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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zurückzuhalten – oh, er war für sie alle gewiss so etwas wie ein Unhold gewesen, aber einer, der ihnen trotz all seines Gepolters nie ein Leid zufügen würde.
    Da sie dies wussten, hatten sie ihre Freiheit oft missbraucht. Sie hatten den armen alten Mann mehr als einmal verspottet. Sie hatten ihm Becher vor die Füße gerollt, wenn er an ihnen vorbeigegangen war, hatten vor Begeisterung gequiekt, wenn er sie versehentlich durch die Gegend gekickt hatte, so dass sie scheppernd und klappernd hierhin und dorthin flogen, oder, noch besser, wenn er das Gleichgewicht verloren und auf den Hintern gefallen war und vor Schmerzen gestöhnt hatte. Was für ein grausames Feuer, das all diese grässlichen Erinnerungen beleuchtete. Totstink hatte auf seine schläfrige, anscheinend achtlose Art ihre Geschichte aus ihnen herausgelockt. Von jener Festung, die verborgen im Schutz einer abgelegenen Gebirgskette gelegen hatte, bis zur plötzlichen, überraschenden Ankunft eines Fremden – des gealterten, gebeugten Tiste Andii, der, wie sie schockiert erfahren hatten, Anomanders eigener Bruder war. Und über die Wortgefechte, die aus den Privatgemächern ihres Vaters zu hören gewesen waren, als die beiden Brüder sich über unbekannte Dinge gestritten hatten – über Entscheidungen in der Vergangenheit, über Entscheidungen in der Zukunft, ein präzises Offenbaren von Verbrechen an der Seele, was zu schroffen Vorwürfen und bitterkaltem Schweigen geführt hatte.
    Tage später wurde irgendwie im Dunkel der Nacht Frieden geschlossen. Und dann war ihr Vater zu ihnen gekommen und hatte ihnen erzählt, dass Andarist sie alle fortbringen würde. Zu einer Insel, einem Ort voller Wärme, wo es weichen Sand und klares Wasser gab und Bäume voller Früchte. Während ihnen diese neue Zukuft mitgeteilt worden war, hatte der alte Endest Silann im Hintergrund gestanden, und auf seinem Gesicht hatten sich starke Gefühle widergespiegelt – keine Becher mehr unter den Füßen, keine Sticheleien und schwer zu fassenden Racker mehr, die davonrasten, um eingebildeten Verfolgungen zu entkommen (er hatte sie niemals verfolgt, hatte niemals die Hand ausgestreckt, um einen von ihnen zu packen, hatte niemals die Hand gegen sie erhoben, hatte noch nicht einmal die Stimme erhoben; er war nichts weiter als ein Brennpunkt ihrer Respektlosigkeit gewesen – einer Respektlosigkeit, die sie ihrem Vater gegenüber niemals zu zeigen gewagt hätten). Er hatte seine Aufgabe gehabt, und er hatte sie überstanden, und jetzt weinte er, als die Kinder zusammengeholt wurden und ein Gewirr geöffnet wurde, ein Portal in eine unbekannte, geheimnisvolle neue Welt, wo alles möglich war.
    Andarist führte sie hindurch.
    Sie würden neue Dinge lernen. Die Waffen erwarteten sie.
    Er war ein strenger Lehrer und keiner, den man verspotten konnte, das wurde schnell deutlich, als eine beiläufige Ohrfeige Skintick durch die Luft fliegen ließ – ein Klapps, der zweifellos die Antwort auf irgendeine gemurmelte spöttische Bemerkung gewesen war.
    Die Spiele fanden ein Ende. Die Welt wurde plötzlich ernst.
    Es lief darauf hinaus, dass sie den alten Mann liebten. Ihn viel zu sehr liebten, wie sich herausstellte, denn während Anomander vermutlich dazu in der Lage gewesen wäre, das Entsetzen abzuwehren, das mit dem Erwachsensein und der damit verbundenen schrecklichen Welt einhergeht, war Andarist es nicht.
    Kinder wurden perfekte Soldaten, perfekte Mörder. Sie hatten kein Gefühl dafür, was es bedeutet, sterblich zu sein. Sie hatten keine Angst vor dem Tod. Sie zogen helle Freude daraus, etwas zu zerstören, selbst wenn die Zerstörung damit verbunden war, ein Leben zu vernichten. Sie spielten voller Grausamkeit, um sich die Ergebnisse anzusehen. Sie verstanden, wie einfach es war, Macht in der Waffe zu finden, die sie in der Hand hielten.
    Schau dir ein gelangweiltes Kind mit einem Stock an – und schau dir an, wie alle Tiere in der Nähe fliehen, da sie sehr gut begreifen, was jetzt nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich ist. Schau dir das Kind an, wie es den Blick über den Boden schweifen lässt, wie es den Stock schwingt, um Insekten zu zerschmettern, um Blumen zu zerfetzen, um einen Vernichtungsfeldzug zu führen. Ersetze den Stock durch ein Schwert. Erkläre, wie der Aspekt der Schuld vernachlässigt werden kann, wenn diejenigen, die getötet werden müssen, der Feind sind.
    Und dann entfessle sie, diese Kinder mit den leuchtenden Augen.
    Gute Soldaten. Andarist

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