben, oder? Es ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. In der Zwischenzeit wird Stonny sich um die Dinge kümmern – wird dafür sorgen, dass Myrla das Geld bekommt.
    Wo habe ich die verdammte Kutsche nochmal gesehen?
    Er war wieder an seiner Tür, aber dieses Mal blickte er auf die Straße hinaus. Mit seiner Reiseausrüstung, Waffen und seinem mit Pelz gefütterten Regenumhang – dem neuen, der nach Schaf roch –, von daher war klar, dass eine gewisse Zeit verstrichen sein musste, aber eine von der unwichtigen Art, in der nur das getan wurde, was getan werden musste, ohne irgendeinen Gedanken daran zu verschwenden. Kein Zögern, kein schwerfälliges Abwägen der Möglichkeiten, kein Vielleicht-oder-vielleicht-doch-nicht-Geseiere, das manche als weise Bedächtigkeit bezeichnen mochten.
    Er ging jetzt, aber auch das hatte wenig Bedeutung. Nein, nichts hatte Bedeutung bis zu dem Augenblick, wenn die Klauen ausgefahren werden und der Geruch von Blut die Luft würzt. Und dieser Augenblick wartete irgendwo voraus, und er kam näher, Schritt um

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